Bessere Sportinfrastruktur

Lichtenauer kämpfen um ihr Kunstrasenprojekt

Der VfL Lichtenau benötigt schon lange einen neuen Sportplatz. Alle Vereine im Stadtgebiet und die Schulen könnten davon profitieren. Es hakt an der Finanzierung.

Daniel Riedel (l.), seit 22 Jahren Geschäftsführer des VfL, und der Vorsitzende Alexander Leifeld, der sich schon seit 1994 in der Jugendarbeit engagiert, wünschen sich anstatt des Rasenplatzes bald einen Kunstrasen. | © Uwe Müller

Uwe Müller
03.04.2025 | 03.04.2025, 09:00

Lichtenau. Alexander Leifeld ist seit seiner Geburt Mitglied im Sportverein, hat für den VfL Lichtenau Fußball gespielt, engagiert sich seit 1994 in der Jugendarbeit und ist seit diesem Jahr auch Vorsitzender des VfL. Viel hat sich in dieser Zeit bei seinem Verein getan – nur am Sportplatz an der Driburger Straße nichts. Der Rasenplatz ist in einem mittelprächtigen Zustand, nicht allzu strapazierfähig und die Laufbahn aus Asche ist schon längst nicht mehr für Leichtathletik oder Schulsport geeignet. Daher ist der Wunsch nach einem Kunstrasen-Sportplatz nicht neu.

Ein Kunstrasenplatz inklusive einer 100 Meter langen Leichtathletik-Bahn und ein Multifunktionsfeld wäre die idealste Lösung für den Vorstand. Doch das kostet viel Geld. Aktuell auf jeden Fall zu viel für die klamme Energiestadt. Drei sogenannte Projektbausteine hat die Verwaltung aufgestellt. Ein Kunstrasenplatz, ein neues zusätzliches Kabinenhaus und ein neuer Trainingsplatz aus Kunstrasen würden insgesamt 3,6 Millionen Euro kosten. Doch dafür müsste ein prall gefüllter Fördertopf gefunden werden. Und man müsste die Sportpauschale der Stadt über 20 Jahre hinweg blocken, was vom VfL-Vorstand aber nicht gewollt ist.

Im Ausschuss für Bildung, Soziales, Jugend und Sport stand das Thema auf der Tagesordnung. Auch der Sportvereinsvorstand konnte dort seine Vorstellungen erklären. „Schon 2021 hatten wir den Antrag gestellt. Nun sind wir froh, dass das Thema wieder auf der Agenda ist und wir in die Detailgespräche mit der Verwaltung gehen können. Ich denke, unser Vortrag hat auch in der Politik zum besseren Verständnis beigetragen“, sagt Daniel Riedel, seit 22 Jahren schon Geschäftsführer beim VfL.

Ein Projekt für alle Sportvereine und Jugendliche aus dem Stadtgebiet

Wie auch Leifeld investiert er viel Herzblut und Zeit in den Sportverein und hofft auf eine Lösung. „Uns ist es sehr wichtig, dass es nicht ein Projekt für den VfL Lichtenau ist, sondern eins für alle Sportvereine und Jugendliche aus dem Stadtgebiet sowie für die Lichtenauer Schulen. Daher wäre auch ein multifunktionales Feld zusätzlich wichtig“, betont Leifeld.

Dieses Feld sollen nicht nur die Vereine und die Schule nutzen, sondern alle, die Spaß an Bewegung haben – auch in der Freizeit. Es könnte auf dem früheren Trainingsplatz des VfL entstehen. Dieser Platz wurde während der Bauzeit des Klima-Campus für die Container der Modulschule genutzt und aktuell noch für die Kita.

Alternativ schlägt der VfL jedoch auch vor, ein solches multifunktionales Feld direkt vor dem gewünschten neuen Kunstrasenplatz zu integrieren, indem man diesen weiter nach hinten rückt. So könnte die freigewordene Containerfläche zum Beispiel für weitere Parkplätze genutzt werden, da das Parkplatz-Angebot speziell im Sommer, wenn das Freibad auf ist, sehr angespannt sei. Im Falle eines neuen Kunstrasenplatzes verzichte der VfL jedoch in jedem Fall auf einen Rückbau.

Training auf anderen Kunstrasenplätzen kostet viel Geld

Im Moment kann in Lichtenau speziell im Winter nur auf einem Rasenplatz trainiert und gespielt werden – oder ab Herbst bis zum Frühjahr in anderen Kommunen auf Kunstrasen. Und dafür muss der Verein beziehungsweise die Stadt ordentlich in die Tasche greifen – pro Trainingseinheit oder Spiel muss bis zu 160 Euro gezahlt werden. Ansonsten werden Ausweichmöglichkeiten in Holtheim oder Kleinenberg, die Partnervereine der Jugendspielgemeinschaft, gesucht – allerdings auch auf Rasen und daher im Winter ebenfalls eingeschränkt. Das sei alles nicht ideal und auch keine Visitenkarte für den VfL sowie für die Energiestadt Lichtenau.

Auch die Aschenbahn und die Sprunggrube sind deutlich in die Jahre gekommen und für den Schulsport nur noch bedingt geeignet. - © Uwe Müller
Auch die Aschenbahn und die Sprunggrube sind deutlich in die Jahre gekommen und für den Schulsport nur noch bedingt geeignet. | © Uwe Müller

„Wir sind mit unserer Sportinfrastruktur nicht wettbewerbsfähig. Alle Kommunen im Kreis Paderborn haben mindestens einen Kunstrasenplatz und können ihren Sportlern viel bessere Bedingungen bieten“, meint Leifeld. Mit einem Kunstrasenplatz könne man auch mehr Kinder für den Sport begeistern.

Aufgrund des demografischen Wandels ist die Verwaltung aber eher vorsichtig. Sie geht eher davon aus, dass der Bereich Fußball als stagnierend beziehungsweise tendenziell rückläufig zu werten sei. Das sieht Riedel anders: „Wir haben zurzeit sehr viele Kinder, vor allem in den jungen Jahrgängen und denen muss man eine Perspektive bieten können.“ Zurzeit habe der VfL knapp über 700 Mitglieder und allein im Breitensport rund 150 Kinder, die nur in der Halle ihren Sport ausüben könnten. „Ein Multifunktionsfeld zusätzlich zum Wettbewerbsplatz wäre da ideal, auch für den Schulsport“, so Riedel.

Neues Umkleidegebäude ist kein Muss

Aus Sicht des Vorstandes falle ein Projektbaustein aber schon raus: Der 1,3 Millionen teure Neubau eines Gebäudes für mehr Duschen und Umkleiden. „Das ist sicherlich irgendwann wünschenswert, aber zurzeit kein Muss und das wird auch von den anderen Vereinen im Stadtgebiet so bestätigt. Wir kommen mit den zwei Umkleideräumen am Sportplatz klar und wenn wirklich mal mehr Platz benötigt wird, dann könnten wir in den Wintermonaten sicher auch Lösungen mit dem Freibad-Verein finden“, erklärt Riedel.

Man wolle nun konstruktiv mit der Stadt besprechen, was Priorität hat, was sich umsetzen und vor allem auch bezahlen lässt. „Das Wichtigste ist uns und auch den anderen Sportvereinen im Stadtgebiet aber der große Kunstrasenplatz. Nur ein Kunstrasen als Trainingsplatz, der auch schon 800.000 Euro kostet, bringt uns nicht viel weiter – wir brauchen auch einen Platz für den Wettbewerb“, betont der Vorsitzende.

Die Verantwortlichen des Sportvereins freuen sich nun aber darauf, dass das Thema wieder in den Fokus gerückt ist und mit der Stadt ein tragfähiges Sportplatz- wie auch Finanzierungskonzept zu erarbeiten. Aber Geduld müssen sie haben und auf die mögliche Förderung warten.