
Lichtenau. Es ist ein Fest mit fünf Jahren Anlauf: Am Wochenende wird in Lichtenau wieder der Wildschütz-Klostermann-Markt gefeiert. Urig soll es werden, regional und Lichtenau-typisch auch energiegeladen – versprechen die Macher der Marketinggemeinschaft für Samstag und Sonntag.
Frank Mehring, Vorsitzender der Marketinggemeinschaft, freut sich neben dem bunten Treiben entlang der Bundesstraße über die Mischung im Programm. Schließlich steht als kleines Jubiläum die mittlerweile zehnte Auflage des Stadtfestes an. So geht es schon am Vortag, Freitag, 29. September, mit einem Fachsymposium Wärmewende und Wärmeplanung im Technologiezentrum los. Am Samstag folgen das Pokalschießen auf dem Schützenplatz, die Klostermann-Party mit „Maniac“ in der Schützenhalle sowie am Sonntag nach dem Frühschoppen der Heimat- und Traditionsumzug. Den Abschluss bildet das Konzert mit den Goodbeats Sonntagabend ab 18 Uhr wieder in der Schützenhalle.
„Wir feiern ein Fest für die ganze Stadt“, betont Matthias Preißler, der als Chef des Stadtmarketings auch Vorstandsmitglied der Marketinggemeinschaft ist. „Hier wollen wir auch den Zusammenhalt aller 15 Orte Lichtenaus festigen“, gibt er als Ziel aus. Das Fest als Kontaktbörse sei zudem ein bedeutendes Event für die städtische Wirtschaftsförderung.
Anregung aus dem Kreis Höxter
Den Besuchern will sich die Stadt bodenständig präsentieren. Preißler: „Wir bieten viel Handgemachtes und wenig Kommerzielles. Das geht nur, weil wir viele ehrenamtlich helfende Hände haben.“
Einer der bei der Entstehung des Wildschütz-Klostermann-Marktes entscheidend seine Hände im Spiel hatte, ist Lichtenaus früherer Bürgermeister und einstige Landrat Manfred Müller aus Atteln. Bei der Jubiläumsauflage ist er nun Schirmherr.
Müller erinnert sich an die Entstehung des Festes, das 2002 erstmals gefeiert wurde: „Wir haben nach einer Belebung für die Stadt gesucht. Gemeinsam mit einer Agentur hat der Nieheimer Käsemarkt als Anregung gedient. Bei der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal haben wir damals schon auf die regenerative Energie gesetzt und gemeinsam sind wir auf den Wildschütz Klostermann als Galionsfigur gekommen.“ Müller ist der Überzeugung, dass der Markt mittlerweile mit einem eigenen Profil glänzen kann. Verblasst sind auch die Wildschütz-Debatten der letzten Jahre. Es wurde gestritten, wie sinnhaft die Erhebung eines Wilddiebs zu einer Figur im Stadtmarketing ist. Zuletzt war 2021 im Stadtrat darüber debattiert worden.
Informatives und Leckeres
Zur Festigung der Marke hat auch die Westheimer Brauerei beigetragen. Für die Premiere hatten die Braumeister dort das „Westheimer Wildschütz Klostermann“ als naturtrübes Kellerbier in Fässer abgefüllt. Nach dem Erfolg der Erstauflage und den ersten Folgefesten erschien das Bier fünf Jahre später als Flaschenabfüllung auf dem Markt – und wird bis heute gut verkauft, wie Brauereichef Moritz von Twickel sagt.
Mit Leckereien warten auch örtliche Gastronomen auf, zudem soll es Musik, Kunst und Kultur aus den Orten geben. Stadt, Firmen und Realschule präsentieren sich im Energiezelt auf 160 Quadratmetern. Auf dem grünen Platz am Ärztehaus geht es um Themen rund um Wald und Jagd. Natur und Umwelt präsentieren die Biologische Station und der Lichtenauer Fischereiverein an der Fußgängerbrücke über die Sauer. An der Schützenstraße ist moderne Forst- und Landtechnik zu bestaunen. Lecker geht es im Gartencafé an der Gärtnerei Fecke zu, für die Jugend sind Programmpunkte und Verpflegung rund um den Jugendtreff geboten.
Organisator Matthias Preißler ist froh, wenn es losgeht. Nach den Unbillen der Pandemie soll der Markt nun weiterhin im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden. Für die Zukunft, aber auch für die Gegenwart am anstehenden Wochenende gilt in jedem Fall die große Hoffnung von Frank Mehring: „Es muss nur noch das Wetter passen.“
INFORMATION
Umstrittener Namensgeber
Der 1839 geborene Friedrich Heinrich Hermann Klostermann war im 19. Jahrhundert im Raum Eggegebirge, Sauerland und Waldeck als Wilderer unterwegs. Die einen verklären ihn als Robin Hood der Egge, andere bezeichnen ihn als Staatsfeind Preußens. Klostermann wurde erstmals am 14. Juli 1862 wegen Wilderei im Gebiet der Oberförsterei Hardehausen aktenkundig. Wenig später wurde er festgenommen und offenbar erstmals zu einer Zuchthausstrafe verurteilt.
Mehrfach wurde er verdächtigt, Menschen im Zuge seiner Wilderei angeschossen zu haben. Mehrere Male wurde er verurteilt, unter anderem 1868 vom Paderborner Schwurgericht zu acht Jahren Zuchthaus.
Nach diversen Gefängnisaufenthalten verliert sich seine Spur. Sein weiterer Lebenslauf ist bis heute ungeklärt. Auch Ort und Datum seines Todes sind unbekannt.