Barker-Kaserne: Paderborner Nähe zum Militär hat ungewollte Nebenwirkungen

Paderborn. Es ist gerade drei Monate her, da bekam Bürgermeister Michael Dreier für die Stadt Paderborn eine Auszeichnung, mit der niemand gerechnet hatte: Den Preis "Bundeswehr und Gesellschaft". Damit würdigte Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Verteidigung, höchstpersönlich die Jahre lang beispielhaften Beziehungen aus der Paderstadt zu den Soldaten - allerdings in Ermangelung eines eigenen Standorts vor allem zu denen im lippischen Augustdorf. Doch nun könnte erst einmal Schluss sein mit den Schmeicheleien, Klartext ist angesagt. Weil die Bundeswehr prüft, ob sie der ihr vermeintlich so wohl gesonnenen Kommune nicht noch näher kommen könnte und in die in Kürze von britischen Truppen verlassene Kaserne an der Driburger Straße einzieht, hat der Bürgermeister postwendend ein Protestschreiben an von der Leyen geschickt. Tenor: So viel Nähe wollen wir nun auch wieder nicht - wir haben inzwischen viel Wichtigeres vor mit der Kaserne. Der Brief aus dem Rathaus soll zudem erst Vorbote für weitere deutliche Signale sein, die eines zum Ziel haben: Die Bundeswehr soll ihre Pläne für die Driburger Straße wieder begraben, je schneller, desto besser. Aus dem Kreis der Fraktionssprecher der im Rat vertretenen Parteien ist denn auch die Idee entstanden, am kommenden Donnerstag eine entsprechende eindeutige Resolution Richtung Berlin zu verabschieden. "Inwiefern das etwas nutzen würde, wird man sehen", sagte SPD-Fraktionschef Franz-Josef Henze auf NW-Anfrage. Nicht nur er war wie vor den Kopf gestoßen, als er die Nachricht erfuhr. Aufbruchstimmung in Gefahr "Wir sind regelrecht schockiert", werden auch Mechthild Pleininger, Andrea Sonnenberg und Wolfgang Glunz in einer Pressemitteilung der CDU zitiert. Sie alle haben ihren Wahlkreis im Osten der Kernstadt, dort wo die Barker-Kaserne liegt. "Dort war schon eine Art Aufbruchstimmung für die Zeit nach den Briten zu spüren", sagen sie. Schließlich seien bereits in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Uni Paderborn "wichtige Zukunftsvisionen" entwickelt worden, "deren Umsetzung nicht nur dem Quartier, sondern der ganzen Stadt einen riesigen Schub verleihen würde". Außerdem brauche man ja auch dringend neue Gewerbefläche, nachdem im Technologiepark nun kein Platz mehr sei. Etwas gelassener sieht Simone Probst, Vizepräsidentin für Wirtschafts- und Personalverwaltung der Uni Paderborn, die Lage - vielleicht auch deshalb, weil sie bundespolitische Erfahrung hat. Zwar habe man als Universität ein deutliches Interesse, sich auf dem Gelände der Kaserne in Zukunft ebenfalls weiterzuentwickeln. Doch vertraut Simone Probst auf die deutlichen Signale Richtung Bundeswehr. Die frühere Staatssekretärin im Bundesumweltministerium sagt: "Das wird die Bundeswehr bei ihrer Entscheidung sicher berücksichtigen. Sie zieht nur solche Standorte in Betracht, in denen sie auch willkommen ist. Ich hoffe, dass sie nun sehr schnell entsprechende Fakten schafft." Fataler Zeitverlust Dass nun vor allem Zeit für die Projekte - im Kern steht bisher ein Start-up-Zentrum bis 2022 - verloren geht, befürchtet man aber auch unter den Kommunalpolitikern. Dabei gäbe es ja auch noch andere Konversionsflächen, nur nicht im Bereich der Barker- und auch der Dempsey-Kaserne, für die man bereits Pläne geschmiedet habe, heißt es aus der CDU. Gemeint sind: Die Normandy- und die Athlone-Kaserne, die ohnehin weiter von den Briten genutzt werden sollen - so jedenfalls derzeit der Stand der Dinge. Dass die Bundeswehr trotz des angekündigten Aufbaus der Truppenstärke um etwa 12.000 Soldaten überhaupt mehr Platz braucht, bezweifelt unterdessen Reinhard Borgmeier, Sprecher von Linksfraktion/Offene Liste im Rat. Viele Kasernen seien inzwischen halb leer. Für ihn sei die neuerliche Wendung der Bundeswehr, die erst vor sechs Wochen noch in einem Brief an die Stadt ihr Desinteresse an der Barker-Kaserne wiederholt hatte, nur der Versuch angesichts neuer Militärstrategien, nun in Ruhe planen zu können. Borgmeier: "Aber genau das ist fatal, weil es Paderborner Planungen blockiert."

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