Paderborn

Kulturelle Vielfalt im barocken Ambiente des Neuhäuser Schlosses

Beim Fest der Begegnung stehen auch kulinarische Traditionen im Schlosspark von Schloß Neuhaus im Fokus. Was es mit den essbaren Elefantenohren auf sich hat.

Multikulti im Schlosspark: Bei sommerlichen Temperaturen konnten verschiedene Kulturen probiert, besehen und erlebt werden. | © Anja Ebner

23.06.2019 | 25.06.2019, 14:07

Paderborn-Schloß Neuhaus. Die blühenden Blumen in den angelegten Rabatten im Schlosspark erhielten am Wochenende menschliche Konkurrenz, denn mehrere Kulturvereine und Organisationen verwandelten den Park in eine bunte Multikulti-Meile. Ziel aller Standinhaber war es, ins Gespräch zu kommen, aufzuklären über ihre Arbeit und ehrenamtliches Engagement und nicht zuletzt einen Austausch zwischen den Kulturen anzustoßen.

Multikulti im Schlosspark: Bei sommerlichen Temperaturen konnten verschiedene Kulturen probiert, besehen und erlebt werden. - © Anja Ebner
Multikulti im Schlosspark: Bei sommerlichen Temperaturen konnten verschiedene Kulturen probiert, besehen und erlebt werden. | © Anja Ebner

Ein offener Dialog wird leichter über Köstlichkeiten für den Magen initiiert und so waren unterschiedliche Speisen der verschiedenen Kulturen zu genießen und regten schnell zum Gespräch an.

„Wir bieten Elefantenohren an, das ist eine persisch-iranische Spezialität", erklärt Maryan Saidi vom Verein Deutsch-Iranischer Christen. Der in Öl ausgebackene Teig wird in einem Sirup aus Safran, Rosenöl und Zucker getaucht, bevor er verspeist wird.

Botschafter vieler Kulturen

Neben der kulturellen Verständigung zwischen Deutschen und Iranern ist das Hauptanliegen des Vereins die Flüchtlingshilfe. „Wir hatten schon lange vorgehabt einen Verein zu gründen, der unsere Kultur zeigt. 2015 war dann eine gute Zeit dafür. Auch weil wir den Flüchtlingen helfen wollten und auch konnten, aufgrund unserer eigenen Erfahrungen. Wir können zum Beispiel bei Übersetzungen helfen", so Saidi. Viele der 69 Mitglieder sind selbst nach Deutschland geflüchtet und möchten nun anderen helfen, sich hier zurecht zu finden.

Köstlichkeiten zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit: Maryan Saidi (Vierte von l.) verkauft zusammen mit anderen Mitgliedern des Vereins Deutsch-Iranischer Christen pakistanische Spezialitäten. - © Anja Ebner
Köstlichkeiten zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit: Maryan Saidi (Vierte von l.) verkauft zusammen mit anderen Mitgliedern des Vereins Deutsch-Iranischer Christen pakistanische Spezialitäten. | © Anja Ebner

Neben der Flüchtlingshilfe ist es dem Verein ein Anliegen, auch ihren Glauben zu vermitteln. „Wir glauben an Jesus. Dass es Christen im Iran und Afghanistan  gibt, wissen die meisten gar nicht", sagt sie weiter. „Wir hatten einen Stand beim evangelischen Kirchentag in Dortmund. Das war sehr interessant und schön. Aber Paderborn ist auf jeden Fall schöner und ich fühle mich hier auch sicherer."

Die Offenheit der Ostwestfalen mag Abel Akindejoye vom Verein Deutsch-Afrikanische Gesellschaft Paderborn. 2006 ist er aus beruflichen Gründen von Berlin nach Paderborn gezogen. „2002 wollte ich meinen Master in Deutschland machen und bin von Nigeria aus an die Universität Stralsund gegangen. Der Direktor in Stralsund riet mir damals, nicht allein auf die Straße zu gehen. Ich bin dann sozusagen nach Berlin geflüchtet. Aber die Stadt ist sehr anonym und beruflich ergaben sich dort keine guten Möglichkeiten für mich", sagt Akindejoye, der heute als Sozialarbeiter beim Caritasverband Büren arbeitet.

Paderborn schöner als Berlin: Abel Akindejoye aus Nigeria lebt seit seit 2006 in Paderborn und fühlt sich wohl. - © Anja Ebner
Paderborn schöner als Berlin: Abel Akindejoye aus Nigeria lebt seit seit 2006 in Paderborn und fühlt sich wohl. | © Anja Ebner

Schwerpunkt des Vereins ist neben dem kulturellen Austausch zwischen Afrikanern und Deutschen auch das Kümmern um die Menschen, die sich nach ihrer Ankunft in Deutschland zurückgelassen fühlen. „Viele von ihnen leben schon seit Jahren hier, bleiben aber dennoch unter sich. Dieses versuchen wir mit Veranstaltungen, Info- und Filmabenden aufzubrechen. Auf der anderen Seite haben viele Deutsche von Afrika die Vorstellung, dass es ein Dorf sei. Da kommen Fragen danach, ob man dort Straßen und Strom habe. Den kulturellen Austausch auf beiden Seiten wollen wir fördern", sagt Akindejoye, der in Nigeria geboren ist. Auch wenn er sich in Paderborn sehr wohl fühle, schlage sein Herz gleichwohl für seine Heimat.

Das Gefühl von Heimat ist für die Jugendlichen des Assyrischen Jugendverbands Mitteleuropa weniger mit einem Ort verbunden, als vielmehr mit ihrer Kultur. 1915 wurde die assyrische Minderheit aus dem alten Mesopotamien vertrieben und lebt seither in der Welt verstreut.

Zu Hause ist Deutschland

„Ich fühle mich als assyrische Deutsche und in Bad Lippspringe sehr wohl. Aber unsere Kultur lässt mich nicht los. Man bekommt es über die Eltern mit und trägt es im Herzen, auch wenn mein zu Hause Deutschland ist", sagt die 26-jährige Christina Astivo, die seit 2009 dem Verein angehört. Neben Tanzveranstaltungen organisiert der Verein auch Jugendcamps – zum Beispiel in den USA und Russland. Ziel des Vereins ist der Erhalt und die Pflege des kulturellen Erbes.

Im Schlosspark konnten die Besucher neben kulturellen Spezialitäten auch Offenheit und die Lust zum Gespräch bei den verschiedenen Vereinen finden. Das bunte Bühnenprogramm offenbarte zudem einen optischen und akustischen Eindruck von der Vielfalt des menschlichen Seins.