Paderborn

Die Königsplätze im Bestsellerroman

Gewagter Vergleich: Sten Nadolny zieht Parallelen zum Dreißigjährigen Krieg

Leser fragen, die NW erklärt. | © NW

21.11.2016 | 21.11.2016, 08:15

Paderborn. Der Umbau der Königsplätze ist in Paderborn aktuell ein großes Thema. Die Arbeit am widerspenstigen Beton wird von vielen Neugierigen weiterhin gern beobachtet. Die Entstehung dieser monumentalen Bausünde aber ist sogar in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts eingegangen.

In dem Roman "Netzkarte" von Sten Nadolny, der mit dem schmalen Werk im Jahr 1981 einen Bestseller landete, spaziert die Hauptperson Ole Reuter durch die sich wandelnde Stadt. "Ich prüfe daher nach, wie die Altstadt saniert werden soll. Auch hier stehe ich etwas ratlos, - die Altstadt scheint nur noch als Baugrube vorhanden zu sein", schreibt Reuter in seinen Aufzeichnungen und zieht einen treffenden Vergleich: "Auch im Dreißigjährigen Krieg machte Paderborn Fürchterliches durch".

Und weiter: "Von oben, direkt neben der Kirche, scheint die Sonne auf die fromme Stadt. Sie ist seit je her bischöflich. Auch in den Schaufenstern der Buchläden geht es sehr religiös zu." Während die Zahl der Paderborner Buchhandlungen in den vergangenen 35 Jahren aber

kontinuierlich kleiner geworden ist, besitzt eine weitere Bemerkung Reuters doch weiterhin Gültigkeit.

"Am späten Nachmittag fangen die Glocken an zu läuten. Gespräche sind dann nicht mehr möglich", ist in dem Roman des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers zu lesen. Paderborn-Besucher Reuter zieht einen gewagten Schluss: "Die Leute können hier alles längst von den Lippen ablesen." Diese Gabe ist den Bauarbeitern zu wünschen, die jetzt fleißig auf den Königsplätzen werkeln. Und dabei jede Menge Lärm verbreiten müssen.

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