Paderborn

Libori-Nachtkabarett: Weltkritik de luxe und echte Lebenshilfe

Nach dem plötzlichen Tod von Stani fiel im letzten Jahr die Reihe aus. Nun ist sie wieder in der Spur - und doch ist alles irgendwie anders

Bei der Eröffnung: Susi, Vera und Lisa Grey (v. l.) erinnern an den im vergangenen Jahr kurz vor Libori verstorbenen Stani. | © Ursula Meyer

29.07.2019 | 29.07.2019, 11:00

Paderborn. Das Zelt dampft, die Stimmung ist prächtig, und das Bier fließt in gewohnten Bahnen: Ein klassischer Liboriabend im Bonifatiushof. Seit gut einer Stunde belagern die Kabarettfans das Veranstaltungszelt, das sich nach 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und mindestens 50 Grad Innentemperatur anfühlt. Wie erwartet ist dieser Höllenort restlos ausverkauft, Libori ist nichts für Weicheier, das weiß man als Paderborner. Und dass Stani allen fehlt, ist auch klar, auch wenn es so aussieht als wäre alles wie immer. Ist es nicht!

Aber das Nachtkabarett geht weiter, dafür sorgen drei starke Frauen, Lisa (28) und Vera Frey (27), die Töchter von Stani, zusammen mit ihrer Mutter Susi. Und man merkt deutlich, dass es den dreien nicht nur darum geht, die Nachtkabarett-Tradtion aufrecht zu erhalten, sondern auch daran, an Stani zu erinnern. Zum Beispiel mit einer Lesung des letzten und einzigen Krimis aus Stanis Feder am Sonntagnachmittag oder mit einer bewegenden Eröffnungsrede von Vera Frey, die genau so alt ist wie das Nachtkabarett und praktisch mit der engen Verbindung von Kultur und Gastronomie aufwuchs.

Alle Veranstaltungen fielen aus

Stani starb im letzten Jahr kurz vor Libori und sämtliche geplanten Veranstaltungen fielen natürlich aus. Dieselben Kabarettisten stehen dieses Jahr wieder auf dem Programm und der Samstag startete also mit zwei Frohnaturen aus Leipzig, die sich der Weltkritik deluxe widmen und Lebenshilfe anbieten. Unter dem Arbeitstitel „Höhenflüge in Bodennähe" witzelten Bettina Prokert und Maxim Hofmann unter schweißtreibenden Bedingungen und hielten ihr Publikum bei bester Laune.

Es folgen noch der ewige Geheimtipp Bernd Kohlhepp mit dem Literaturprogramm „Mit dem Faust aufs Auge", lustiges Ethnokabarett mit Fatih Cevikkollu, das „Fatihmorgana" heißt und Philipp Scharrenberg wird behaupten „Germanistik ist heilbar". Es empfiehlt sich, rechtzeitig Karten zu besorgen, diese Sternstunden des Kabaretts sind schnell mal ausverkauft.