Wieso einige Zimmer in Paderborner Krankenhäusern immer komfortabler werden

Paderborn. Fernab der medizinischen Versorgung wünscht sich niemand einen Krankenhausaufenthalt: Zu wenig Privatsphäre, der Zimmernachbar schaut permanent TV und der Hagebuttentee vermag den Tag nicht zu retten. Auch wenn dieses Klischee nicht immer der Realität entspricht, sehnen sich viele Patienten nach mehr Komfort. Die Einrichtungen haben auf diesen Umstand reagiert und Wahlleistungszimmer eingeführt, die ein Mehr an Annehmlichkeiten bieten. "Wir reagieren mit der neuen Wahlleistungsstation auf die gestiegene Nachfrage nach komfortablen Ein- und Zwei-Bett-Zimmern und nach hotelähnlichen Serviceleistungen", sagt Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn. Nach 16 Monaten Sanierung haben die Verantwortlichen dort Ende des vergangenen Jahres die neue "Wald und Moos"-Wahlleistungsstation eröffnet. Durch das moderne Ambiente würde - so der Gedanke - fast vergessen, dass die Patienten sich in einem Krankenhaus befinden. Gesetzliche Krankenversicherung greift nicht Von den 439 Betten im Brüderkrankenhaus fallen mittlerweile 75 in den Wahlleistungsbereich. Neben gestiegener Privatsphäre gehören ein geräumiges Bad zum Angebot, eine erweiterte Speisekarte, Zeitungen und Ähnliches. Doch all das ist ein Mehraufwand, der bezahlt werden muss. Die zusätzliche Wohnlichkeit fällt im Gegensatz zur medizinischen Versorgung nicht unter den gesetzlichen Krankenversicherungsschutz. Sie muss durch eine private Zusatzversicherung gedeckt werden. Andernfalls bleibt den Patienten nur der Griff ins eigene Portemonaie. Für ein Ein-Bett-Zimmer auf einer Wahlleistungsstation im Brüderkrankenhaus macht das beispielsweise etwa 117 Euro pro Tag aus. Für ein Zwei-Bett-Zimmer sind es etwa 74 Euro. Wahlleistungszimmer auf anderen Stationen kosten die Patienten weniger: etwa 77 Euro, respektive 39 Euro. Die Annahme, wonach mit dem Ausbau der Komfortzimmer eine stärkere Belegung auf den "normalen" Stationen einhergeht, wird seitens des Krankenhauses zurückgewiesen: "Niemand wird aufgrund der Wahlleistungsstation auf dem Flur stehen müssen", sagt Krankenhaus-Sprecherin Simone Yousef. Trend setzt sich in anderen Krankenhäusern fort Der Trend hin zu mehr Komfort setzt sich indes auch bei den anderen hiesigen Krankenhäusern fort. Im St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn gibt es eine Wahlleistungsstation mit 31 Einzelbetten. Ausgebildete Hotelfachkräfte und Servicekräfte kümmern sich um die individuelle Verpflegung. Kostenpunkt: 119 Euro pro Tag. Auch im St. Vincenz-Krankenhaus sind auf den Normalstationen Wahlleistungen hinzubuchbar. Im Krankenhaus St. Johannisstift kostet eines der 17 Ein-Bett-Zimmer auf der Wahlleistungsstation etwa 88 Euro. Zwei-Bett-Zimmer gibt es insgesamt 15. Eines davon schlägt mit rund 46 Euro zu Buche. In der geriatrischen Klinik und der Geburtshilfe ist der Komfort für etwas weniger Geld zu haben. Wie in den anderen Krankenhäusern kümmern sich zusätzliche Servicekräfte um die Patienten: Besorgungen aus dem Kiosk, Aushändigen der Zeitung, kleine Tätigkeiten. Ein Ausbau der Komfortleistungen werde der Geschäftsführung zufolge derzeit geprüft und gegebenenfalls in Planung gehen. Im Brüderkrankenhaus wird der Komfortbereich ebenfalls erweitert. Mit der sukzessiven Sanierung des Krankenhauses geht auch der Ausbau der Wahlleistungszimmer einher. Nach der neu eingeweihten "Wald und Moos"-Wahlleistungsstation wird ab Oktober dieses Jahres der Umbau einer weiteren Station anlaufen. Sind die Bauarbeiten abgeschlossen, fallen etwa 25 Prozent der Betten in den Komfortbereich, also etwa jedes vierte Bett.

Meistgelesen