So könnte der Wald der Zukunft im Kreis Paderborn aussehen

Paderborn/Büren. Bevor es in den Ringelsteiner Wald bei Büren geht, möchte Hans-Hubert Liekmeier noch kurz in sein Paderborner Holz-Lager. Schon auf dem Vorhof liegen Bretter unter Planen, angelehnt an das Gebäude, ganze Baumstämme sind zu sehen. "Das hier ist Kalifornische Weihrauchzeder und das Urweltmammutbaum", erklärt Liekmeier. Es riecht nach den ätherischen Ölen von Scheinzypressen - alles Bäume, die in deutschen Wäldern wenig verbreitet sind. Hans-Hubert Liekmeier ist 75 Jahre alt und eigentlich Rentner. Doch die Liebe zum Holz hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet. Über den Segelsport ist der studierte Bauingenieur und Betriebswirt zum Bootsbau gekommen. Noch immer unterhält er eine Werkstatt, er handelt mit Holz und macht sich Gedanken über die Wälder in Deutschland. Denn deren Zukunft entscheidet sich auch daran, welchen ökonomischen Nutzen die Bäume bringen und was im deutschen Wald künftig überhaupt noch wachsen kann. Große Herausforderungen stehen an. Die vergangenen beiden Jahren gehören zu den wärmsten, die in Deutschland je gemessen wurden, die Trockenphasen werden länger, Stürme setzen den Bäumen zu und Schädlinge haben leichtes Spiel. "Dabei ist der Wald als CO2-Speicher von enormer Bedeutung", sagt Liekmeier. Die Bäume, sie sind Opfer und Gegenspieler des Klimawandels zugleich. Die Fichte hat es schwer Zwischen dem Holz-Lager und dem Ringelsteiner Wald wird das deutlich sichtbar. Am Rande der Autobahn 33 zeigt Liekmeier auf kilometerlange Holzpolter, hunderte Stämme Fichtenholz, das aufgrund des Borkenkäfers aus den Wäldern geholt wurde. Das "Käferholz" weist ganz unmittelbar auf ein Problem hin. Die Fichte ist die meist verbreitete Baumart in Deutschland. Ihr Anteil im deutschen Wald wird von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit 26 Prozent beziffert. Andere Quellen gehen von einem noch höheren Wert aus. Angesichts von Dürre und Borkenkäfer werden dem Baum jedoch wenig Zukunftschancen zugerechnet. Über mögliche Alternativen wird in Forstwirtschaft, Wissenschaft und Naturschutz teils kontrovers diskutiert. "Die Fichte war unser Brotbaum", sagt Friedrich Bertmann, Förster im Ringelsteiner Wald. Doch auch andere Bäume hätten es schwer. Ulmensterben, Eschentriebsterben, Rußrindenkrankheit an Ahornbäumen, die Eiche leide unter Pilzkrankheiten - die Perspektiven für den Wald sind schwierig. "Wir suchen alle gerade die Lösung, die aber noch nicht zu finden ist", sagt Bertmann. Weil niemand in die Zukunft sehen könne, müsse der Wald jetzt durchmischt werden, um das Risiko künftiger Ausfälle zu minimieren. Erste Ansätze lassen sich bereits finden, beispielsweise im Ringelsteiner Wald, den Förster Bertmann betreut. Mischwald, wie er sein sollte "Das ist Mischwald, wie er sein sollte", sagt Hans-Hubert Liekmeier begeistert, während er zwischen den Bäumen in einem kleinen Teilstück des Ringelsteiner Waldes umherläuft. In einigen Metern Abstand lassen sich auf einer Fläche von weniger als einem halben Hektar verschiedene Bäume finden. Douglasien und Riesenlebensbäume stehen kerzengerade, teils 128 Jahre alt. Vereinzelte Fichten sind zu sehen unweit von alten Eichen, Buchen und Lärchen. "Das zeigt, wie man mit etwas Mühe einen wertvollen Wald schaffen kann", sagt Liekmeier. Einige der Bäume könnten künftig einen Ersatz für die angeschlagenen Fichten darstellen. Die Douglasien und Riesenlebensbäume seien so eine Möglichkeit. Sie seien klimastabil und wirtschaftlich interessant. Von Naturschutzverbänden wird das hingegen kritisch gesehen. Sie fordern einen Verzicht auf das Einbringen exotischer Baumarten, weil darin eine Gefahr für heimische Waldökosysteme bestehe. Worin sich jedoch alle einig sind, ist die Bedeutung einer guten Durchmischung von Laub- und Nadelbäumen. Neben Klimastabilität und Wirtschaftlichkeit sorge das für mehr Biodiversität im Wald, die nebenbei zu mehr Artenreichtum führen könnte. Dabei zu helfen, einen zukunftsfähigen Wald zu schaffen, das sei eine lohnenswerte Aufgabe, die von allen Beteiligten gemeinsam angegangen werden müsse, sagt Hans-Hubert Liekmeier - auch wenn das keine leichte Aufgabe sei.

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