Paderborn. In katholischen Kirchen der Stadt hängen derzeit die Listen mit Ergebnissen der jüngsten Wahlen zu den Pfarrgemeinderäten aus. Dabei ist sicher alles mit rechten Dingen zugegangen.
Das war nicht immer so. Deshalb sei an dieser Stelle an eine Reihe von Pfarrgemeinderatswahlen erinnert, die in einem Ortsteil immer wieder für Gesprächsstoff sorgten. So musste der damalige Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt im Oktober 1993 die Wahl im Paderborner Westen sogar verschieben. Zuvor war kein "geordnetes Wahlverfahren" zustande gekommen. Denn nachdem der alte Rat angesichts der durchaus eigenwilligen Amtsführung des Pfarrers seine Arbeit eingestellt hatte, machte der Geistliche kurzerhand eine eigene Kandidatenliste auf. Auf dieser befanden sich jedoch fast nur Mitglieder des ihm genehmen Schützenvereins. Mit einigen Frauen aus der Katholischen Frauengemeinschaft, die sich auch auf der Liste wiederfanden, hatte der Pfarrer zuvor gar nicht gesprochen. Der Erzbischof zog die Notbremse. Im Dezember warf der Pastor das Handtuch.
Weitere Ungereimtheiten
Zuvor waren noch weitere Ungereimtheiten bekannt geworden. So waren schon die Ergebnisse der ersten Wahl unter der Ägide des umstrittenen Kirchenmanns 1972 annulliert worden. Um die aus den Reihen der Gläubigen vorgeschlagenen "linken" Kandidaten zu verhindern, hatte der Pfarrer mit Helfershelfern damals mehr als 400 Briefwahlstimmen manipuliert und so ein Ergebnis nach seinem Gusto hergestellt.
Ähnlich hatte der Geistliche mit seinem Kirchenvorstand verfahren. Als dieser die Zusammenarbeit verweigerte, fertigte der Pfarrer die Protokolle von drei Sitzungen an, die nie stattgefunden hatten. Das rief sogar den Oberstaatsanwalt auf den Plan. Der stellte die Ermittlungen aber später ein und sprach von einer "schriftlichen Lüge", die strafrechtlich nicht von Belang sei.