Von Wahlkampfstimmung noch keine Spur in Paderborn

Paderborn. Am 13. September sind Kommunalwahlen in NRW und rund 118.000 wahlberechtigte Paderborner dazu aufgerufen, Stadtrat und Stadtoberhaupt zu wählen. &bdquo;Es wird Zeit, dass der Wahlkampf Formen annimmt", befand Integrationsrats-Vorsitzender Recep Alpan und lud die Bürgermeisteramts-Kandidaten aufs Podium. Fünf Männer, darunter der amtierende Bürgermeister Michael Dreier (CDU), und nur eine einzige Frau möchten die Geschicke an der Pader lenken: Die parteilose Rechtsanwältin Elke Süsselbeck (54) tritt für die Linken an und wäre Paderborns erste Bürgermeisterin. Informatiker Klaus Schröder (51) kandidiert für die Grünen, der pensionierte Lehrer Martin Pantke (68) für die SPD, Fraktionsvorsitzender Alexander Senn (37) für die FDP und Verani Kartum (51), Chef des Sportvereins SC Aleviten, für Volt. Breite Themenpalette Fast 80 Interessierte – für mehr war wegen der Corona-Schutzauflagen kein Platz – kamen in die Aula des Berufskollegs Schloß Neuhaus, wo von Wahlkampfstimmung so recht noch nichts zu spüren war. Statt kontroverser Diskussionen präsentierten sich die Kandidaten den Zuhörern. Mit Themen wie Wirtschaft und Coronakrise, Arbeit, Soziales, Wohnen, Klima, Mobilität, Integration, Bildung und Frauen war die Palette sehr bereit gefächert und so blieb einiges zwangsläufig an der Oberfläche. 20 Prozent der Unternehmen seien am starken Wirtschafts- und Technologiestandort Paderborn durch die Corona-Krise von Insolvenz bedroht, erläuterte Michael Dreier, der alle Kräfte bündeln will, um Betriebe zu unterstützen, Perspektiven zu bieten und auch Neugründungen zu ermöglichen. Unterstützt werden sollten aber jene Unternehmen, die tarifgebundene Arbeitsplätze böten und in Ausbildung investierten, will Elke Süsselbeck genau hinschauen. Für Unternehmen sei es schwierig, sich hier anzusiedeln, meinte Alexander Senn. Paderborn benötige dringend Gewerbeflächen. Verani Kartum hat da ganz konkrete Vorstellungen: 250.000 Quadratmeter seien dafür nötig. Und schnellstens müsse überall Glasfaser verlegt werden. Klaus Schröder hingegen will die Areale besser verteilen: Aktuell würden mit Blick auf mögliche Erweiterungen sehr große Grundstück an Unternehmen vergeben. &bdquo;Aber nicht jedes braucht einen Fußballplatz". Studierende für Paderborn begeistern Weil es für Betriebe problematisch sei, potenzielle Mitarbeiter für Paderborn zu erwärmen, müsse die Stadt attraktiver werden, betonte Schröder. Dafür seien auch weiche Standortfaktoren wie Bildung, Kultur und Sport wichtig, unterstrich Martin Pantke. Studierende müsse man ebenfalls für Paderborn begeistern, damit sie blieben, sagte Michael Dreier. &bdquo;Eine alternative Kulturszene fehlt. Wie wollen Sie es für Studierende attraktiver machen?", wollte ein Student wissen. Große Hallen der Barker-Kaserne könne man für Kulturveranstaltungen nutzen, so Klaus Schröder. Auch in Mönkeloh sei studentisches (Nacht-)Leben denkbar, meinte Verani Kartum. Für Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum wollen sich alle Kandidaten stark machen. Vor allem kleinere Wohnungen fehlten. Einhellig gelobt wurde die neue kommunalen Wohnungsgesellschaft, die für mehr geförderten Wohnungsbau sorgen soll. Michael Dreier möchte Bauland auf Kasernenflächen und in Stadtteilen entwickeln, während Klaus Schröder auch für mehr Innenverdichtung in der Stadt plädierte. Migranten präsentieren sich zu Libori 27,5 Prozent der Paderborner Einwohner haben einen Migrationshintergrund. &bdquo;Ich setze mich ein für eine bunte, weltoffene Stadt", sagte Michael Dreier. Martin Pantke appellierte an Migranten, sich politisch im Integrationsrat zu engagieren. Der müsse aufgewertet und stärker in die Beratungsfolge des Rates eingebunden werden, meinte Klaus Schröder. Verani Kartum möchte außerdem Räume schaffen, wo Migranten sich präsentieren können, zum Beispiel auf Libori. Elke Süsselbeck, die sich für eine sozial- und gendergerechte Politik stark macht, will Integrationskurse verstärkt auf die Bedürfnisse geflüchteter Frauen ausrichten und über die Gleichstellung von Frau und Mann informieren. Über Frauenthemen zu sprechen, dafür blieb am Dienstagabend übrigens keine Zeit mehr.

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