Paderborn

Warum das Paderborner Diözesanmuseum zweimal eröffnet wurde

Die Wiedereröffnung im Jahr 1993 wurde zum Politikum

Leser fragen, die NW erklärt. | © NW

27.02.2017 | 27.02.2017, 07:56

Paderborn. Am vergangenen Montag war an dieser Stelle an Robert Gernhardts Gedicht über das Diözesanmuseum erinnert worden. Der Bau von Gottfried Böhm weist noch eine weitere Besonderheit auf. Das Haus ist zweimal eröffnet worden. Am 25. Mai 1975 wurde das Gebäude nach langer Bauzeit erstmals eingeweiht. Doch schon bald zeigten sich in dem Bau, der im Paderborner Volksmund bald als "gestrandeter Öltanker" bekannt war, konservatorische Mängel. Das Museum wurde geschlossen und unter Hinzuziehung internationaler Fachleute anschließend umfassend saniert. Am 18. Juni 1993 erfolgte im Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl die Wiedereröffnung. Die wurde zu einem Politikum.

Auf dem Marktplatz wurde demonstriert. So protestierte eine komplette Realschulklasse aus Rheda-Wiedenbrück mit ihrem Religionslehrer gegen die "Verschwendung von 14 Millionen Mark aus Kirchensteuermitteln." Die Mehrzahl der Demonstranten war jedoch aus einem innenpolitischen Grund gekommen. Denn am Tag der Museums-Wiedereröffnung wurden in Solingen die fünf türkischen Opfer eines Brandanschlags mit rechtsextremen Hintergrund beigesetzt. Helmut Kohl hatte sich geweigert, an der Beerdigung teilzunehmen. Die ausländische Studentenvertretung der Universität-Gesamthochschule, Paderborner, Schülerinnen und Schüler sowie eine mit Che-Guevara-Plakaten ausgestattete Gruppe "Leo Trotzki Paderborn" hielten ihm diese Absage mit teilweise deutlichen Worten vor.

Auch Gottfried Böhm war zur Wiedereröffnung eingeladen worden und erschienen. Einen Kommentar zum Umbau aber verkniff sich der Stararchitekt.