Kreis Paderborn. Mit Corona bedingter Verspätung fand die eigentlich für Juni geplante konstituierende Sitzung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn nun statt. Zu der halbtägigen Synode waren mit dem nötigen Abstand 78 stimmberechtigte und sieben beratende Mitglieder in die Mensa der Friedrich-Spee-Gesamtschule Paderborn gekommen. Die Abgeordneten der 14 evangelischen Kirchengemeinden und der Gemeinsamen Dienste vertreten über 78.000 evangelische Christinnen und Christen in den Kreisen Höxter und Paderborn.
In seiner Andacht zum Auftakt der Synode ging Pfarrer Karl-Ludwig Wendorff (Kirchengemeinde Altkreis Warburg) auf Gottesdienste und kirchliches Leben unter Corona-Bedingungen ein. Er appellierte, vorsichtig zu bleiben und weiterhin kleine Gottesdienste mit Abstand zu feiern: „Als Kirche haben wir einen fürsorgenden Auftrag und müssen die schützen, die uns anvertraut sind", betonte Wendorff.
Kirche ist existenzrelevant
„Kirche verändert sich. Das tut sie seit 2000 Jahren. Und das ist gut so!", stellte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Volker Neuhoff, zu Beginn seines Berichts fest. Die Botschaft des Evangeliums wolle in jede Zeit hinein aktualisiert werden. Die äußere Form von Kirche sei tatsächlich zweitrangig, solange die Kommunikation des Evangeliums geschehe. „Mitgliederbindung, Finanzierungsfragen, Personalentwicklung, Beteiligungsformen und social media werden uns sehr stark beschäftigen", nannte Neuhoff die praktischen Veränderungen in den nächsten Jahren.
Die Corona-Pandemie wirke dabei wie ein Brennglas und stelle die Frage sehr deutlich: „Warum und wo und wie und mit wem und für wen seid ihr Kirche?" Veränderung brauche neben Bereitschaft auch Kraft. „Unsere Kirche ist nicht systemrelevant", so der Superintendent. Die Kirche sei aber in ihrem Kern „existenzrelevant", stimmte er dem EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Bedford-Strohm, zu.
Persischsprachige Seelsorge auch in Paderborn
Das dank Pastor Mehrdad Sepehri Fard sehr erfolgreiche Projekt „Persischsprachige Seelsorge" ende zwar nach drei Jahren Mitte Oktober, könne aber mit Finanzmitteln aus dem Ökumene-Fonds fortgesetzt werden, kündigte Volker Neuhoff an. Der Kirchenkreis werde auch eine gleichnamige Fachstelle mit Sitz in Paderborn gründen. Im Umgang mit Geflüchteten empfindet Neuhoff eine
„Kriminalisierung von Flucht und Geflüchteten". Kirchenasyl sei eine besondere Aufgabe für eine Kirchengemeinde. Hier wurde für den Kirchenkreis Paderborn ein solidarisches System aus finanzieller und ehrenamtlicher Unterstützung angeregt.
Aus für Psychosoziale Erstberatung
Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen finanzieller und inhaltlicher Art sieht sich die Diakonie Paderborn-Höxter gezwungen, die von ihr aufgebaute Arbeit der Psychosozialen Erstberatung und das übernommene Beschwerdemanagement in den Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen (ZUE) Bad Driburg und Borgentreich zum 31. Dezember 2020 zu beenden.
„Wir bedauern es sehr, dass die Politik des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration die Arbeit der Wohlfahrtsverbände erschwert und uns daran hindert, diese erfolgreiche und wichtige Arbeit weiter fortzusetzen. Dies geht zu Lasten der geflüchteten und zum Teil vulnerablen Menschen in den ZUEs, die aufgrund der Vorgaben des Ministeriums in Zukunft auf qualitative Begleitung verzichten müssen", kritisiert der Superintendent.
Würde die Diakonie diese Arbeit fortsetzen, müsste sie mehr als 60.000 Euro Eigenmittel aufbringen. informierte Neuhoff. Er halte es für einen zutiefst irritierenden Vorgang, wenn ein Ministerium ein Modellprojekt zur Regel erhebt und zugleich die Initiatoren des Projektes durch realitätsferne Finanzierungsrichtlinien ausbootet. Superintendent Neuhoff sei ebenso fassungslos wie Diakonie-Vorstand Jutta Vormberg.
Wahlen eines neuen Kreissynodalvorstands
Die Synodalen wählten den neuen Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn. Wiedergewählt wurden Synodal-Assessor Pfarrer Gunnar Wirth (Weser-Nethe-Kirchengemeinde), Scriba Pfarrer Wolfgang Neumann (Emmer-Nethe-KG) und die Synodalältesten Evelyne Schubert (KG Schloß Neuhaus), Jürgen Engelmann (KG Büren-Fürstenberg) und Wolfgang Dzieran (KG Bad Lippspringe).
Neu gewählt wurden die Synodalältesten Irmgard Alboth (KG Paderborn) und Rolf Hellweg (Emmer-Nethe-KG). Sie folgen auf Helga Weber-Kruck und Wilfried Hauenschild, die altersbedingt aus ihren Ämtern ausgeschieden sind. Superintendent Volker Neuhoff, dessen Amtszeit acht Jahre beträgt, stand nicht zur Wahl. Wiedergewählt wurden auch die Abgeordneten des Kirchenkreises für die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen. Es sind die nicht-theologischen Abgeordneten Susanne Bornefeld, Wolfgang Dzieran und Dirk Appelt sowie der theologische Abgeordnete Pfarrer Ulrich Richter.
Superintendent Volker Neuhoff ist durch sein Amt Mitglied der Landessynode. Außerdem wählten die Synodalen die Mitglieder der einzelnen Ausschüsse des Kirchenkreises (Finanz-Ausschuss bis Tansania-Ausschuss) sowie die Synodalbeauftragten für einzelne Arbeitsbereiche („Christen und Juden" bis „Tageseinrichtungen für Kinder").