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Paderborn

Grosches Gedanken: Wahlplakate in der Stadt erinnern an Weihnachtsgebäck

Der Kabarettist, Autor und Kleinkünstler schreibt in seiner Kolumne über die Werbemaßnahmen der Parteien vor der Kommunalwahl.

Macht sich Gedanken: Erwin Grosche. | © Harald Morsch

08.08.2020 | 13.08.2020, 12:54

Ich dachte am Montag, ich sehe nicht richtig. Überall hingen Wahlplakate herum. In einer Nacht- und Nebelaktion müssen Mitglieder der Parteien mit Kleister und Quast losgezogen sein, um Paderborn mit Wahlplakaten vollzupflastern. Nur die Plakate von der FBI schienen noch die zu sein, die von der letzten Wahl hängengeblieben sind. Unterstützt wird dieser Eindruck auch durch die Plakatpräsenz ihres Fraktions-Vorsitzenden Hartmut Hüttemann, der nicht in dem Tempo anderer Menschen altert, und mit dem Segen der ewigen Jugend belastet ist.

Werbeprofis wissen natürlich, dass nach zwei Wochen kein Plakat mehr auffallen wird, um für eine Wahl im September wichtig zu sein. Das erinnert an Weihnachtsgebäck, das man schon im September in den Regalen findet und dann zu Weihnachten nicht mehr schmeckt.

Den Namen vergessen?

Haben die Liberalen vergessen, den Namen ihrer Partei auf das Plakat zu schreiben? Gibt es eigentlich eine neue Partei, die DNA heißt? Auf dem Plakat des FDP-Bürgermeisterkandidaten Alexander Senn wird erstaunt gefragt: „Ein liberaler Bürgermeister für Paderborn?" Da steht wirklich ein Fragezeichen hinter der Aussage. So erobert man kritische Wählerstimmen. Vorbildlich ist auch die optische Präsentation von Alexander Senn, der in echt viel besser aussieht als auf dem Plakat. Will man mit diesem Trick den Wähler um den Finger wickeln?

Der beste Slogan der Wahl stammt natürlich von unserem Bürgermeister. Sein „Mensch Dreier" ist wirklich alles, was man wissen muss. So kommt ein Gewinner daher. Sein Foto mit den Bienen ist natürlich großes Kino, da passt der Slogan „Wir halten zusammen" wie die Faust aufs Auge.

"Noch mehr Mensch"

Klaus Schröder, Bürgermeisterkandidat der Grünen bleibt da mit der Aufzählung „pragmatisch, tatkräftig, grün" seltsam undeutlich. Klaus Schröder ist besser als nur pragmatisch, tatkräftig, grün. Man möchte ihn als Freund haben. Wenn unser Bürgermeister mit „Mensch Dreier" überzeugen kann, hätten auch die Grünen mit „Noch mehr Mensch: Schröder" punkten können. Warum fragt man mich da nicht?

Martin Pantke von der SPD, tritt mit dem Versprechen an: „Den Menschen zugewandt". Man weiß, was gemeint ist. Die Aussage ist auf jeden Fall besser als: „Auch ein schöner Rücken kann entzücken" – aber nur ein bisschen. Er hat dabei als einziger ein Farbfoto abgeliefert, das ich mir auch privat ins Zimmer hängen würde.

KFC ist keine Partei

Zum Glück haben sich auch Elke Süsselbeck (Linke) und Verani Kartum (Volt) zur Wahl gestellt und vervollständigen das Bild einer jungen und offenen Großstadt. Hut ab, wer sich für unsere Gemeinschaft einsetzen will und den Dauerstress einer Wahl auf sich nimmt.

Dann sah ich über einem Haus das gezeichnete Wahlplakat eines Mannes, der ohne Botschaft auskam, der einfach sein wahres Ich zeigte. Wie schön, dachte ich, bis ich begriff, das KFC keine Partei war, sondern der Fastfood-Laden. Treffen sich ein Thunfisch und ein Walfisch. Sagt der Walfisch: „Was sollen wir tun, Fisch?" Antwortet der Thunfisch: „Du hast die Wahl, Fisch." Kapiert?