Kreis Paderborn erlebt Rekordbeschäftigung

Paderborn. Rekordbeschäftigung und eine abermals gesunkene Arbeitslosenquote: Bei ihrer Jahresbilanz für 2019 zeigen sich die Agentur für Arbeit und das Jobcenter zufrieden. Und das trotz widriger Umstände. "Wir hatten es in Paderborn nicht einfach", sagt Rüdiger Matisz, Leiter der Arbeitsagentur. Die Stimmung für 2020 ist gedämpft. Beschäftigungsrekord 120.106 Menschen hatten im März 2019 einen sozialversicherungspflichtigen Job - so viele wie noch nie im Kreis Paderborn. Im Durchschnitt waren 8.603 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote sank von 5,1 auf 5,0 Prozent. "Das liegt daran, dass wir im Kreis breit aufgestellt sind", sagt Matisz. Die Automobilzulieferer-Branche und der Bereich der Metallverarbeitung seien zwar mit circa 13.000 Mitarbeitern weiterhin strukturbestimmend, doch der Dienstleistungssektor wachse. Zur Vielfalt im Kreis Paderborn trügen zudem ein starkes Gesundheitswesen, das Handwerk und die Technologie-Branche bei. Gesunken ist die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel: um 295 auf 8.310 Menschen. Betriebe müssen flexibler sein "Die Betriebe sind nicht mehr so anforderungsverwöhnt, sondern deutlich flexibler als vor fünf Jahren", sagt Matisz. Sie müssten verstärkt auf die individuellen Wünsche der Bewerber eingehen. Der Fachkräftemangel besonders in der Pflege und dem Handwerk macht sich weiterhin bemerkbar. Die Zahl der gemeldeten Stellen ist im vergangenen Jahr um 15,9 Prozent auf 7.394 gesunken. Dies lasse sich mit weniger Stellenzugängen in der Zeitarbeitsbranche erklären, sagt Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Paderborn. "Gerade auch in Anbetracht des Fachkräftemangels versuchen die Betriebe in schwierigeren wirtschaftlichen Situationen, ihr Stammpersonal zu halten", sagt Placke. "Das bedeutet dann vor allem weniger Zeitarbeiter." Entlassungen wurden aufgefangen 700 Menschen waren insgesamt von der Insolvenz bei Wellemöbel und der Finke-Schließung betroffen. Etwa die Hälfte von ihnen hat sich bei der Paderborner Arbeitsagentur gemeldet, 150 Personen sind weiterhin arbeitslos. "Die ehemaligen Verwaltungsmitarbeiter bei Finke haben es bei der Suche etwas schwerer als der Verkauf", sagt Matisz. Vereinzelt würden Finke-Mitarbeiter aus der Transfer-Gesellschaft im Sommer bei Höffner anfangen. Anfang Januar sind die ersten Qualifizierungsmaßnahmen für Höffner, etwa zum Küchenbauer oder Logistiker, mit 70 Menschen gestartet. Der Abzug der britischen Streitkräfte hatte keine so massiven Auswirkungen, wie zunächst befürchtet, sagt Arbeitsagentur-Leiter Matisz. Etwa 300 der 700 Zivilbeschäftigten hätten dank der Nachnutzung des Truppenübungsplatzes eine neue Arbeit gefunden. Weitere 100 Arbeitnehmer haben umgeschult - beispielsweise vom Panzer-Instandsetzer zum Kfz-Mechatroniker. Arbeitslos sind 100 ehemalige Beschäftigte der Briten. "Die fallen aber weich, da sie super abgesichert sind", meint Matisz. "Von den Briten können sich andere Arbeitnehmer noch etwas abschauen." Langzeitarbeitslose 2019 führte die Bundesregierung das Teilhabechancengesetz ein. Es sieht Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber in Höhe von bis zu 100 Prozent für ein Jahr vor. "Wir finden diese Förderung sehr positiv", sagt Horst-Hermann Müller, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Paderborn. 146 Langzeitarbeitslose vermittelte das Jobcenter über dieses Programm. "Wir haben mit nur zwölf Menschen eine ganz geringe Abbruchquote", erklärt Müller. Ältere haben es schwerer Die Zahl der älteren Arbeitslosen ist erneut leicht gestiegen: um 0.9 Prozent auf 5.421 Personen ab 55 Jahren. "Sie haben es schwerer auf dem Arbeitsmarkt", sagt Matisz. "Wenn sie 30 Jahre an derselben Maschine standen und dann konkursbedingt ihre Arbeit verlieren, sind sie nicht mehr so flexibel." Jugendliche und Geflüchtete Die Entwicklung in diesen traditionellen Problemfeldern bewerten die Arbeitsagentur und das Jobcenter positiv. Die Jugendarbeitslosigkeit ist von 866 Unter-25-Jährigen im Jahr 2018 auf 834 gesunken. Die Zahl der ausländischen Arbeitslosen stieg hingegen von 2.089 auf 2.127, darunter auch geflüchtete Menschen (851). Aber: "Wir nehmen wahr, dass die Geflüchteten zunehmend eine Ausbildung aufnehmen", meint Müller. "Und die Annahme, dass jedes Jahr zehn Prozent der geflüchteten Arbeitslosen einen Job finden, geht auf." Ausblick Matisz, Müller und Placke gehen davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr stagnieren. "In Gesprächen mit den Firmen ist niemand dabei, der viele Entlassungen ankündigt", sagt Placke. "Es wird eher auf innerbetriebliche Qualifizierung gesetzt."

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