Paderborn

Traum eines autonomen Zentrums versandet

Föderation Neue Linke: Gegner der FNL befürchten eine kommunistische Unterwanderung

19.09.2016 | 19.09.2016, 07:12

Paderborn. Vor 14 Tagen hat sich diese Kolumne mit der Brandstiftung im Pelizaeus-Gymnasium im Jahr 1969 beschäftigt. In diesem Zusammenhang war von der Föderation Neue Linke (FNL) die Rede. Über diese Gruppe möchten NW-Leser gerne mehr wissen.

Die Paderborner FNL war im Jahr 1968 oder 1969 von politisch weit links stehenden Mitgliedern der SJD (Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken) gegründet worden. Das so genannte Falkenheim am Hopfenweg war in diesen bewegten Zeiten ein Treffpunkt vieler politisch interessierter Jugendlicher. Die FNL trat für eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ein, organisierte "teach-ins" und machte auf Flugblättern ihrem Unmut über die "behäbigen, selbstzufriedenen, erzreaktionären" Paderborner Bürger Luft.

Die FNL zählte auch zu der Szene, die den Weg zu einem selbstverwalteten Jugendzentrum ebnen wollte. Weil das im Jahr 1970 am Tegelweg eröffnete PASST eher die Studierenden der Pädagogischen Hochschule und der Ingenieurschule ansprach, fehlte in der Stadt weiterhin ein Treffpunkt für Schüler, Lehrlinge und junge Arbeiter. So wurde im November 1972 der Verein "Jugendzentrum Paderborn" gegründet. Zu den ersten Mitgliedern zählten der spätere SPD-Bundestagabgeordnete Klaus Thüsing, Arno Klönne und auch Professoren der gerade neu gegründeten Gesamthochschule. Als Ziel wurde die "Schaffung eines freien, von Parteien, Verbänden und Verwaltungen weitgehend unabhängigen Jugendzentrums mit den entsprechenden Räumen, einem hauptamtlichen Sozialarbeiter und einem engagierten Programm" formuliert. Bald regte sich in der Stadt erheblicher Widerstand. Leserbriefschreiber befürchteten eine "kommunistische Unterwanderung". Verwaltung und Rat ließen das Projekt schließlich langsam versanden.

Die Paderborner FNL aber löste sich - wie vergleichbare Zusammenschlüsse in anderen deutschen Städten - bald auf. Viele ihrer Mitglieder traten den "Marsch durch die Institutionen" an. Der damalige Sprecher der Paderborner Gruppe wurde Germanistik-Professor an einer Universität in Griechenland.