Sparzwang: Wie eine Gemeinde im Kreis Höxter ihre Finanzen retten will

Kreis Höxter. Die Evangelische Weser-Nethe-Kirchengemeinde zieht die Reißleine - und kündigt &bdquo;strukturelle Veränderungen“ an. Die seien notwendig, weil die Gemeinde seit rund drei Monaten in der Haushaltssicherung sei. Die Verunsicherung bei den Gemeindemitgliedern ist groß. Eine Sache schließt Pfarrer Tim Wendorff im Vorfeld aber aus. Das Problem beschreibt Wendorff so: &bdquo;Viele Gebäude sind alt und denkmalgeschützt, das bedeutet höhere Kosten.“ In Kombination mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen ergibt sich so eine Lücke im Haushalt, die sich nun zu einem regelrechten Loch in der Kasse ausgewachsen hat. &bdquo;Gerüchte über anstehende Veränderungen machen schon länger die Runde“, heißt es in einem Schreiben, das die Gemeinde nun veröffentlicht hat. Diesen Gerüchten wollen die Verantwortlichen nun entgegentreten. Mit Versammlungen in den vier Gemeindeteilen am Donnerstag, 19. Dezember. Passend dazu: Kirchengemeinde Altkreis Warburg muss Gemeindehäuser verkaufen Nicht der einzige Fall im Kreis Höxter Dabei ist es keineswegs so, dass nur die Weser-Nethe-Gemeinde finanzielle Schwierigkeiten hat. Die Evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg wird sich von drei kirchlichen Gebäuden in Rimbeck und Willebadessen trennen. Ein Schritt, der notwendig sei, sagt die dortige Gemeindeleitung - sowohl aus personellen als auch aus finanziellen Gründen. Wendorff stellt aber im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ klar, dass nicht geplant sei, einen Standort zu schließen. Zur Evangelischen Weser-Nethe-Gemeinde zählen die Gemeindeteile in Amelunxen, Beverungen, Höxter und Bruchhausen. Sie alle würden demnach also bestehen bleiben. Wo genau gespart werden soll, dazu wollte Wendorff im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ keine Angaben machen - die Gemeindemitglieder sollen zuerst persönlich während der geplanten Informationsveranstaltungen davon erfahren. Lesen Sie auch: Evangelischer Kirchenkreis ordnet seine Regionen neu - und spart kräftig Schritt war schon länger vorbereitet Klar ist, dass die Gemeinde sich schon länger auf den Schritt vorbereitet. &bdquo;Das ist keine Entscheidung aus der hohlen Hand heraus“, sagt Pfarrer Wendorff. Im Gegenteil: Laut der sogenannten Freiburger Studie, die 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlicht wurde, nimmt die Zahl der Kirchenmitglieder deutlich ab. Im Februar 2022 hat die Synode darauf schon reagiert - und Pläne geschmiedet, um die Pfarrstellen neu zu strukturieren. 2021 ist ein Pfarrer kirchenkreisweit im Schnitt für 3.000 Gemeindemitglieder zuständig, 2035 werden es, laut Planungen, 5.000 sein. Also gibt es, salopp gesagt, weniger Pfarrer pro Kirchenschaf. Passend dazu: Kirchengemeinde Preußisch Oldendorf in der Haushaltssicherung - wie geht es weiter? Die Kassen sind schon jetzt leer Um das zu stemmen, sollen, unter anderem, so genannte Interprofessionale Pastoralteams eingesetzt werden: Pfarrer sollen durch Angestellte entlastet werden, die Gemeindeaufgaben übernehmen, die nicht unbedingt von einem Pfarrer wahrgenommen werden müssen. Das Beispiel für eine Kostensenkung betrifft die Region Ost des Kirchenkreises Paderborn und es geht vor allen Dingen um die Pfarrstellen. Bei der Weser-Nethe-Gemeinde geht es aber darum, dass ihre Kassen schon jetzt leer sind. Dass eine evangelische Gemeinde in Ostwestfalen-Lippe in die Haushaltssicherung rutscht, ist nicht alltäglich - aber auch kein Novum. Im Juli 2024 etwa ordnete der Kirchenkreis Lübbecke die Haushaltssicherung für die Kirchengemeinde Preußisch Oldendorf an. Was in Höxter passiert, ist noch nicht spruchreif Die Konsequenz fasst der Pfarrer damals gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“ so zusammen: &bdquo;Alles, was Pflicht ist, läuft natürlich weiter, alles, was Kür ist, werden wir uns vorläufig nicht mehr erlauben können.“ In Preußisch Oldendorf muss die Kirchengemeinde deutliche Einsparungen vornehmen, auch Personal könnte betroffen sein. In der Weser-Nethe-Gemeinde sei noch nicht alles spruchreif, sagt Wendorff, &bdquo;wir möchten darüber informieren, an welcher Stelle wir stehen“. In der Einladung zu den Informationsveranstaltungen erwähnt die Gemeinde als Gründe Kosten &bdquo;insbesondere für die Instandhaltung der Gebäude, aber auch für Personal und die laufende Arbeit“. Klar ist, dass der Gemeinde nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, wie der Pfarrer erläutert. Auch interessant: Viele Christen im Kreis Höxter wenden sich von der Kirche ab Es gibt einen straffen Zeitplan fürs Sparen Denn der Haushalt sollte bis 2027 ausgeglichen sein; im ersten Halbjahr 2025 muss die Gemeinde ein Konzept vorlegen, wie sie das Ziel erreichen will. Ohne Streichungen von Angeboten - welcher Art auch immer - wird das wohl kaum möglich sein. Ein Sprecher des Landeskirchenamts der Evangelische Kirche von Westfalen erklärt auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“, dass dem Landeskirchenamt keine Zahlen darüber vorlägen, wie viele Gemeinde in der Haushaltssicherung sind. Wenn ein vorgelegter Haushalt nicht genehmigungsfähig sei, müsse &bdquo;ein Konzept zur Haushaltssicherung“ erarbeitet werde. Wie das bei der Evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter aussieht, darüber will die Gemeinde am Donnerstag, 19. Dezember, informieren. Eingeladen zu den Bezirksversammlungen sind alle Gemeindemitglieder und weitere Interessierte aus allen Gemeindeteilen. Die Versammlung findet in den jeweiligen Gemeindehäusern statt. Los geht es um 16 Uhr in Amelunxen, jeweils um 17.30 Uhr in Beverungen und Höxter und um 18.30 Uhr in Bruchhausen. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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