Man kann auch mit Politikern schöne Augenblicke erleben. Ihre hervorgehobene gesellschaftliche Stellung verhindert oft ein näheres Kennenlernen, aber manchmal ergeben sich Situationen, wo sie einem richtig an Herz wachsen können.
Ich hatte kürzlich in der Naturwerkstatt Schloß Neuhaus die Ehre, einen Preis der UN zu überreichen. Wie es der Zufall wollte, umflog dabei ein Insekt mein Mikrofon, als wollte es die Gelegenheit nutzen, um den geladenen Gästen auf die Notlagen von Insekten aufmerksam zu machen. Spontan begrüßte ich den kleinen Gast mit den Worten: „Hau ab, du Biene."
Wie veredelt wurde dieser Augenblick durch Bürgermeister Dreier, der mich mit einem Wort korrigierte: „Wespe". Natürlich war das eine Wespe. „Hau ab, du Wespe" hätte es heißen müssen.
„Die Stadt ist in guten Händen"
Da hatte ich aus der Biene eine Wespe gemacht, und einer hatte es bemerkt. „Die Stadt ist in guten Händen", dachte ich nur.
Ich hatte auch mal unseren früheren Landrat Rudolf Wansleben ins Herz geschlossen, der mir in einer schwierigen Situation zur Seite stand. Wir waren mal gemeinsame Gäste bei den Winterfestspielen in Harth-Ringelstein. Wir standen in der Pause nicht zusammen, aber sahen uns, zumal wir beide ein Würstchen aßen. Das Würstchen schmeckte gut, aber ich wollte trotzdem Senf haben, fand aber den Senfspender nicht. Zum Glück erfasste unser damaliger Landrat die Situation, und ließ mir von seinem Tisch aus den Landrat-Senf überreichen. Der ging von Hand zu Hand über die Köpfe hinweg, bis er bei mir eintraf. Ich freute mich dermaßen darüber, dass es mir nichts ausmachte, dass die Quetschflasche dann leer war. Es war ein schöner Augenblick.
Sind es nicht oft diese kleinen Gesten, die uns über politische Programme hinweg verbinden? Ich kenne auch Politiker, die hätten mich mit meiner Wurst allein gelassen.
Eine groß ausgeführte Geste
Wie mir einmal Klaus Schröder, von den Grünen, in der Westernstraße zuwinkte, war auch berührend. So etwas vergisst man nicht. Man kann sich auch ohne große Worte verständlich machen und Schröder ist jemand, den man sieht, wenn er winkt.
Er kennt die Wirkung der kleinen Geste und kann diese groß ausführen.
Ich habe natürlich zurück gewunken, war mir aber nicht sicher, ob dies auch so ein schöner Anblick gewesen war. Wenn kleine Menschen winken, wirkt dass immer so, als brauchten sie Hilfe.
Ein unvergesslicher Augenblick
Einen der schönsten Augenblicke durfte ich aber mit unserem ehemaligen Bürgermeister Heinz Paus erleben. Paderborn war Fair-Trade-Town geworden und ich sang als Schirmherr dieser Aktion im Rathaus ein Lied, wo ein Chor an einer Stelle ein „Lidl Lidl Lidl" einwarf. Herr Paus reagierte sofort mit der Anmerkung: „Es gibt aber auch noch andere Supermärkte, die fair gehandelte Waren anbieten." Das war schon sehr komisch gewesen. Ein unvergesslicher Augenblick.
Ich weiß noch, dass ein Vertreter der Fair-Trade- Bewegung, der aus Köln angereist war, mir später anvertraute, dass er nie gedacht hätte, wie lustig es in Paderborn sein kann. Was hatte er denn gedacht?
Links zum Thema