Paderborn

Vom Aus bedrohte Paderborner Kleingärtner hoffen weiter

In direkter Nachbarschaft soll künftig der neue Volkshochschul-Garten an der Wollmarktstraße Nationen vereinen

Idylle: Diese Kleingärten sollen der neuen Trasse im Verlauf der Bahnhofstraße weichen. | © Hans-Hermann Igges

02.09.2019 | 02.09.2019, 08:55

Paderborn. An der Wollmarktstraße in direkter Nachbarschaft mit dem Gartenverein des Deutsch-Ausländischen Freundschaftskomitees (DAF) wurde am Wochenende der VHS-Garten eröffnet. Während die eine Anlage vor dem Aus steht, geht es woanders gerade erst los.

Die Idee zu dem Garten, der Ort der Wohltat für die Seele und des interkulturellen Miteinanders sein soll, hatte Iris Pape. Die VHS-Fachleiterin für Gesundheit wollte einen Ort schaffen, wo verschiedene gesundheitliche und kreative Ansätze zusammenkommen. Die Stadt stellte ein Grundstück für das Projekt zur Verfügung. „Wir haben dann 2017 angefangen, es urbar zu machen", sagt Pape. Unterstützung gab es durch eine Kooperation mit dem Jobcenter. In Form eines Projekts halfen zehn Arbeitssuchende, aus dem Grabeland einen Garten zu machen. Eine weitere Kooperation ist mit der LWL angestrebt, um psychisch erkrankten Menschen mit dem Garten einen therapeutischen Ort zu geben.

Hoffentlich nicht vom Abriss betroffen

Der Garten unterliegt nicht den Gesetzen von Kleingärten. „Dieser Baum dürfte dann nicht bestehen bleiben", sagt Pape und deutet auf einen hochgewachsenen Baum, der idealer Schattenspender für eine freie Fläche darunter ist. Hier können in Zukunft auch Veranstaltungen stattfinden. Weitere VHS-Kurse sollen den Garten ebenfalls nutzen. Ein Fotografiekurs zeigte passend zur Eröffnung Fotos von der Wollmarktstraße. Dass der Garten in der Nähe der vom Abriss bedrohten Kleingärtneranlage des DAF steht, sei Pape bewusst und sie hoffe, dass die VHS-Anlage davon nicht betroffen sein wird, da sie weiter hinten liegt.

Eifrige Gärtnerinnen: Der Garten 2019 wurde von zehn Gärtnerinnen auf Vordermann gebracht.. Bürgermeister Michael Dreier (Mitte) und Iris Pape (rechts) danken ihnen. - © Anja Ebner
Eifrige Gärtnerinnen: Der Garten 2019 wurde von zehn Gärtnerinnen auf Vordermann gebracht.. Bürgermeister Michael Dreier (Mitte) und Iris Pape (rechts) danken ihnen. | © Anja Ebner

„Der Garten geht über alle Generationen und Nationen", hob Bürgermeister Michael Dreier die Grundidee des Gartens hervor. Dieser übergreifende Aspekt ist im Konzept maßgebend. Zehn Kursteilnehmer haben den Garten in diesem Jahr zum Blühen und Wachsen gebracht. Die gemischte Gruppe verbindet Menschen aus Usbekistan, Russland, Spanien oder dem Iran. Unterstützt wurde die Gruppe auch von der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde.

Multikulti ist auch der Ansatz der Kleingartenanlage des DAF. Jener Anlage, die durch den geplanten Bau der neuen Bahnbrücke stark betroffen ist und vor dem Aus steht. Des einen Freud des anderen Leid also? „Wir gehen die Sache ruhig an", sagt der Vereinsvorsitzende Nermin Omerinovic. Es sollte erst ein Treffen mit Vertretern des Bauausschusses abgewartet werden. „Aber wenn es hart auf hart kommt, wird man sehen müssen. Nach 35 Jahren haben wir auch Rechte."

Unterstützung statt Groll

Noch bestehe die Hoffnung, dass nicht alle 48 Parzellen für die neue Bahnhofstraßen-Brücke weichen müssten und nur einige betroffen seien. Groll gegen den VHS-Garten hegen die Vereinsmitglieder nicht. Im Gegenteil, sie haben den Aufbau nicht nur durch Pflanzen und Equipment unterstützt, sondern sichern auch die Wasserzufuhr sowie wie die Benutzung der Toiletten zum Beispiel für die von der VHS angedachten Veranstaltungen. Wenn die Kleingartenanlage aber weichen müsse, sei dieses nicht mehr möglich, so Omerinovic. Wasserzufuhr und WC müssten dann neu erschlossen werden.

Ein Mann der ersten Stunde ist auch Gast im VHS-Garten. „1984 wurden die 48 Parzellen ausgelost", sagt Giovanni Lisia. Die verschiedenen Nationalitäten sollten im Garten bunt verteilt sein, um so ein kulturelles Miteinander zu erreichen. Auch Lisia hofft, dass sein Garten von den Baumaßnahmen nicht betroffen ist. „Aber wenn doch, werde ich das Gärtnern nicht aufgeben. Allerdings muss ich dann ganz von vorne anfangen", stellt er fest und Bedauern schwingt mit, denn die Ernte in seinem Garten ist in diesem Jahr sehr gut und der jahrelangen Pflege geschuldet.