Vor Gericht: Delbrücker Kosmetikerin kämpft gegen Knebelvertrag

Delbrück. Wenn sie mit Menschen telefoniert, die sie nicht kennt, nimmt Elisabeth A. (Name geändert) aus Delbrück das Wort &bdquo;Ja“ nicht mehr in den Mund. Während eines Telefonats mit dem Mitarbeiter einer so genannten Firmenauskunft wurde ihr dieses Wort nach eigenen Angaben zum finanziellen Verhängnis. Sie wehrt sich jetzt gegen die gerichtlich eingeforderte Bezahlung einer Rechnung für einen angeblich telefonisch abgeschlossenen Vertrag. Er sollte ihrem Kosmetikstübchen, das sie im Nebenerwerb betreibt, über einen Branchenbucheintrag neue Kundinnen und Kunden bescheren. Kunden kamen damit nicht, dafür läuft nun ein Rechtsstreit, den auch schon andere Kleinunternehmer erlebt haben, wie Rechtsanwälte berichten. &bdquo;Ich bin sicher, dass ich nicht die einzige Person im Freiberuf bin, die mit dieser Betrugsmasche konfrontiert wurde“, sagt sie im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Die 50-Jährige ist sauer und enttäuscht: &bdquo;Ich fühle mich betrogen, aber habe jetzt endlich die Kraft, mich dagegen zu wehren.“ Sie hofft, weitere Betroffene zu finden. Diese könnten sich bei ihrem Rechtsanwalt Thomas Adloff in Paderborn melden. Laut Adloff besteht das Geschäftsmodell der Firma darin, unaufmerksame Kleinunternehmer am Telefon in die Falle zu locken. Kleinunternehmerin aus Delbrück immer noch fassungslos Begonnen hat das Finanz-Dilemma für Elisabeth A. im Sommer 2020. Sie hatte gerade Hautbehandlungen als Gewerbe in ihrem Eigenheim angemeldet. Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern stand mit dem Umzug ins Eigenheim, ihrem Job und der Finanzierung ihrer neuen Freiberuflichkeit unter Druck. In dieser Zeit erreichte sie der folgenreiche Anruf. Die Betroffene ist immer noch fassungslos: &bdquo;Diese Leute sind hochprofessionell. Ich vermute, sie suchen im Internet nach Neueinsteigern.“ Die Wortgewandtheit des Mannes am anderen Ende der Leitung sei sehr überzeugend gewesen, erinnert sie sich. Er habe ihr endlos lange und äußert charmant erklärt, welche Vorteile sich bei einer Zusammenarbeit mit seinem Unternehmen für sie ergeben würden. &bdquo;Ja, ich kann mir das ja einmal anschauen“, erinnert sie sich an ihre Antwort, nachdem er sie gefragt hatte, ob er das aufnehmen könne. Lesen Sie auch: Wechsel am Amtsgericht Delbrück: Von der Proberichterin zur Direktorin &bdquo;Ich hatte nicht die geringste Vermutung, dass ich einem Vertrag zugestimmt haben sollte“, berichtet sie vom schockierenden Moment, als eine Rechnung über 2.380 Euro in ihren Briefkasten flatterte. Sie wandte sich sofort an den Firmensitz in Emmerich am Niederrhein. Es gibt Unterschiede zwischen Privat- und Geschäftskunden Mit Wut im Bauch erinnert sich Elisabeth A. an dieses Telefonat: &bdquo;Der Mann, mit dem ich vorher bereits gesprochen hatte, baute enormen Druck auf. Er versicherte die Rechtmäßigkeit der Auftragsvergabe und stellte Kosten in Höhe von mehr als 10.000 Euro in Aussicht, falls die Sache vor Gericht käme. Er gab sich als entgegenkommender, gnädiger Geschäftsmann, indem er mir eine Ratenzahlung anbot.“ Das Problem: Während Privatleute online oder am Telefon geschlossene Verträge innerhalb von zwei Wochen widerrufen können, gilt das für Kleinunternehmer nicht. Der Anbieter nutze somit und auch durch offenbar genauestens vorbereitete Gesprächsverläufe rechtliche Grauzonen aus, so Adloff. Auch interessant: Pornografisches Instagram-Foto von Kleinkind kostet Hövelhofer 1.500 Euro Bei der betroffenen Delbrückerin löste der Druck Existenzängste aus. Sie zahlte in Raten und wollte die Sache nur noch abhaken. Die einzige &bdquo;Leistung“ der Firmenauskunft sei eine Mappe mit Fotos gewesen, die sie selbst für ihren Internetauftritt gemacht hatte. Vorteile bei der Kundenakquise habe es nicht gegeben: &bdquo;Ich habe meine Kundinnen und Kunden gefragt, wie sie auf mich aufmerksam geworden sind. Dabei spielt die Firmenauskunft keine Rolle.“ A. sieht sich von Anfang an massiv geprellt. Die Preise nimmt sie als Wucher wahr. Nach Jahren gibt es eine weitere Rechnung Nach fünf Jahren ist jüngst erneut eine Rechnung über 1.170 Euro für ein angebliches Abo ins Haus geflattert. Diesmal will die Delbrückerin die Sache nicht hinnehmen. Sie fühle sich mittlerweile in der Lage, gegen das von ihr gesehene Unrecht anzugehen. Sie hat die Zahlung verweigert und die Firma klagt das Geld nun über ein Inkassounternehmen ein. Vor Gericht will angeblich ein Unternehmensvertreter Belege für A.s Zustimmung vorlegen. Dem sieht Elisabeth A. gelassen entgegen. Einem Vergleich will sie nicht zustimmen, denn sie möchte Gerechtigkeit. Update (24. Juni): Das Unternehmen hat seine Klage kurz vor der Verhandlung zurückgezogen. Mehr zum Hintergrund lesen sie hier: Triumph ohne Urteil: Delbrücker Kosmetikerin entkommt Knebelvertrag

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