Was die erzbischöflichen Stiftungen aus Paderborn mit ihrem Geld machen

Paderborn. Von wegen bischöfliches Tafelsilber: Zwar verfügt der Erzbischöfliche Stuhl zu Paderborn über ein bemerkenswertes Vermögen von fast 2,7 Milliarden Euro. Doch bei der seit Jahren erwarteten Offenlegung der Finanzen des Erzbischöflichen Stuhls machte die Paderborner Kirche auch deutlich, dass sie diese Werte nicht bloß verwaltet. Stattdessen werden mit den Erträgen der sieben Stiftungen, die fast ausschließlich aus ihren Kapitalanlagen stammen, ganz unterschiedliche Projekte und Maßnahmen finanziert – 2019 waren das rund 9,2 Millionen Euro. Jede der Stiftungen hat nicht nur ihr ganz eigenes Vermögen, das erhalten bleiben muss, sondern jeweils auch einen ganz eindeutigen Zweck. Laut Geschäftsführer Andreas Kröger gibt es keine festen Budgets, stattdessen wird über die Förderung von Projekten in einem mehrstufigen Verfahren entschieden. So fördert die Stiftung St. Kilian (Vermögen von 663 Millionen Euro) karitative Tätigkeiten und unterstützt seit 2019 das Jugendwerk Rietberg. Die Stiftung konzentriere sich auf Projekte, die von anderer Seite keine Förderung erhalten, heißt im Finanzbericht. Die Schwerpunkte der Stiftungen Bildung, Forschung und Wissenschaft sind die Schwerpunkte der Stiftung Bischof Meinwerk (249 Millionen Euro), die insbesondere Schul- und Hochschulprojekte fördern und gesellschaftliches Engagement in Nischenbereichen unterstützen soll. Die Stiftung St. Libori (508 Millionen Euro) wiederum soll den Lebensunterhalt von Ordensleuten und Missionaren aus dem Erzbistum sichern und katholische Einrichtungen unterstützen, die in wirtschaftliche Not geraten sind. Der Stiftungscharakter ähnele einem Unterstützungs- oder Krisenfonds, der bislang aber noch nicht in Anspruch genommen worden sei. Die Sicherung und der Erhalt von Kulturgütern – gemeint sind kirchliche Immobilien im Erzbistum – ist der Zweck der Stiftung Bischof Imad (356 Millionen Euro). Aus ihren Erträgen wurde zuletzt die Renovierung der Antoniuskapelle in Menden unterstützt. Mit der Förderung von Musik, Kunst und Kultur ist der Zweck der Stiftung Bischof Badurad (203 Millionen Euro) beschrieben. Eine ihrer wesentlichen Aufgaben ist die Mädchenkantorei am Paderborner Dom, die im Vorjahr mit 116.000 Euro bedacht wurde. Darüber hinaus soll die Stiftung künftig die im Drei-Jahres-Rhythmus stattfinden Internationalen Musiktage am Dom mitfanzieren, 2019 wurden dafür 82.7000 Euro an das Metropolitankapitel als Veranstalter ausgeschüttet. Die letzten beiden Stiftungen haben eine Sonderrolle inne. So finanziert die Stiftung Dietrich IV. von Fürstenberg (524 Millionen Euro) als Trägerin die Theologische Fakultät Paderborn. Deren rechtliche Stellung sei im Rahmen der Umstellung der Buchführungen von Fakultät beziehungsweise Stiftungen intensiv geprüft worden. Mit dem Ergebnis, dass die Hochschule als Einrichtung des Erzbischöflichen Stuhls bestätigt wurde. Die laufende Finanzierung der Hochschule sowie der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek ist die wesentliche Funktion der Stiftung. Die Immobilien des Erzbischofs Die Stiftung Erzbischöflicher Stuhl (177 Millionen) letztlich dient in erster Linie der Sicherung des Leitungsamtes. Dazu gehört auch Pflege und Betrieb des Diensitzes von Erzbischof Hans-Josef Becker am Kamp. Seit dem Finanzbericht ist klar: Das ab 1718 von Johann Conrad Schlaun erbaute Haus hat einen Buchwert von 1,17 Millionen Euro. Zur Stiftung gehören außerdem drei vermietete Objekte (500.000 Euro), 1,24 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche (200.000 Euro), 15 Hektar unbebaute Grundstücke (695.000 Euro) sowie 34 Erbbaurecht-Objekte mit einem Buchwert von 2,9 Millionen Euro. Der Finanzbericht macht allerdings deutlich, dass dieses Sachanlagevermögen mit &bdquo;vorsichtig geschätzten Zeitwerten als fiktive Anschaffungs- und Herstellungskosten" bewertet wurde. Anlaufstelle für Obdachlose Generalvikar Hardt kündigte an, dass der Leistungsumfang der Stiftungen steigen solle. Aktuell wird mit Stiftungsmitteln die ehemalige Gaststätte &bdquo;Pflaumenbaum" in der Paderborner Heiersstraße zu einer Anlaufstelle für Obdachlose umgebaut. Zuvor hatten die rund 120 katholischen Einrichtungen der Altenhilfe und Hospize im Erzbistum insgesamt 630.000 Euro erhalten, um in der Corona-Pandemie den Kontakt der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Angehörigen zu ermöglichen oder zu verbessern. Trotz der Corona-Krise äußerte sich Generalvikar Alfons Hardt zur allgemeinen Finanzsituation des Erzbistums zuversichtlich: &bdquo;Wir besitzen aktuell eine solide Basis. Es ist ausreichender Handlungsspielraum vorhanden." Allerdings müsse die weitere Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen im Auge behalten werden. Klar sei jedoch, dass es nicht so bleiben werde, wie es aktuell sei. Dann könnten die Renditen der Stiftungen &bdquo;entlastend sein", um die Unterstützung von Menschen und der Verkündigung des Glaubens zu gewährleisten.

Meistgelesen