
Hövelhof. Der in Mali nach einem Jahr und sechs Tagen Geiselhaft freigekommene Hövelhofer Pater Hans-Joachim „Hajo“ Lohre hat sich mit einem Brief an Freunde und Wegbegleiter gewendet. Den Inhalt des Briefes, der auch der „Neuen Westfälischen“ vorliegt, hat das Erzbistum Paderborn öffentlich gemacht.
Lohre beschreibt darin vage die zwölfmonatige Gefangenschaft. Vor allem berichtet er von der Nähe Gottes, die er in der Geiselhaft gespürt habe. Der Hövelhofer schreibt, er habe sich in den Händen der islamistischen Gruppe JNIM befunden, die sich zu Al-Qaida bekennt. Versteckt worden sei er „in der Wüste Malis“.
Der 66-Jährige ist als Ordens-Geistlicher Mitglied der Gemeinschaft der Afrikamissionare „Weiße Väter“. Mehr als 30 Jahre wirkte er in Mali und setzte sich dort für den christlich-islamischen Dialog ein.
„Partir Allemagne“
Nach der Gefangennahme sei er davon ausgegangen vier bis fünf Jahre gefangen leben zu müssen, denn „das scheint so der Durchschnitt zu sein, auf jeden Fall ein Minimum von zwei Jahren“.
Die Freilassung nach einem Jahr empfindet er als das reinste Wunder“. Als es aber so kam, sei sie ihm im November mit den Worten „partir Allemagne“, also „nach Deutschland fahren“ angekündigt worden. Lohre schreibt: „Da fühlte ich mehr ungläubige Überraschung als Freude – das ist doch unmöglich! (. . .) Sollte das Wunder wahr werden?“
Am Christkönigsfest 2022, dem 20. November, war er auf dem Weg zu seiner Gemeinde in Malis Hauptstadt Bamako entführt worden. Lohre spricht im Brief nicht über Ängste und Sorgen, sondern darüber, wie ihm der Glaube in der schweren Zeit als Stütze diente. Das Jahr habe ihn „erfahren lassen, dass Gott Tag für Tag für mich Wunder wirkte: Verschonung von Krankheiten (wie Zahnschmerzen!), von schlechter Behandlung, vor Schlangen und Skorpionen (die ich rechtzeitig entdeckte, bevor sie mir schaden konnten), immer ausreichend Wasser und Nahrung.“ Zwar habe es körperliche Probleme gegeben, doch auch die habe er überwinden können.
Weihbischof ist „berührt und bewegt“
Das größte Wunder sei es gewesen, „im Gebet, in tiefem inneren Frieden und im Bewusstsein der Gegenwart Gottes zu leben“. Damit verbindet Lohre den Dank an alle Unterstützer: „Ich bin mir absolut sicher, dass ich dieses ausschließlich den Gebeten vieler tausender Menschen, Christen wie Muslimen in Mali und auf der ganzen Welt, verdanke.“ Wenige Wochen nach der Rückkehr nach Deutschland ist er dabei, die Geschehnisse zu verarbeiten: „Vieles ist noch durcheinander und ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, bevor ich das Erlebte in Worte fassen kann.“
Lohres Schlussworte im Brief: „Von ganzem Herzen danke ich einem jeden für sein Gebet für mich, für meine Familie, für die Afrikamissionare und die Menschen in Mali. Ich wünsche euch, dass auch für euch das ’Weihnachtswunder’ wahr wird, und ihr Gottes Liebe und Gegenwart spürbar in eurem Leben erfahrt.“
„Berührt und bewegt“ hat sich über den Erhalt von Lohres Weihnachtsbrief Weihbischof Matthias König gezeigt, der im Erzbistum Paderborn verantwortlich ist für die Aufgaben der Weltkirche und Weltmission. „Mit ihm, seinen Angehörigen, seinen Ordensbrüdern und den zahllosen Menschen, die für ihn gebetet haben, bin ich dankbar für seine Freilassung und Rückkehr. Möge Gott ihm weiterhin ein treuer Weggefährte sein, der ihn und seine Arbeit segnet. Ich danke ihm für sein Glaubenszeugnis.“