Paderborn

Ein Rundgang zu außergewöhnlichen Grafitti-Ecken in Paderborn

Farbenfroh: Zwei Experten zeigen, was es in Paderborn zu entdecken gibt

Komplett eingerüstet war das Gebäude, als Volker Heisener, Lukas Michalski und Henning Pfeil das Gemälde "Im Herzen Paderborns" schufen. | © Besim Mazhiqi

21.10.2019 | 21.10.2019, 16:47

Paderborn. Volker Heisener sieht die Stadt mit seinen Augen. Für den Graffiti- und Street-Art-Künstler sind Mauern und Wände vor allem Flächen, um sich künstlerisch auszudrücken. An vielen Werken, die es in und rund um Paderborns Innenstadt zu entdecken gibt, war der Kulturnadelpreisträger selbst beteiligt. Bei einem Rundgang durch Paderborns Innenstadt zeigte er der NW gemeinsam mit Graffiti-Kenner Sven Niemann Orte, an dem es versteckte, aber auch stadtbekannte Kunstwerke zu sehen gibt.

Startpunkt der Führung ist ein Hinterhof in der Nähe Stadtverwaltung. Steht man dort zwischen grauen Wänden, fällt der Blick direkt auf ein mehrere Meter großes Bild, das in grellen Farben zeigt, was wegen der abstrakten Malweise nicht ohne Weiteres zu erkennen ist. "Drei Hasen sind in dem Bild versteckt", verrät Niemann.

Der Linguist arbeitet an der Uni Paderborn an einem Forschungsprojekt zum Thema Graffiti mit und kennt die Hintergründe selbst zu den unscheinbaren Kreationen in Paderborn. Ein "Fußballgraffiti" nennt er, was er nahe des Franz-Stock-Platzes an einer Säule zeigt. Untereinander haben sich dort Fans von Vereinen verewigt, frühere Tags durchgestrichen und eigene Paraphen hinterlassen. "Man weiß genau, welcher Verein in Paderborn war", so Niemann.

"Für Graffiti gelten Regeln"

Auch die blauen, etwa einen Meter großen und wenig künstlerisch wirkenden Buchstaben, die auf eine Häuserwand am Liboriberg gesprayt wurden, erzählen Niemann eine Geschichte. Denn obwohl sie schon vor vielen Jahren entstanden seien, habe niemand anders darüber gemalt. "Wenn etwas zehn Jahre an einer Wand ist, würde es auch niemand übermalen", erklärt er. "Da gibt es Regeln", so Heisener.

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Ein Stadtrundgang mit Kennern der Graffiti-Kunst

Den Kulturnadelpreisträger freut es, dass derzeit in Paderborn Auftragsarbeiten gefragt seien. Doch ebenfalls wichtig findet er, dass Platz geschaffen wird, auf denen legal gesprayt werden dürfe. "Einerseits sieht man in der Stadt, wie wichtig Graffiti ist", so Heisener, "es zeigt die Lebendigkeit einer Stadt." Doch gleichzeitig gebe es immer weniger legale Flächen für die Sprayer.

Eine beeindruckende Auftragsarbeit sieht man am Busdorfwall. Mit Pinsel und Sprühdose verewigte sich dort der Künstler "Herman" mit dem Schriftzug "Die Liebe ist unendlich erfinderisch" auf der Mauer am Hospiz "Mutter der Barmherzigkeit". Einige Meter weiter biblische Symbole. Entstanden ist das meterlange Kunstwerk aus einer Zusammenarbeit von Sprayern und klassischen Künstlern. "Der Austausch hält die Szene am Leben", sagt Heisener. Nachdem es an skurrilen Werken vorbeigeht, endet die Tour an dem wohl bekanntesten Graffiti Paderborns, das an der Wand des Multicult auf abstrakte Weise die Pader im Herzen Paderborns zeigt.