Kirmesspaß statt Libori: Freizeitpark soll Tivoli Wunderland heißen

Paderborn. Wenn Libori wegen der Corona bedingten Absage in diesem Jahr schon ausfällt, so soll es dennoch Kirmesspaß in Paderborn geben: Zwar steht die grundsätzliche Genehmigung für einen Freizeitpark namens "Tivoli-Wunderland" in Regie des Paderborner Schaustellervereins im Bereich des ehemaligen Gartenschaugeländes in Schloß Neuhaus noch aus, doch die Werbung dafür läuft schon. Jedenfalls seit ein paar Tagen mit einer eigenen Webseite im Internet. Demonstrative Unterstützung kommt bereits aus dem kommunalpolitischen Raum. So haben sich die Fraktionen der Grünen und von Für Paderborn zu einem gemeinsamen Antrag im Rat zusammengefunden. Danach soll die Stadt 2.500 Tagestickets zum Vorzugspreis von 60.000 Euro kaufen, um diese an einkommensschwache Familien, die von der Krise besonders betroffen sind, zu vergeben. Dabei sollen auch Familien, deren Eltern in Gesundheitsberufen, der Pflege oder anderen systemrelevanten Berufen arbeiten, berücksichtigt werden. Problem ist aber: Der nächste Rat ist erst für den 27. August angesetzt. Die Entscheidung könnte für einen Gratis-Eintritt in den wahrscheinlich auf sechs bis acht Wochen befristeten Freizeitpark reichlich spät kommen. Entsprechend empfehlen Klaus Schröder (Grüne) und Stephan Hoppe (Für Paderborn) denn auch einen sogenannten Dringlichkeitsbeschluss oder eine Sondersitzung. Von "Wilde Maus" bis "Frösche fliegen" Tatsächlich will Bürgermeister Michael Dreier nach Auskunft des Pressesprechers der Stadt, Jens Reinhardt, frühestens am Dienstag, 30. Juni, grünes Licht geben. Berücksichtigt würde dabei sicher die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen im Kreis Paderborn, wohl aber auch im Kreis Gütersloh, wo möglicherweise der Lockdown noch weiter verlängert werden könnte. Andererseits brauchen die Schausteller ohnehin rund zehn Tage, um den Freizeitpark mitsamt eigener Wasser- und Stromversorgung aufzubauen. Hans-Otto Bröckling, Vorsitzender des Schaustellervereins Paderborn, sagt: "Selbst wenn der Lockdown im Nachbarkreis verlängert würde, könnten wir so die Zeit zum Aufbau nutzen." Doch dafür wäre auf jeden Fall auch eine Baugenehmigung nötig, die bis Montag laut Jens Reinhardt noch nicht vorlag. Grundsätzlich gehe man aber von einer Genehmigung aus, so Reinhardt. Immerhin habe man Gutachten zum Beispiel zum Lärm eingeholt, um eine Änderung des Bebauungsplanes für die Fläche zu erwirken. 14 große Fahrgeschäfte und 17 Imbiss-Gelegenheiten Tatsächlich haben die Schausteller laut Internetseite auf dem 18.000 Quadratmeter großen Gelände in der Nähe des Merschweges, wo sonst bereits große Konzerte stattfanden, viel vor. 14 große Fahrgeschäfte, von der Achterbahn "Wilde Maus" über Schwindel erregende Karussells bis zum gemütlichen Autoscooter stehen auf der Liste der Corona bedingt locker positionierten Attraktionen. Dazu kommen fünf Stände mit Spielmöglichkeiten wie dem gerade auf dem Liboriberg sonst so beliebten "Frösche fliegen" sowie 17 Imbiss-Gelegenheiten von Fast-Food bis Bierstube. Und natürlich fehlen weder die gebrannten Mandeln noch spezielle Maßnahmen zum Hygieneschutz. Geöffnet werden soll der Park jedoch nur donnerstags bis sonntags zwischen 14 und 21 Uhr. Maximal 1.500 Besucherinnen und Besucher sollen sich darin zur gleichen Zeit aufhalten dürfen. "Wir Schausteller sind Macher" "Es war kein Problem, die Fahrgeschäfte dafür zusammenzubekommen", sagt Hans-Otto Bröckling. Er fügt hinzu: "Wir Schausteller sind alle Macher und wollen arbeiten und die Leute unterhalten statt jetzt zu Hause den Rasen zu mähen." Man rechne auch nicht mit riesigen Umsätzen, eher mit 25 bis 30 Prozent von dem, was man sonst bei einem Volksfest erwirtschaften könne. Zudem wolle man mit seinen Preisen bewusst volkstümlich bleiben. Aus Sicht der beiden Ratsherren Schröder und Hoppe spricht gerade die im Vergleich zu anderen Freizeitparks im Land maßvolle Preisgestaltung für ihren Vorstoß, der auch auf eine Subventionierung des derzeit besonders gebeutelten Berufsstandes der Schausteller hinausläuft. Für die Fahrgeschäfte soll es nämlich eine Flatrate (Kinder 24,90 Euro, Jugendliche und Erwachsene 29,90 Euro) geben. Ebenfalls möglich soll aber auch der einfache Eintritt (2,50 Euro inklusive Freigetränk) sein - nebst individueller Nutzung einzelner Fahrgeschäfte wie sonst auch auf dem Rummelplatz.

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