In Hövelhof kann man mit Hightech wieder laufen lernen

Hövelhof. Nach einem unverschuldeten Sturz aus 4,50 Metern Höhe ist Andreas Hanswille teilquerschnittsgelähmt. Obwohl die Chancen, wieder laufen zu können von den Ärzten als sehr gering eingeschätzt wurden, gab der frühere Maurer nicht auf. Und nun macht er sogar gewaltige Fortschritte – dabei hilft ihm ein hoch entwickeltes Laufband, C-Mill genannt. Darauf trainiert der Liemker in der Hövelhofer Praxis für Physiotherapie &bdquo;LokoMotion“. Inhaberin Sabrina Sens erklärt, warum er zu den Menschen gehört, die sie als Impulsgeber bewegt haben, ihr Leistungsspektrum zu erweitern. &bdquo;Der Lokomat war für ihn irgendwann nicht mehr ausreichend. Wir haben nach etwas gesucht, womit weitere Fortschritte erzielt werden können“, so die Therapeutin, die wie sie sagt &bdquo;für den neurologischen Bereich brennt“. Seit der Eröffnung der Praxis “ im Herbst 2017 steht den Menschen in der Region der Lokomat, ein hocheffektives Therapiegerät zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen zur Verfügung. Er wurde in der Schweiz entwickelt und gehört zu den weltweit führenden, robotergestützten Medizingeräten für Gangtraining. Sabrina Sens hat nun gegenüber vom Standort an der Industriestraße eine Zweigstelle eröffnet. Hier arbeitet die Physiotherapeutin als einzige in der Region mit dem Therapie-Laufband C-Mill. Patienten trainieren realitätsnah für alltägliche Umgebungen und wechselnde Situationen, wie das Gehen in Menschenmengen oder das Ausweichen bei Hindernissen. Mit Virtual Reality, Projektionen und Kraftmessplatten werden die Beschränkungen herkömmlicher Therapiegeräte überwunden. Sabrina Sens und der leitende Physiotherapeut der Zweigstelle, Lukas Brautmeier, können mit der C-Mill ein breites Spektrum wirklichkeitsnaher Situationen simulieren. Das Gleichgewicht, ein stabiler Gang, Doppelaufgaben und die situationsgerechte Ganganpassung können schnell und effektiv geübt und verbessert werden. Neben der C-Mill stünden Trainingsgeräte mit barrierefreiem Zugang zur Verfügung, die direkt aus dem Rollstuhl heraus genutzt werden könnten, berichtet sie von einer weiteren Neuheit im Komplettangebot der gerätegestützten Krankengymnastik. Dramatische, mentale Talfahrt Das alles kommt auch Andreas Hanswille zugute. Ende Mai 2018 veränderte sich sein Leben in Sekunden vollständig. Nach dem Sturz verbrachte er sechs Monate in Kliniken. In Bielefeld wurde er dreimal und in Bochum zweimal operiert. Leichteste Handgriffe musste er mühsam wieder erlernen. Die behandelnden Mediziner attestierten ihm wenig Chancen, dass er seine Beine würde bewegen können. Nach einer dramatischen, mentalen Talfahrt nahm er gestärkt von seiner Frau und seinen Kindern die Herausforderung an. &bdquo;In der Klink Bergmannsheil in Bochum habe ich den Lokomat kennengelernt“, erinnert er sich. In Zusammenarbeit mit den begleitenden Fachleuten der Berufsgenossenschaft als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung habe er nach einer Möglichkeit gesucht, an dieses Gangtraining anzuknüpfen. Vom Lokomat auf die C-Mill Bekannte hätten ihm erzählt, dass es dieses Angebot unweit seines Heimatortes geben würde. &bdquo;Seit dem Frühjahr 2019 bekomme ich hier beim Team von Sabrina Sens mehrere Male in der Woche krankengymnastische Anwendungen und natürlich die wichtigen Gangeinheiten“, ist er dankbar für die gute, zwischenmenschliche Atmosphäre. &bdquo;Zunächst habe ich am Lokomat trainiert. Als ich in der Zweigstelle dann die erste Einheit an der C-Mill hatte, war das eine riesige Herausforderung an meine körperlichen und koordinierenden Fähigkeiten“, blickt er zurück. Für seine Therapeutin Sabrina Sens sei es auch eine aufregende Premiere gewesen, ergänzt er schmunzelnd. Inzwischen geht er seinen Erfolgsweg ausschließlich auf der C-Mill. "Ich erwarte keine Wunder" Seinen Blick nach vorn definiert er so: &bdquo;Ich denke inzwischen positiv und habe den Ansporn, am Ball zu bleiben. Ich erwarte keine Wunder und bin froh über jeden kleinen, weiteren Fortschritt bei den Dingen des Alltags. Meine Lebensqualität und meine Mobilität habe ich mit einem Liegefahrrad schon gesteigert. Die Einheiten auf der C-Mill tun mir sehr gut. Das ist mein Sport.“ Berufserfahrung in Praxen und der Aatalklinik gesammelt Das Angebot, eine Praxis komplett behindertengerecht einzurichten und zu führen, erhielt Sabrina Sens im Jahr 2017 von der Hövelhofer Familie Hüser. Seit 2014 gehört Roswitha Hüser zu den Patientinnen der erfahrenen Physiotherapeutin aus Paderborn, die seit dem Jahr 2010 Berufserfahrungen mit dem Schwerpunkt Neurologie in zwei Praxen und in der Aatalklinik in Bad Wünnenberg gesammelt hatte. Die Familie Hüser, die das eigene Unternehmen Wilsmann Maschinenbau leitet, hat auf dem Betriebsgelände eine Praxis gebaut und eröffnet. Seit Januar 2020 ist Sabrina Sens die Inhaberin.

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