Paderborn

Im Jahr 1978 wollte VW bei der Nixdorf Computer AG einsteigen

Der Volkscomputer starb am Bußtag

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23.07.2018 | 23.07.2018, 12:21

Paderborn. Der Autobauer Volkswagen steht in den Schlagzeilen. Der Konzern ist vom Abgasskandal gebeutelt. Im Herbst 1978 aber hatten die Wolfsburger ein Luxusproblem. Nach der erfolgreichen Einführung des neuen Golf besaß VW Geld im Überfluss und wollte in ein zusätzliches Standbein investieren. Die Paderborner Nixdorf Computer AG stand auf dem Wunschzettel.

Im September begannen die Verhandlungen. Die waren schwierig. VW wollte 50 Prozent des florierenden Unternehmens erwerben. Firmenchef Heinz Nixdorf aber billigte den Niedersachsen höchstens 25 Prozent zu. So startete VW eine Pressekampagne. Zum Unbehagen der Paderborner machte sogar das Wort vom „Volkscomputer" die Runde.

Am Mittwoch, 23. November 1978, kam es in der Nixdorf-Zentrale an der Fürstenallee zur entscheidenden Gesprächsrunde. „Abfuhr am Bußtag" titelte das Nachrichtenmagazin Spiegel am Montag darauf und berichtete von einem Treffen, das im katholischen Paderborn ausgerechnet am evangelischen Feiertag stattgefunden habe. Eine Einigung kam nicht zustande. Die Chemie habe nicht gestimmt, schreibt Klaus Kemper in seiner Heinz-Nixdorf-Biographie „Eine deutsche Karriere".

Geplatzter Deal mit VW

Beste Ausgangsbedingungen aber herrschten bei den Verhandlungen, die der Computerpionier in den Tagen darauf führte. Der Abiturient des Reismann-Gymnasiums sprach in Frankfurt mit Friedrich-Wilhelm Christians. Der Abiturient des Gymnasiums Theodorianum war zum Vorstandssprecher der Deutschen Bank aufgestiegen. Am 29. November, nur sechs Tage nach dem geplatzten Deal mit VW, stieg das Kreditinstitut mit 200 Millionen Mark bei der Nixdorf Computer AG ein.

Volkswagen aber übernahm den Nürnberger Büromaschinenhersteller Triumph-Adler und verlor im Lauf des Engagements mehr als 1,5 Milliarden Euro.