Rubens-Ausstellung im Paderborner Diözesanmuseum startet

Paderborn. Christoph Stiegemann war die Freude anzusehen, dass es am Ende doch noch geklappt hat mit der Operation Rubens. Es sei wie &bdquo;eine Erlösung" gewesen, sagt er. So kann er doch noch Arbeiten wie Rubens’ &bdquo;Beweinung Christi" oder &bdquo;Kreuztragung" einem Publikum präsentieren. Wegen der Corona-Pandemie war lange unklar, ob die Ausstellung um den Malerstar und seine Verbindungen nach Paderborn und Westfalen überhaupt machbar sei. Mit zwei Monaten Verzögerung wird das Paderborner Diözesanmuseum nun zur prächtigen Bühne für die neue große kunst- und kulturhistorische Ausstellung &bdquo;Peter Paul Rubens und der Barock im Norden". Rubens selbst, vor allem aber seine Strahlkraft auf die sich durch ihn geradezu revolutionär verändernde Kunst, werden in insgesamt sechs Stationen vorgestellt. Was der Museumschef &bdquo;als ganz großes Geschenk" beschreibt. Als Budget standen Stiegemann und den beiden Kuratorinnen Karin Wermert und Christiane Ruhmann knapp eine Million Euro zur Verfügung. Ausgangspunkt der Schau ist die Neuausstattung des Paderborner Doms im 17. Jahrhundert durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubens-Umfeld. Von hier aus wird geblickt auf die Innovationen in Malerei, Architektur und Kirchenausstattung des flämisch geprägten Barock. Paderborn war keine Provinz Im Eingangsbereich dominiert der Paderborner Dom. Ein Video zeigt den Barockaltar, so wie er von 1661 bis 1867 aussah. Das Altargemälde wurde zwischen 1656 und 1658 von dem Antwerpener Maler Antonius Willemssens geschaffen, der in direkter Umgebung von Rubens gelernt und gearbeitet hat. Insgesamt war Willemssens von 1655 bis 1661 in Paderborn. In dieser Zeit habe er die hiesige Kunst revolutioniert, sagt Stiegemann. Bedeutende Barock-Künstler Westfalens haben bei ihm gelernt und so den flämischen Barock in Westfalen verbreitet. Nachdem der barocke Altar im 19. Jahrhundert aus modischen Gründen gegen ein kleines, neogotisches Exemplar ausgetauscht wurde, kam 1931 die Renaissance des Barock und der alte Altar wurde etwas anders erneut errichtet. Nur 14 Jahre später wurde er bei Bombenangriffen nahezu komplett zerstört. Das Altarbild zerfetzte in hunderte Einzelteile. Für die Ausstellung wurde es nun akribisch rekonstruiert Wie Antonius Willemssens in der Malerei, inspirierte sein Bruder Ludovicus die westfälischen Künstler in der Bildhauerei. Paderborn war keine Provinz, sondern stand in Verbindung zur internationalen Kunst: Das ist eine entscheidende Botschaft, die die Ausstellung aussenden möchte. Ironischer Blick auf die Vergänglichkeit Insgesamt 154 Exponate sind zu sehen, insgesamt 67 Leihgeber, unter anderem aus Amsterdam, London, Wien und San Francisco, stellen Arbeiten zur Verfügung. Bis auf ein Exponat kann Stiegemann alles zeigen, was er wollte. Allerdings fehlt mit dem Engel, eine Figur, die einst einen Altar in Antwerpen zierte und heute in Flint im US-Staat Michigan weilt, ein echter Hingucker von Rubens. Trotz des Zugpferds Rubens mit 30 bis 40 Werken, die ihm beziehungsweise seinem Werkstatt-Atelier in Antwerpen zuzuordnen sind, sei die Schau &bdquo;kein Ausstellungszirkus, keine Hochleistungsschau", betont der Museumschef. Dafür zeigten die Werke Rubens quasi beim Entwickeln neuer Kunstansätze. Wie kein anderer damaliger Künstler und seiner Zeit voraus, entfaltete er die Möglichkeiten von Kunst und nahm sich dafür alle Freiheiten. Exemplarisch zeige sich dies in der Arbeit &bdquo;Kreuztragung", bei dem alles Dynamik ist – außer Jesus, der aus dem Bild heraus schaut. Der Barock als eine stark vom Theater beeinflusste Kunst, die das Publikum verzaubern wollte: Auch das zeigt die Ausstellung. Und davon ausgehend die Zerbrechlichkeit des Lebens. Dies wird auch in der obersten Ebene des Museums deutlich, wo ein besonderer Akzent gesetzt wird. Hier geht es um die Frage, was die Kunst der Gegenwart mit dem Barock zu tun hat. Werke von Gerhard Richter oder Christoph Brech spielen mit Perspektiven und zeigen ironisch die menschliche Vergänglichkeit. Tony Craggs Arbeit &bdquo;It is, it isn’t" ist eine geschichtet-verrutschende Schöpfungsspirale. Schlusspunkt ist Hans Op de Beecks Video &bdquo;Celebration": Es zeigt eine Festtafel, deren Gastgeber offenbar eingenickt ist, ein letztes Mahl am Ende des Lebens-Spiels. &bdquo;Peter Paul Rubens und der Barock im Norden", ist ab Samstag, 25. Juli, im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen. ´ Die feierliche Eröffnung ist an diesem Freitag um 18 Uhr im Paderborner Dom.

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