Neuer Ärger um abgeschottete Senne

Kreis Paderborn. Am Schlagbaum war plötzlich Schluss - und das, obwohl es anders angekündigt war. Absolut unerwartet haben am vorfühlingshaften Wochenende viele Menschen vor geschlossenen Schranken an der Senne gestanden. Die Schließung der Durchgangsstraßen hat auch Radsportler Franz Klösener geärgert. Er hatte sich auf eine schöne Tour gefreut, zuvor im Internet gelesen, dass die Durchgangsstraßen am Wochenende geöffnet sind - doch dann gibt es kein Durchkommen. "Stinksauer" sei er gewesen, sagt Klösener zur NW. Der aktuelle Fall regt auch deshalb viele Menschen in den Anrainerkommunen Bad Lippspringe, Hövelhof, Paderborn und Schlangen auf, weil die Senne - wie mehrfach berichtet - zuletzt sowieso schon immer weniger erlebbar ist. Die Briten führen dies auf eine große Notwendigkeit für militärische Übungen zurück. Allein im Januar und Februar sollten die Durchgangsstraßen nur an acht von 59 Tagen geöffnet sein. Darin war aber das vergangene Wochenende sogar noch als geöffnet einberechnet. Laut dem regionalen Sprecher der Streitkräfte, Mike Whitehurst, seien nach den letzten Manövern witterungsbedingte Schäden an den Durchgangsstraßen aufgefallen. Erst wenn die behoben seien, könnten die Straßen wieder geöffnet werden. Zuletzt hatte es auch Beschwerden wegen Lärmbelästigungen durch Schießübungen gegeben. Dieses Thema und auch die Schließung der Durchfahrtsstraßen wird im lippischen Schlangen am Donnerstag, 25. Februar, in einer Ratssitzung zur Sprache kommen. Die im Rat vertretene "Die Partei" beantragt, der britische Verbindungsoffizier möge bald im Gemeindegremium zu beiden Punkten Stellung nehmen. Die Initiative "Open Senne" fordert in einer Mitteilung dazu auf, dass möglichst viele Bürger zur Ratssitzung um 19 Uhr im Bürgerhaus erscheinen. Das Ansinnen der Initiatoren Henning Schwarze und Dieter Vollmer: Widerstand gegen das Vorhaben der Briten zu demonstrieren, "die Senne zu einem Kompetenzzentrum für eine mobile Einsatztruppe auszubauen". Kommen Wälder und Wälle? Wie sie derweil bekannt machen, sind der Schlänger Bürgermeister Marcus Püster und sein Bad Lippspringer Amtskollege Ulrich Lange (beide CDU) bereits im Gespräch mit Verbindungsoffizier Ruaraidh McGregor. Sie erklären, eine Initiative gestartet zu haben, um den Dialog mit den britischen Streitkräften im Hinblick auf die Nutzung und Übungen in der Senne zu intensivieren. Das vage Ergebnis: alle Beteiligten hätten "bekräftigt, sich zukünftig wieder stärker auszutauschen". Auslöser für den Dialog waren die jüngsten Beschwerden über Lärmbelästigungen vom Truppenübungsplatz. Verbindungsoffizier McGregor und der Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Rafael Wartanian, hätten sich beim Kennenlernen im Bürgerhaus Schlangen "offen für einen weiterführenden Dialog" gezeigt. McGregor begründete die derzeitigen Übungen mit der internationalen Sicherheitslage und habe erläutert, dass "bedauerlicherweise Lärm bei Scharfschießen unvermeidlich ist". Allerdings werde das Simulationszentrum in der Normandy Kaserne, "so oft wie möglich genutzt". Die Perspektive: Zur weiteren Lärmabschottung sollen "zusätzliche Wälder und Wälle" angelegt werden. Die Bürgermeister teilen im Vorfeld der Schlänger Ratssitzung mit, dass als Grundlage der Beziehungen zwischen Kommunen und Streitkräften weiter die "Sennevereinbarung" gelte. Diese wurde 1989 zwischen Briten und Anrainern geschlossen. Unter anderem sind dort die Sperrzeiten wie folgt geregelt: montags bis donnerstags von 7.30 Uhr bis 16.15 Uhr und freitags von 7.30 Uhr bis 13.15 Uhr. Neue Rhine Army Summer Show als Option Von Lange und Püster heißt es nun: &bdquo;Ein transparenter und optimierter Informationsfluss zu den Nutzungen der Senne ist sehr wichtig für uns. Die Öffnungszeiten der Senne müssen zukünftig wieder verlässlich sein." Dazu könnten laut ihren Angaben Infotafeln mit Öffnungszeiten beitragen, die digital oder per App gesteuert werden. Weitere Ideen zur Stärkung des Zusammenhalts seien Infostände der Briten bei Terminen in den Kommunen oder "ein gemeinsames Fest ähnlich der früheren Rhine Army Summer Show" - wenn auch "in einer anderen Größenordnung". Auf Anregung der beiden Bürgermeister soll auch geprüft werden, ob bei Übungen die nicht betroffenen Teile der Senne für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Nächster Schritt im Dialog auf Führungsebene soll ein Treffen mit Bürgermeistern und Landräten der Anrainerkommunen und -kreise sein. Dort soll die zukünftige Vorgehensweise konkreter besprochen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Senne dann öfter offen bleibt oder ob zumindest kurzfristige Schließungen der Vergangenheit angehören.

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