Heinz Nixdorf privat: Mit seinem Fahrer segelte er bei Meisterschaften

Paderborn. Harter Arbeiter, hochintelligent, Chef von zuletzt weltweit mehr als 30.000 Beschäftigten, leidenschaftlicher Segler. So hat Josef Pieper (88) den vor 39 Jahren verstorbenen Paderborner Computerpionier Heinz Nixdorf erlebt. Pieper war nicht nur Nixdorfs Fahrer, gemeinsam gingen sie weltweit bei Segelweltmeisterschaften an den Start. Anlässlich des 100. Geburtstags von Nixdorf am 9. April lässt Pieper die gemeinsamen Jahre Revue passieren. Wer Pieper beim Gespräch im Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF) zuhört, dem öffnet sich vor dem inneren Auge ein Bild von Nixdorf. Vom Macher, der sich überlegte, wie er die heutige A33 nach Paderborn bekommt oder den heute nach ihm benannten Flughafen. Damit er von der Zentrale aus schnell die Standorte der Nixdorf Computer AG erreichen kann. Oder den Anschlussflug mit der legendären Concorde zwecks Business Talks in den USA. Oder zu den regelmäßigen Terminen in der früheren Bundeshauptstadt Bonn fahren kann. Oder zum Segeln an den Gardasee. Und genau dort konnte Nixdorf abschalten. Ebenso beim Skat. Pieper beschreibt aber auch anschaulich, unter welchem Druck Nixdorf als Konzernchef stand, wie sein Kopf ständig mit Ideen, Zahlen, Daten beschäftigt werden wollte. Wie schwer sein Herz in den letzten Jahren vor seinem plötzlichen Tod während der Messe Cebit in Hannover am 17. März 1986 angeschlagen war. Der Paderborner Heinz Nixdorf: Ein Leben nicht nur für den Computer Paderborner Josef Pieper segelt mit Heinz Nixdorf bei Weltmeisterschaften &bdquo;Er war ein Genie“, sagt Pieper, der nicht nur Nixdorfs Fahrer war, sondern mit seinem Chef an 16 Weltmeisterschaften in der Starboot-Klasse teilnahm. Insgesamt waren es 22 Weltmeisterschaften für Pieper. Er war der Vorschoter, Nixdorf der Steuermann. Dagegen wirken Jachten und andere kostspielige Hobbys von heutigen IT-Industriellen fast dekadent. &bdquo;Er konnte aber auch sehr hart und direkt sein“, sagt Pieper. Weil Nixdorf präzise war, ein Fakten- und Nachrichten-Junkie, einer, der ständig neue Ideen austüftelte. &bdquo;Als wir einmal nach Bonn fuhren, da sah er Arbeiter beim Holzfällen. Und er hat sich sofort die Frage gestellt, was man mit den Abfällen machen kann“, erzählt Pieper. Und in einer Zeit, als so etwas wie das Internet noch Fantasie war, wollte er die aktuellesten internationalen Zeitungen haben. &bdquo;Schnelle Informationen, das Wissen ständig erweitern, darum ging es ihm. Wissen ist Macht, sagte er immer. Und er musste immer vorne sein“, so Pieper. 100-jähriger Geburtstag von Heinz Nixdorf: Paderborner Computer-Ikone wird gefeiert Nixdorf interessierte sich aber auch für die Beschäftigten. Und wenn die Ansage von Nixdorf an Pieper kam, &bdquo;Juppi, wir fahren zur Produktion“, dann konnte Nixdorf schon mal Arbeiter überraschen und sich nach der Familie erkundigen. Wie sehr Nixdorfs Konzern übrigens anwuchs und wie es nach dessen Tod weiterging, verdeutlicht Pieper anhand eigener Daten: &bdquo;Als ich 1961 als Auslieferungsfahrer anfing, war ich Mitarbeiter Nummer 27. Als ich 1993 aufhörte, waren es 33.000 Mitarbeiter.“ Nixdorfs Fahrer Josef Pieper: Segeln ja, Skat nein Übrigens: Sich duzen, das machten Pieper und Nixdorf nicht, obwohl Nixdorf die spärliche Freizeit auf dem Wasser – und gerade mit Pieper – sehr genossen haben dürfte. &bdquo;Herr Nixdorf duzte mich, aber ich siezte ihn. Ich hielt Distanz. Vielleicht waren wir die Einzigen auf der Welt, die so ein Verhältnis hatten“, sagt Pieper. Für Nixdorf sei es wichtig gewesen, dass Pieper alles rund ums Segeln organisiert, sich mit Nixdorfs Sekretärin und dem Privatpiloten absprach, für den Transport der Boote sorgte. Und überhaupt am Anfang das Segeln lernte, sodass beide vom Anfängerstatus in die internationale Starboot-Elite aufsteigen konnten. Nur eines, das wollte Pieper nicht: Skatspielen lernen. Das habe Nixdorf allerdings nicht so gut gefunden. Schließlich habe ab und zu der dritte Mann zum Skat-Dreschen gefehlt. Und nicht zuletzt auf dem &bdquo;Schiff“, wie Pieper erzählt, gerieten beide auch schon mal aneinander. In den Niederlanden hätten sie sich sogar angeschrien &bdquo;und dann gab es eine Schimpfkanonade von ihm. Das musste man schon aushalten können“, erinnert sich Pieper. Aber als Pieper bei einem Segelrennen in den USA kurzerhand die Entscheidung für eine Halse, ein Manöver beim Segeln, traf, sorgte das für einen Erfolg. &bdquo;Dann fing er an zu pfeifen. Das machte er immer, wenn er happy war.“ Der Paderborner Heinz Nixdorf: Einer der wichtigsten Computerpioniere Deutschlands Und eigentlich muss Nixdorf auf seinen &bdquo;Juppi“ stolz gewesen sein, schließlich stellte der Paderborner Unternehmer seinen Fahrer sogar dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl vor. Der war mit dem Hubschrauber nach Paderborn gekommen. Es soll dabei auch um das Thema Sport gegangen sein, erinnert sich Pieper. &bdquo;Herr Nixdorf stellte mich so vor: Josef Pieper ist mein Vorschoter. Da sagte Kohl: Ach so! Das sind doch die Leute, die die meiste Arbeit haben auf dem Schiff“, erzählt Pieper und schmunzelt. Witwe Renate Nixdorf bittet Josef Pieper, weiterzusegeln Zum Segeln sei Nixdorf im Alter von 45 Jahren gekommen, weil er das auch im Alter noch machen wollte, erinnert sich Pieper. Seit 1970 segelten beide miteinander. &bdquo;Er akzeptierte mein Handling“, sagt Pieper. Und nicht nur das habe beide auf dem Boot zusammengeschweißt. Letztlich ermöglichte Nixdorf seinem Fahrer auch, andere Länder kennenzulernen, weit über Paderborn hinaus. Pieper: &bdquo;Ich reiste um die Welt, war viel in den USA, habe viele Menschen kennengelernt.“ Am Tag von Nixdorfs tragischem Tod vor fast 39 Jahren infolge eines Herzinfarkts hatte Pieper ihn noch nach Hannover gefahren. Zuvor hatte Nixdorf sein Arbeitspensum trotz der gesundheitlichen Warnzeichen kaum runtergeschraubt. Danach war alles anders: für die Familie Nixdorf, für den Konzern und die Beschäftigten – und für Josef Pieper. Der segelte auf Wunsch der Witwe Renate Nixdorf noch lange weiter. Auch in Erinnerung an den Chef. &bdquo;Beim Segeln war Heinz Nixdorf glücklich.“

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