Wie sexistisch ist die Gaming-Szene? Eine Bielefelderin packt aus

Bielefeld. Miister Vee zockt gerne. Videospiele, Strategiespiele, ab und an mal ein Ego-Shooter-Spiel. Derzeitiger Favorit: "League of Legends". Was viele, gegen die Miister Vee zockt, nicht wissen: Miister Vee ist ein Mädchen. Dahinter steckt die Studentin Ve aus Bielefeld. Ve ist tatsächlich ihr Zweitname, ihren vollen Namen möchte sie nicht nennen. Den Spitznamen "Miister Vee" hat Ve sich bewusst gegeben. Noch haben Mädchen und Frauen in der großen weiten Gaming-Welt keinen festen Platz eingenommen - weil sie nicht gelassen werden. Frauen, die vorm Computer sitzen und spielen? Das passt nicht zum Klischee von Jungs und Männern, die den ganzen Tag in ihrem dunklen Zimmer vor dem Bildschirm hängen. "Diese Vorurteile sind völliger Schwachsinn. Wir Mädels können auch Computerspiele zocken und das sogar richtig gut", sagt Ve mit Nachdruck. Auch, wenn sie über die Klischees den Kopf schüttelt, kennt sie diese nur zu gut. 47 Prozent der deutschen Gamer sind weiblich Immer wieder müsse man sich als Mädchen in der Community als wertvolles Mitglied behaupten - und das, obwohl es dort mehr weibliche Spieler gibt, als vielen wahrscheinlich bewusst ist. Eine Studie der Entertainment Software Association hat schon 2016 ergeben, dass in den USA knapp 41 Prozent aller Gamer weiblich sind. In Deutschland sind es laut des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware sogar knapp 47 Prozent. Trotzdem ist die weibliche Seite der Spiel-Szene offenbar noch nicht in allen Köpfen angekommen - insbesondere bei den spielenden Männern: "Mir wird manchmal sogar vorgeworfen, dass ich gar nicht selbst spiele, sondern mein Freund alles macht. Das ist wirklich albern", sagt Ve. "Ich zeige erstmal inkognito, was ich kann" Um solchen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, hat sie sich ihren Spitznamen für die Netzwelt zugelegt, der sie nicht gleich als Mädchen identifiziert. "Ich will nicht sagen, dass ich mich hinter dem Namen verstecke, aber so kann ich erstmal inkognito zeigen, was ich kann", sagt Ve. Sie will mit ihren Fähigkeiten überzeugen. Bei den meisten Computerspielen stehen die Spieler nebenbei via Chats oder Telefonkonferenzen in Kontakt. Erst, wenn die anderen Teilnehmer dann Ves Stimme hören, können sie sie als Mädchen "outen". "Der Überraschungseffekt ist meist groß", sagt die 23-Jährige - zurecht ein bisschen stolz. Einige Mädchen ziehen sich beim Zocken aus und zeigen ihre Brüste Von den 47 Prozent weiblichen Spielerinnen in Deutschland hat Ve selbst übrigens noch nicht viele getroffen. Meist lerne sie online wirklich nur Jungs kennen. Der Umgangston sei deshalb meist etwas rauer. "Wenn mich das stört, dann sage ich aber schon Bescheid", betont Ve. Wenn Ve auf Frauen in der Community stößt, dann präsentieren sie sich oft bloß als hübsches Beiwerk. "Es gibt Mädels, die sich filmen, wie sie sich beim Zocken ausziehen - sowas geht für mich gar nicht." Statt dem Klischee etwas entgegenzusetzen, würden solche Aktionen die elendigen Vorurteile eher stützen. Spielfiguren werden weiblicher Die Entwickler von Computerspielen scheinen mittlerweile übrigens das weibliche Potenzial der Gaming-Szene erkannt zu haben. Bei vielen Spielen können die Spielfiguren mittlerweile individuell designt und verändert werden. Und auch Helden in Spielen sind immer mal wieder weiblich, wie zum Beispiel bei "Life is strange" oder auch "Horizon Zero Dawn". "Da merkt man schon, dass die Charaktere teilweise auch auf Frauen ausgelegt werden, man kann ihnen verschiedene Outfits anziehen, die Haarfarbe ändern und ihren Charakter individuell formen", sagt Ve und muss selbst schmunzeln. Eigentlich schon wieder ein Klischee. Aber immerhin ein kleiner Anfang. Irgendwann wird das Geschlecht egal sein - dann wird es nur um die "Skills" beim Spielen gehen, da ist sich Ve sicher. Die Gender-Debatte hat gerade erst begonnen.

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