
Von
Uwe Müller
05.05.2019 | 05.05.2019, 11:15
Lichtenau
Der Umweltaktivist und Ornithologe Ulrich Eichelmann hat bei Atteln erstmals seit 15 Jahren Jungvögel beobachtet
Atteln. Schon in seiner Jugend hat Ulrich Eichelmann interessiert Vögel an der Altenau beobachtet. Darunter auch die Wasseramsel, die viele Brutstellen entlang des Baches hatte. Doch als 1984 der Wasserverband Obere Lippe oberhalb von Husen zwei Stauseen errichtet hatte, fiel die Altenau im Bereich Atteln regelmäßig trocken und zudem erwärmte sich das Wasser deutlich.
Das hatte zu Folge, dass es immer weniger Insekten gab - die Nahrungsquelle des Vogels. Nach und nach gab es immer weniger Wasseramseln bis keine mehr da war. Doch nun entdeckte der Attelner Ökologe erstmals seit über 15 Jahren wieder junge Wasseramseln an der Altenau.
"Das ist eine direkte Folge des Ablassens der Stauseen, weil dadurch die Wassertemperatur in der Altenau drastisch gefallen ist und somit mehr Wasserinsekten im Bach bei uns leben können. Ich habe die kleinen Vögel gleich nach dem Ausfliegen fotografiert und auch gefilmt", ist der in Atteln aufgewachsene und seit 30 Jahren in Wien lebende Ulrich Eichelmann überaus erfreut, dass die Renaturierung des Baches erste Erfolge zeigt.
War die Wassertemperatur vor dem Ablassen der Stauseen gut acht Grad wärmer als vorher, so ist sie nun wieder fast wie früher. "Die Wasseramsel war früher ein Allerweltsvogel. Wir haben sie immer gesehen, wenn wir als Kinder am Wasser gespielt haben. Jetzt ist sie gefährdet", so Eichelmann, der oft seine alte Heimat besucht.
Laut seinen Aufzeichnungen lag der Bestand bis in die frühen 1990er Jahren noch bei 12 bis 15 Brutpaaren an der Altenau. Einige brüteten in Nistkästen, andere an Felsen unter überhängenden Böschungen oder an umgestürzten Bäumen. "Es gab dann immer weniger Paare, die Nistkästen blieben leer. Umso schöner, dass jetzt wieder Wasseramsel geschlüpft sind und ihre Reviere besetzen", sagt der Ornithologe.
Die Wasseramsel ist ein besonderer Vogel. Sie jagt nach Köcher-, Stein- und Eintagsfliegenlarven, indem sie unter Wasser gegen die Strömung läuft und dabei Steine umdreht. Sie ist mit dem Zaunkönig verwandt und ist einer der ganz wenigen Vögel, die Knochenmark haben. "Dadurch ist ihr spezifisches Gewicht höher, das ermöglicht ihr unter Wasser zu laufen", weiß Eichelmann. Und das kann sie nun vermehrt auch wieder in der Altenau.
INFORMATION
Ulrich Eichelmann wurde 2014 in Liechtenstein mit dem Großen Binding-Preis für Natur und Umweltschutz ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde er wegen seiner besonderen Verdienste im Fluss- und Auenschutz mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis ausgezeichnet. Der 58-Jährige liebt die Natur und setzt sich als Umweltaktivist seit Jahrzehnten dafür ein. 2012 gründete der Attelner die Naturorganisation RiverWatch, die sich weltweit für den Schutz der Flüsse einsetzt und die vor allem gegen den Bau von Staudämmen agiert.
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