Einige Einzelhändler in Paderborn lehnen verkaufsoffene Sonntage ab

Paderborn. Die Grube, Verbindungsstraße zwischen Kamp und Domplatz, ist ein besonderer Ort in der Paderborner Innenstadt: Wohl nirgendwo anders in der Stadt findet man so viele kleine, inhabergeführte Geschäfte in einem Straßenzug. Die Kunden wüssten die Individualität und die persönlichen Begegnungen in der kleinen Einkaufstraße zu schätzen, sagt Nataly Kirwald, Inhaberin des Einrichtungsladens "Kirwald Ideenraum". "Jedes Geschäft hat sein eigenes, unverwechselbares Gesicht, weil immer ein Mensch und eine Überzeugung dahinter steht", sagt sie. Die Einschränkungen der vergangenen Wochen hätten viele hier schwer getroffen. "Wie in Schockstarre" sei sie in den ersten Tagen nach der Schließung gewesen. Doch dann sprudelten die Ideen: Im Schaufenster ausgestellte Artikel konnten bestellt werden und wurden im Stadtgebiet ausgeliefert. Auch einen simplen Onlineshop bauten die Mitarbeiter auf. Doch den Umsatz normaler Verkaufstage erreichen solche Aktionen nicht. Im April meldete Kirwald für ihre Mitarbeiter teilweise Kurzarbeit an. Seit rund einer Woche darf der Laden wieder öffnen - mit strengen Sicherheitsvorschriften natürlich: Maximal acht Kunden gleichzeitig sind im Geschäft erlaubt, Gesichtsmasken vorgeschrieben, Abstandhalten ist geboten. Neuer Esstisch statt Sommerurlaub Doch so viele Kunden wie vor der Corona-Krise kommen nicht. "Diejenigen, die jetzt kommen, kommen gezielter", hat Kirwald beobachtet. Statt des abgesagten Sommerurlaubs würden sich manche nun bewusst den neuen Esstisch gönnen, weil sie es sich zuhause schön machen wollten. "Aber es gibt auch viele, die abwarten, auch weil sie selbst vor einer ungewissen Zukunft stehen", sagt Kirwald. Geschenkartikel verkauft sie fast kaum noch - Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder ähnliche Veranstaltungen sind abgesagt. Einige fordern nun, für den Rest des Jahres weitere verkaufsoffene Sonntage zu ermöglichen, um den Einzelhandel in den Innenstädten zu stärken, so etwa der Handelsverband Deutschland oder der Paderborner Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann (CDU). Auch Uwe Seibel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, hatte diesen Vorschlag bereits zur Diskussion gestellt. Umsatz am Sonntag entschädigt nicht für hohe Personalkosten Die Einzelhändler in der Grube halten nicht viel davon. "Mehr verkaufsoffene Sonntage sind nicht die Patentlösung, als die sie manche jetzt anpreisen", sagt Kirwald. Sonntags zu öffnen rechne sich für die meisten kleinen Läden nicht. "Ich muss meinen Mitarbeitern Sonntagszuschlag zahlen, die Personalkosten sind also höher, und der Umsatz verschiebt sich nur", sagt Simone Sperbel von der Boutique "Zeitlos". Denn wer sonntags einkaufen gehe, komme dann eben nicht am Samstag oder dem Rest der Woche. Verkaufsoffene Sonntage seien vielleicht für Auswärtige interessant, doch die kämen derzeit sowieso nicht. "Solange die Cafés und Restaurants nicht öffnen dürfen, hat auch ein verkaufsoffener Sonntag keinen Zweck", sagt Silvia Pamme, Inhaberin des Modeladens "Kamp 18". Dafür fehle ohne den Kaffee zwischendurch das Einkaufserlebnis. Viele ihrer Kunden hätten sich gefreut, als sie wieder öffnen durfte. Doch auch sie merke, dass die meisten sich sehr zurückhielten. Die Kauflaune sei getrübt. Pamme appelliert an die Kunden, lokal zu kaufen, nicht im Internet: "Wir waren für Euch da und haben unsere Läden geschlossen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Jetzt seid bitte für uns da." Die letzten Wochen, in denen in der Innenstadt nichts los war, hätten gezeigt, wie es wäre, wenn all die kleinen, von Paderbornern geführten Geschäfte bald womöglich nicht mehr da wären.

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