Paderborn. Im Sinne einer kommunalpolitischen Ausgewogenheit beschäftigt sich diese Kolumne mit einem hoch geachteten Paderborner, der in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg als Bürgermeister den Wiederaufbau der im Bombenkrieg zerstörten Stadt entscheidend vorangetrieben hat.
Der im Jahr 1898 in eine kinderreiche Eisenbahner-Familie geborene Christoph Tölle wurde im Januar 1946 von der britischen Militärregierung zum Bürgermeister ernannt und nach den ersten freien Wahlen im September 1946 bestätigt. Da hatte der Rendant der Kreissparkasse bereits eine erste politische Karriere hinter sich, die durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 beendet worden war. Bis zur Auflösung 1933 war Tölle Mitglied der Zentrumspartei sowie als überzeugter Pazifist Orts- und Bezirksvorsitzender des "Friedensbundes Deutscher Katholiken".
Nach dem Kriegende 1945 zählte Tölle zu den Gründungsmitgliedern der CDU, wurde deren Kreisvorsitzender und vertrat Paderborn von 1950 bis 1966 als stets direkt gewählter Abgeordneter im Landtag. Im Stadtrat mit seiner komfortablen CDU-Mehrheit war der Bürgermeister dennoch stets um die ganz große Koalition bemüht, kannte nach eigenen Worten "keine SPD-Straße, keine CDU-Brücke und keinen Zentrumspark".
"Christoph Tölle war davon überzeugt, dass der Kompromiss nicht nur ein legitimes Mittel, sondern eine Notwendigkeit des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit sei", schrieb der frühere Paderborner NW-Lokalchef Aloys Schwarze in einem Nachruf auf den Paderborner Ehrenbürger. Der hatte an seinem 70. Geburtstag sein Amt aufgegeben und starb am 7. Januar 1977. Die Elisabethstraße, in der Tölle wohnte und in der er 1945 ausgebombt worden war, wurde wenig später in Christoph-Tölle-Straße umbenannt.