Paderborn. Von Straßentheater über Weingüter hin zum eigenen Game Studio: Jeremiah Costello hat schon eine Menge erlebt. Jetzt entwickelt der gebürtige Amerikaner ein eigenes Computerspiel und wird dafür sogar von der Film und Medienstiftung NRW gefördert.
Die Computerspiel-Industrie ist weltweit auf dem Vormarsch. "Die Branche wächst enorm und ich denke, Paderborn bietet auf jeden Fall einen Markt dafür, das Interesse ist da", sagt Costello. Für die Zukunft plant er, hier ein größeres Studio aufzubauen. Doch wie kam es überhaupt zu Gamma Minus?
Geboren in Rochester, interessierte Costello sich zunächst für ein ganz anderes Gewerbe: Schauspiel. Das studierte er für drei Jahre in Amerika. Außerdem hatte er schon mit 16 Jahren seinen ersten Job als Sprecher für Werbungen. Nach dem Studium lebte er unter anderem in Irland und machte Straßentheater in Großbritannien und Europa. Vorübergehend arbeitete er auf einem Weingut und kurze Zeit auch als Parkranger in den USA.
Das Rückflugticket hat er zerrissen
"Als ich 2004 zurück nach Deutschland kam, wollte ich eigentlich nur ein paar Freunde besuchen. Doch dann lernte ich meine Frau kennen. Also habe ich mein Rückflugticket zerrissen und bin geblieben", sagt der zweifache Familienvater. Aus familiären Gründen entschied sich Costello dafür, nach Paderborn zu ziehen. "Ich bin durch Zufall hier gelandet, aber jetzt ist es meine neue Heimat."
Zur Game-Branche ist er dann gekommen, als ein Freund ihn fragte, ob er mit ihm ein Lokalisierungsstudio für Videospiele gründen möchte, berichtet der 43-Jährige. Lokalisierungsstudios sind Studios, die Videospiele übersetzen und synchronisieren. Und zwar auf einem Niveau, das mit Hollywood-Filmproduktionen vergleichbar ist.
Irgendwann kam ihm die Idee für das Videospiel "Cold Comfort". "Ich begann, andere Leute für das Projekt zu begeistern. Das war der Anfang von Gamma Minus", erzählt Costello. Der Name Gamma Minus ist eine Anspielung auf das Kastensystem in Aldous Huxleys Roman "Schöne neue Welt" (1932). Inzwischen steht hinter dem Namen ein Team aus 25 Leuten. Bis jetzt arbeiteten sie noch ohne Bezahlung. Die gibt es erst, wenn das Spiel Erfolg hat. Und der zeichnet sich ab: Gamma Minus war dieses Jahr bereits bei der Gamescom in Köln vertreten und wird auch bei der Game Developers Conference (GDC) 2019 in San Francisco dabei sein.
Bis das Spiel fertig ist, dauert es noch
Seit zwei Jahren arbeitet das Team nun schon an "Cold Comfort", zu deutsch "ein schwacher Trost". Bei dem Spiel treten zwei Teams in einer von einem Zombie-Virus zerstörten Welt gegeneinander an. Die Teams verfolgen unterschiedliche Ziele und wenden verschiedene Strategien an. Der Fokus liegt auf strategischem Denken und effizienter Zusammenarbeit. Durch die Hintergrundgeschichte um einen Pharmakonzern werden im Spiel auch moralische Fragen angerissen.
Der Prototyp von "Cold Comfort" erscheint voraussichtlich im Mai 2019. "Über die 80.000 Euro von der Film und Medienstiftung freuen wir uns sehr. Es ist eine Anerkennung für die Arbeit, die wir geleistet haben, und die Risiken, die wir alle eingegangen sind", sagt Costello. Auf das fertige Spiel werden Fans aber vermutlich ein bis zwei weitere Jahre warten müssen.