Paderborn

Als Paderborn ein Nabel in der Kaiser-Welt war

Illustre Gesellschaft: Könige und Kaiser kamen im Mittelalter regelmäßig nach Paderborn

Bundespräsident Heinrich Lübke und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Heinz Kühn, besuchten die Ausgrabung, um sich mit eigenen Augen von der Entdeckung zu überzeugen. | © lwl

29.02.2016 | 29.02.2016, 08:46
Leser fragen, die NW erklärt. - © NW
Leser fragen, die NW erklärt. | © NW

Paderborn. Die Bundesregierung sitzt in Berlin. Im achten Jahrhundert aber, als sich an der Spree noch Fuchs und Hase Gute Nacht sagten, wurde in Paderborn bereits große Politik gemacht. Karl der Große hielt hier 777 Reichstag ab und traf 799 Papst Leo III. "Welche Kaiser und Könige nach Karl haben ebenfalls Paderborn besucht?", heißt die Frage, deren Beantwortung einige weitere große Namen zutage fördert.

Nach Ludwig dem Frommen (Reichsversammlung 815), Ludwig dem Deutschen (Reichsversammlung 845) und Otto I. (958) sticht Heinrich II. heraus. Der Ottone war im Juli 1002 in Mainz zum König gewählt worden. Am 10. August wurde seine Frau Kunigunde in der Paderborner Pfalz zur Königin gekrönt. Heinrich, der 1014 auch die Kaiserkrone erhielt, besaß ein besonderes Vertrauenverhältnis zu Meinwerk, den er 1009 zum Paderborner Erzbischof machte.

Konrad II., der Heinrich im Jahr 1024 nachgefolgt war, besaß wohl ein besonderes Faible für Paderborn. Für den Salier wird die Kaiserpfalz der am häufigsten nachweisbare Aufenthaltsort im gesamten Reich. Konrad feiert an der Pader sogar zweimal (1029 und 1030) das Weihnachtsfest.

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Anschließend kommen die Herrschaften wie Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V. aber seltener. Im 12. Jahrhundert kühlt sich das Verhältnis zwischen Paderborns Bischöfen und dem Königshof ab. Mit Friedrich Barbarossa (1152) und Otto. IV (1202) enden die Besuche endgültig. Die Kaiserpfalz verfällt.

Inzwischen ist sie als Museum längst wiedererstanden. Und bekommt immer wieder hohen Besuch. Auch aus Berlin. 2013 war Bundespräsident Joachim Gauck zweimal bei der Credo-Ausstellung zu Gast. Von Zwischenfällen ist nichts bekannt. Das war gut 1.000 Jahre zuvor ganz anders. Denn das Krönungsfest 1002 ging nicht ohne Mord und Totschlag ab. Weil die Versorgung für die Begleitung des Königs nicht gewährleistet war, raubte diese in der Umgegend die Bauern aus und erschlug gleich mehrere.