Nahwärme-Pläne: Holzkraftwerk könnte künftig ganz Hövelhof heizen

Hövelhof. Es könnte der Start sein für Hövelhofs Unabhängigkeit von Öl und Gas. Ein neues Nahwärmenetz soll es in Häusern der Sennegemeinde künftig kuschelig machen. Was als Wärmeversorgung für das Schulzentrum und das noch zu bauende Hallenbad vorgesehen ist, soll auch Privathaushalten und Betrieben Entlastung bringen – und das CO2-neutral. Die Energie soll das bestehende Holzheizkraftwerk von Heinz-Josef Rodehuth bescheren, das aus Produktionsresten beim Möbelhersteller Formaplan (ehemals Geha-Werke) Strom und Wärme erzeugt. Baustart soll im Herbst sein. Vom Partner Westfalen Weser Energie sagt Markus Schulz zum Energieprojekt: &bdquo;Damit katapultiert sich Hövelhof aus der 2. Liga direkt in die Champions League.“ Die Ausgangslage Der Espelner Landwirt Rodehuth betreibt mit seinem Unternehmen Rodehuth Holzenergie seit 2007 ein Holzheizkraftwerk in Hövelhof. Seine Firma hat dafür ein Grundstück der Firma Formaplan auf dessen Gelände gekauft, dort das Kraftwerk errichtet und füttert es mit allen Holzresten der Möbelproduktion. Formaplan benötigt vor allem den erzeugten Strom, die Wärme wird als Abfallprodukt aber immer wichtiger, sagt Rodehuth im exklusiven NW-Gespräch. Er liefert sie bereits jetzt über ein Leitungsnetz an benachbarte Firmen im Industriegebiet Nord wie Laufer, Mecotec, Heroal oder DS Smith. Künftig soll das Kraftwerk die Wärme auch Richtung Schulzentrum schicken, fossile Energieträger würden dann der Vergangenheit angehören.Der Plan Bürgermeister Michael Berens (CDU) habe ihn angesprochen, wie künftig Schulen und Sennebad regenerativ beheizt werden könnten, sagt Rodehuth. Der Unternehmer begann, mit seinem Team ein neues Leitungsnetz zu planen. Davon könnten erstmal Anschlüsse für zahlreiche Häuser östlich der Sennebahnlinie profitieren. Die Leitung soll bei der Von-der-Recke-Straße die Bahntrassen unterqueren und sich dann in Richtung Sennestraße verzweigen, um am Schulzentrum anzukommen. Westfalen Weser Netz soll im Projekt für Vertrieb, Service und Abrechnung zuständig sein. Das Kraftwerk Das 2007 für 6,8 Millionen Euro gebaute Holzheizkraftwerk hat laut Rodehuth genug Luft für weitere Abnehmer. Aktuell produziere die Anlage stündlich aus zwei Tonnen Holz rund 6.500 Kilowatt Wärme und 1.250 Kilowatt elektrische Energie. Verarbeitet würden dabei nur etwa 50 Prozent der Holzabfälle von Formaplan. Trotz der bereits bestehenden Abnehmer der Nahwärme wird der Espelner nicht nervös, wenn er sich das steigende Interesse vieler Haushalte ausmalt.&bdquo;Das können wir erschlagen“, schmunzelt er. Für die Nahwärme stünden aktuell rund 2.500 bis 3.000 Kilowatt stündlich zur Verfügung. Schulzentrum und Hallenbad sollen laut Berechnungen etwa 1.500 Kilowatt stündlich benötigen. Zudem sei geplant, das Kraftwerk 2025 zu erweitern, auch Formaplan will wachsen. Theoretisch, so Rodehuth auf Nachfrage, sei es dann möglich, den gesamten Kernort zu versorgen. Das Leitungsnetz Um das zu erreichen, müsste in ganz Hövelhof jedoch ein Leitungsnetz bereit stehen, das alle Häuser anschließt. Rodehuths realistische Ziel lautet aber: &bdquo;Beim Start des Hallenbads Ende 2024 liegen die Rohre dort.“ Aktuell liefen die Planungen für den ersten Bauabschnitt. Geplanter Beginn ist das dritte Quartal 2022. Anträge seien unter anderem bereits gestellt bei Straßen NRW und der Deutschen Bahn. Die künftige Fortentwicklung der Leitungen, durch die etwa 90 Grad heißes Wasser fließen würde, sei ebenfalls in Planung, berichtet Norbert Linnenberg, Geschäftsführer des Planungsbüros &bdquo;Energieagentur Lippe“ aus Oerlinghausen.Wie vom Bürgermeister angekündigt, hat die Gemeinde die Mühlenschule im Visier und das dort neu entstehende Baugebiet Portemeiers Kreuz. Bei den Hauptleitungen handele es sich um Stahlrohre von 20 Zentimetern Durchmesser, die frostsicher einen knappen Meter unter der Erde verlegt werden müssen. Abzweigende Leitungen haben kleinere Durchmesser. Die Verlegung der Nahwärmeleitungen will das neue Rodehuth-Unternehmen &bdquo;Nahwärme Hövelhof“ (www.nahwaerme-hoevelhof.de) vornehmen. Nahwärme für private Haushalte Wer Nahwärme ins Haus bekommt, kann auf üppige Heizungstechnik daheim verzichten. &bdquo;So lassen sich Geld und Flächen sparen“, sagt Markus Schulz von Westfalen Weser Energie. Nötig sei nur ein Anschlusskasten. Zudem sollen die Verbraucherpreise deutlich günstiger sein als beim Gas. Im neuen Baugebiet &bdquo;Auf der Iserkuhle“ in Bad Wünnenberg liege der Nahwärme-Arbeitspreis aktuell brutto bei 8,27 Cent/kWh – gültig bis März 2023. Für Hövelhof werden 10 Cent angepeilt. Günstige Gasanbieter verlangen derzeit etwa 15 Cent/kWh.Politische Fragen Die Gemeinde muss politisch klären, ob für künftige Baugebiete, die im Einzugsbereich der Nahwärme liegen, ein Anschlusszwang festgeschrieben wird. &bdquo;Diese Frage ist derzeit in vielen Kommunen in der Diskussion“, bestätigt Westfalen-Weser-Mann Schulz. Sorgen vor lokaler Abhängigkeit vom Kraftwerk wollen er und Rodehuth zerstreuen. Falls Formaplan irgendwann mal kein Holz liefern würde, sei dies auch anderswo problemlos zu bekommen, sagt Rodehuth – und Schulz weist darauf hin, dass ein einmal installiertes Netz zukunftssicher sei und später auch durch andere Heizquellen erwärmt werden könne.

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