Schüco oder Goldbeck als Kunden: Bünder Werbe-Experten beurteilen Wahlplakate

Bünde. Von modern und hip bis hin zu konservativ und altbacken – die Stadt ist derzeit gefühlt tapeziert mit Wahlplakaten. Von Laternenmasten oder von riesigen, bevorzugt an Kreisverkehren aufgestellten Wahlwänden lachen einen vor allem die Kandidaten an, die in Bünde gerne Bürgermeisterin oder Bürgermeister werden, beziehungsweise bleiben möchten. Ob mit sympathischem Lächeln, einem ernsteren Gesichtsausdruck und vor allem mit Botschaften, was ihrer Meinung nach besser werden muss in Bünde, und was sie im Falle einer Wahl vorantreiben wollen, wollen alle nur eines erreichen: dass die Bünderinnen und Bünder am Kommunalwahl-Sonntag, 14. September, ihr Kreuzchen hinter ihrem Namen machen. Doch gelingt es den Bewerbern um das Bürgermeisteramt, die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger zu erregen? Kommen sie sympathisch rüber und können sie überzeugend und authentisch vermitteln, wofür sie politisch stehen? Dafür haben Tobias Uffmann und Tim Perlemann, beide Geschäftsführer der Kommunikations- und Marketingagentur Kirchner mit Sitzen in Bünde und Gütersloh, mal einen geschulten Marketing-Blick auf die Wahlplakate geworfen. Normalerweise setzen die Marketing-Fachleute Unternehmen wie Nobilia, Miele, Schüco oder Goldbeck ins rechte Licht. Sie sind überzeugt: In der Kommunalpolitik, vor allem bei einer Bürgermeisterwahl, stehen die Personen im Fokus. &bdquo;Grundsätzlich ist Wahlwerbung eine sehr plakative Art der Werbung“, sagt Tobias Uffmann. Der kleinste gemeinsame Nenner aller Plakate sei, die Menschen darüber zu informieren, dass eine Wahl stattfindet. &bdquo;Dabei sind die Plakate – zum Beispiel im Vergleich zu Social-Media-Beiträgen – ein sogenanntes Push-Medium – das heißt, dass jeder sie wahrnimmt, wenn er oder sie durch Bündes Straßen läuft, und nicht erst aktiv dem Social-Media-Auftritt eines Kandidaten oder einer Partei folgen muss.“ Auch im digitalen Zeitalter hält Uffmann Plakate immer noch für &bdquo;das beste Medium für die breite Masse“. Lesen Sie auch: Facebook statt Wahlplakat: Die Herforder Bürgermeisterkandidaten im Social-Media-Check Stadt und Person als Einheit dargestellt Eher ungewöhnlich, aber im positiven Sinn, beurteilen Perlemann und Uffmann die Wahlplakate der Amtsinhaberin Susanne Rutenkröger (SPD). &bdquo;Oben drüber steht groß das Wort Bünde. Das ist ungewöhnlich, aber ganz raffiniert gemacht, denn zusammen mit Frau Rutenkrögers Foto entsteht so die direkte Verbindung von ihr zur Stadt“, sagt Tobias Uffmann. Auch die kurze, zweideutige Aussage, dass sie &bdquo;Bünde weiter.führen“ wolle, sei enthalten – &bdquo;das kann im Sinne von weiter voranbringen und auch im Sinne von Führung verstanden werden“. In einem sogenannten &bdquo;Störer“, einem blauen Kreis am rechten unteren Rand des Plakates sei nicht nur das Wahldatum mit der Aufforderung, sich zu beteiligen, untergebracht, sondern auch noch einmal &bdquo;die klare Aufforderung, Susanne Rutenkröger zu wählen“. &bdquo;Das Foto wirkt freundlich, sie ist gut getroffen. Wobei man über den roten Verlauf hinter dem Bild sicher diskutieren kann“, sagt Tim Perlemann. Grundsätzlich sei die Herausforderung bei Wahlplakaten, alle Infos dort unterzubringen, ohne dass es überfrachtet und unruhig aussieht. &bdquo;Das ist hier ganz gut gelungen.“ Bei den großformatigeren Wänden in der Stadt, die im Querformat aufgestellt seien, und dasselbe Foto von Frau Rutenkröger zeigten, sei das Ergebnis von Aufbau her etwas wilder. &bdquo;Das ist bei den Hochformaten besser gelöst“, so Perlemann. Großformate wirken freundlicher und lockerer Genau umgekehrt beurteilen die Experten die Plakate des CDU-Herausforderers Matthias Ciesler. &bdquo;Da gefallen uns die großformatigen Querformate mit Fotos aus dem Leben, wo Herr Ciesler mit Menschen im Gespräch ist oder sich die Ärmel hochkrempelt, viel besser als die hochformatigen Wahlplakate“, so Uffmann. Der CDU-Kandidat wirke dort &bdquo;freundlicher und lockerer“. Das Bild auf den Hochformaten sei zwar ein gutes Foto, wirke aber wenig locker. Und Uffmann ist noch etwas aufgefallen: &bdquo;Herr Ciesler war ja bisher ein eher unbekannter Kandidat. Deshalb fehlt die Aussage, warum man ihn wählen sollte. Sein Name ist in Bünde schließlich noch nicht mit etwas verknüpft, und das auf den Wahlplakaten nicht zu tun, ist eine verschenkte Gelegenheit.“ Darüber hinaus sei auf den hochformatigen Wahlplakaten die vorherrschende Farbe Grau. &bdquo;Das Sakko, die hinterlegte Typo – alles ist grau. Da hätten ein bisschen mehr Frische und Lebendigkeit geholfen“, so Perlemann. Der große Überblick: Alle Infos zur Kommunalwahl 2025 in Herford Lachendes Foto authentischer als seriöses Von Jörn Döring als Bürgermeister-Kandidat der UWG gibt es zwei Plakat-Bilder: eines, auf dem er lacht und locker in die Kamera schaut und ein weiteres, auf dem er seriös und ernst, mit Hemd und Schlips abgebildet ist. &bdquo;Die Intention ist klar: Man wollte zeigen, dass er auch seriös kann. Aber das lachende Foto wirkt viel authentischer und auch moderner“, so Tobias Uffmann. Im Vergleich zu SPD und CDU sei das Parteilogo im Verhältnis zur Plakatgröße ziemlich groß ausgefallen und stehe rechts oben in einem ansonsten ziemlich leeren Bereich. &bdquo;Alles andere ist deshalb im unteren Bereich des Plakates gelandet. Deshalb stimmt hier gestalterisch die Gewichtung nicht“, so Tim Perlemann. Nicht viel auszusetzen haben die Experten an den Plakaten von Stefanie Janßen-Rickmann (B90/Grüne). &bdquo;Die Grünen überraschen zu dieser Wahl insgesamt mit einem sehr frischen, modern wirkenden Auftritt“, so Perlemann. Und das Foto der Bürgermeister-Kandidaten sei &bdquo;gut und sehr sympathisch“. Nur zum Slogan &bdquo;Macht Bünde grüner“ hat der Marketing-Experte noch eine Anmerkung: &bdquo;Inhaltlich wird hier nur die Klientel bedient, die die Grünen sowieso wählt. Es wird kein Mehrwert angeboten, warum auch andere Frau Janßen-Rickmann zur Bürgermeisterin wählen sollten.“ Knallige Farben erregen Aufmerksamkeit und wirken modern Auch die Pose, in der die Grünen-Kandidatin fotografiert worden sei, mit verschränkten Armen, sei grundsätzlich sehr modern, genau wie die Farbgestaltung: &bdquo;Grün und Magenta – das knallt richtig und fällt auf.“ Letztlich seien die Plakate aber sicher nur ein Aspekt, der die Wahlentscheidung beeinflusse, betonen die Experten. Worauf es gerade bei einem Bürgermeister-Wahlkampf ankomme, sei die Person. Und da spielten auch Gespräche an der Haustür, auf der Straße – eben der persönliche Kontakt – eine große Rolle. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen