Digitale Projekte helfen beim Messen der Massen auf Libori in Paderborn

Paderborn. Geht es um die Zukunft Paderborns, so fällt kaum ein Begriff so häufig wie Digitalisierung. Ist die Stadt doch seit einem Jahr Leitkommune für die Digitale Modellregion OWL. Dennoch scheint alles wenig greifbar. Welcher Nutzen dahinter stecken kann, lässt sich an drei neuen Projekten beschreiben, für die die Stadt Paderborn als Modellkommune am Freitag Förderbescheide über insgesamt 2,7 Millionen Euro von Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl erhalten hat. Inspire Das Projekt Inspire - Integrierte Sicherheits-Pilot-Region - führt verschiedene Einzellösungen zusammen zu einem Gesamtkonzept im Bereich der zivilen Gefahrenabwehr. Ziel ist es, Einsatzkräfte im Notfall möglichst gut vorzubereiten. Durch mögliche Social-Media-Informationen, vorliegende Smart-Home-Daten oder auch Bilder aus der Luft (Drohnen). Ein weiterer Bestandteil ist die Personenstrom-Messung, sagt Robin Marterer vom Safety Innovation Center aus Paderborn. Sie wird unter anderem bei Volksfesten wie Libori interessant: Installierte Kameras oder Sensoren melden, wenn sich an einer Stelle zu viele Menschen befinden, und die Lage eskalieren könnte. Einen Vortest könnte es beim Weihnachtsmarkt 2020 geben. Mit dabei sind die Stadt und Kreis Paderborn, die Uni Paderborn, die Firmen Symcon, RTB und Viafly sowie federführend das SIC. Kosten: 2 Millionen Euro (Land 1,5 Millionen). Theaterlytics Wie kann ein Theater mehr Besucher anlocken, ohne nur auf Gewinnmaximierung zu schauen und seinen kulturellen Auftrag zu erfüllen? Dass dies Paderborns Theaterchefin Katharina Kreuzhage interessiert, ist klar. Wertvolle Erkenntnisse soll es durch das Projekt Theaterlytics geben: eine digitale Lösung zur Entscheidungsunterstützung bei Kulturveranstaltungen. Mit an Bord sind neben dem Theater die Uni und die Firma Optano. Gemeinsam wollen sie der Bühne helfen bei Auslastungsprognosen, Veranstaltungsterminierungen oder Preisgestaltung, sagte Dennis Kundisch (Uni Paderborn). Am Ende stehen soll eine Datenbasis zur Wirkweise von Angebotsänderungen auf das Besucherverhalten mit Methoden und Modellen zur Auslastungsprognose. Partner sind aus Paderborn das Kino Pollux, das Deelenhaus, das Kulturbüro OWL und die Uni Baskets sowie das Theater Bielefeld und der Deutsche Bühnenverein. Kosten: 850.000 Euro (NRW 652.000). ZE Online Wer ein Haus kauft oder verkauft, den interessiert vor allem eins: Wie viel ist das Grundstück und die Immobilie aktuell wert. Schon heute erhalten die Gutachterausschüsse von Stadt und Kreis Paderborn Exemplare der Kaufverträge. Aus den Daten wird der jährliche Grundstücksmarktbericht erstellt. Künftig sollen Käufer auf Erhebungsbögen ganz einfach weitere Informationen geben können etwa zur Größe und Ausstattung der Immobilie. Damit erhalten die Gutachterausschüsse wichtige Verbraucherinformationen zu gängigen Marktpreisen. So werde die Transparenz auf dem Immobilienmarkt erhöht, sagte Markus Schräder (Stadt Paderborn). Bei diesem Projekt, an dem sich auch die Gutachterausschüsse aus Gelsenkirchen, Wuppertal , Bochum und des Kreises Höxter sowie die Hochschule Bochum beteiligen ist eine Übertragung auf das gesamte Bundesgebiet geplant. Kosten: knapp 700.000 Euro (Land 570.000). Chance trotz Niederlage "Das ist eine unglaubliche Chance für die Region", sagt Bürgermeister Michael Dreier zur Rolle der Stadt als Leitkommune. Was jetzt in Paderborn und den anderen vier NRW-Modellregionen entwickelt wird, soll auf andere Kommunen übertragbar sein. Das ist das Ziel des Landes NRW. Genauso kann Paderborn andere Ideen übernehmen. Am ganz großen digitalen Wurf war Paderborn vor gut zwei Jahren jedoch gescheitert. Im Finale des Wettbewerbs "Digitale Stadt" machte Darmstadt das Rennen. Was bald einfacher geht Zu Beginn des nächsten Jahres sollen Paderborner beispielsweise ganz einfach einen Hund online anmelden können. Lange Wartezeiten im Einwohneramt werden wegfallen, da der Termin online vereinbart wird. Paderborn soll dahin kommen, wo Tallinn schon ist, sagt Dreier. Die estnische Stadt ist ganz klar Vorbild. Wie dort, soll jemand eine neue Firma am Sonntag in 15 Minuten anmelden können. In Kontakt treten können die Bürger mit der Stadtverwaltung demnächst auch über einen Chat. Zunächst zu den Zeiten des Servicecenters, etwas später auch in 24-Stunden-Chat-Boards. Weitere Projekte In Delbrück ist der erste Teil von LoRaWAN 2.0" gelaufen. Dahinter steht die Schaffung eines öffentlichen Netzes mit unterschiedlichen Anwendungen wie Energiemonitoring und Gebäudeüberwachung. Beim Kreis Paderborn angesiedelt ist ein Berufskolleg-Projekt mit dem Namen Maschinenbaulernbetrieb. Ein anderes Projekt ist die digitale Bauakte. Hier sind mittlerweile 55 Prozent aller Akten digitalisiert.

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