Haus von der Stange: Bleibt Bauen im Kreis Paderborn so erschwinglich?

Kreis Paderborn. Wer sich in der Baubranche im Kreis Paderborn umhört, schnappt Sätze auf wie &bdquo;Der Markt für Einfamilienhäuser ist tot“. Firmen arbeiten noch die vorhandenen Aufträge ab, neue gibt es bei einigen schon seit Monaten nicht mehr. Das Unternehmen Wegener Massivhaus reagiert mit neuer Strategie auf diese Flaute. Der Paderborner Ableger des Johannes-Wegener-Bauunternehmens aus Henglarn verlässt in Zeiten steigender Kosten herkömmliche Pfade der individuellen Planung und will Kunden mit einem besonderen Angebot locken. Die Rede ist vom sogenannten &bdquo;Typenhaus“. Geschäftsführer Christopher Gladen sagt, worum es geht: &bdquo;Das zweieinhalbgeschossige Haus passt für Familien mit zwei Kindern. Es ist aber rund 100.000 Euro günstiger als ein frei geplantes Haus, weil die Planung praktisch feststeht.“ Es ist quasi ein Haus "von der Stange", mit nur minimalen Veränderungsmöglichkeiten. Statik, Raumaufteilung, das Grundmaß von 10,20 Meter Mal 8,50 Meter – alles weitgehend fixiert. Der Putzbau soll mit 174 Quadratmetern Wohnfläche knapp 380.000 Euro kosten. Mit einem Preisbrecher wie diesem will das Wegener-Team unsichere Kunden für sich gewinnen. "Der Traum vom Einfamilienhaus lebt weiter" Gladen: &bdquo;Die Menschen halten sich zurück, weil niemand weiß, was die Zukunft bringt. Unser Angebot beinhaltet einen Festpreis, wir tragen das Kostenrisiko. Der Kunde muss sich aber mit dem Entwurf anfreunden.“ Frei geplante Einfamilienhäuser seien regional zuletzt nicht mehr unter 500.000 Euro gebaut worden, heißt es bei Wegener. In Paderborn kosteten neue Reihenhäuser mindestens rund 450.000 Euro. &bdquo;Ich bin überzeugt, dass der Traum vom Einfamilienhaus bei vielen Menschen weiter lebt. Unser Angebot könnte die Entscheidung für Familien erleichtern“, hofft Gladen. Von der deutlich zurückgehenden Nachfrage berichten auch andere Baufirmen und Planer im Kreis Paderborn. So auch das Unternehmen &bdquo;Unser Haus“ mit Sitz in Leiberg und Paderborn. Co-Geschäftsführer Marius Schmidt vermisst in der aktuellen Situation am Bau vor allem Anreize aus der Politik. So propagiere die Bundesregierung das Ziel, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen, verfehle es aktuell aber deutlich. &bdquo;Wir setzen darauf, dass Bauherren Fördermöglichkeiten nutzen können“, sagt Schmidt. Die Idee eines Typenhauses von der Stange sei in seinem Betrieb auch diskutiert worden. Bis Sommer sei das Unternehmen aber noch gut ausgelastet. Für die Zeit danach ahnt er, dass es zu Umstellungen auf dem Markt kommt: &bdquo;Tendenziell wird es mehr Reihenhäuser, Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser geben. Diese Bauformen erlauben es, das finanzielle Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen.“ "Wäre schon froh, wenn Preise nicht weiter steigen" In den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase hätten sich Bauherren manche Extravaganzen und üppige Ausmaße leisten wollen. Hier könnte nun ein Umdenken stattfinden. &bdquo;Projekte werden kleiner und manches Extra fällt weg. Wer vorher eine Garage wollte, nimmt dann ein Carport “, meint der Mann, der mit seinem Unternehmen vor der Krise jährlich rund 40 bis 50 Ein- und Mehrfamilienhausprojekte im Paderborner Land umgesetzt hat. Aus seiner Sicht gibt es noch keine Aussicht auf fallende Hauspreise: &bdquo;Der Bedarf ist nach wie vor groß. Ich wäre schon froh, wenn sich die Preise erstmal auf einem Niveau stabilisieren und nicht weiter steigen. Das wäre schon ein Fortschritt.“ Um Fortschritte kümmert sich auch das Delbrücker Architekturbüro Gröne. Zwar mit einem anderen Hintergrund als Wegener Massivhaus, doch mit einer im Kern ähnlichen Idee wollen die Experten für nachhaltiges Bauen Kundschaft gewinnen. Sie bieten seit einiger Zeit das Konzept der nachhaltigen &bdquo;Schelfbauhütte“ an, eines in Mecklenburg-Vorpommern erdachten Bausatzhauses mit Strohdämmung. Es ist modular erweiterbar, mit 80, 112 oder 140 Quadratmetern Wohnfläche zu haben und soll zu 75 Prozent energieautark sein. Der Preis für den KfW-40plus-Bau in der 112er-Variante: knapp 400.000 Euro – wie bei Wegeners Typenhaus natürlich ohne Grundstück. Spannend wird nun, zu sehen, wie sich der Markt 2023 weiterentwickelt und ob es wirklich zur Bauflaute kommt.

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