Triumph ohne Urteil: Delbrücker Kosmetikerin entkommt Knebelvertrag

Delbrück. Die erlösende Nachricht kam am Dienstagmorgen. Elisabeth A. (Name geändert) muss die geforderten 1.170 Euro an eine dubios arbeitende Firmenauskunft nicht zahlen. Ihr Anwalt Thomas Adloff aus Paderborn überbrachte die Botschaft kurz vor Beginn des Gerichtstermins im Delbrücker Amtsgericht: Das Unternehmen vom Niederrhein hat überraschend die Klage gegen die Delbrücker Kosmetikerin - die NW berichtete exklusiv - zurückgezogen. Mit einem blauen Auge ist die Delbrückerin der Sache nun entronnen. Dennoch ist es der 50-Jährigen und dem Juristen ein Anliegen, über die Methoden der Firma aufzuklären. Adloff: &bdquo;Was dieser Anbieter mit seinen Telefonanrufen macht, ist auf professionelle und systematische Weise darauf angelegt, Kleinunternehmern Mist anzudrehen und dafür zu abzukassieren.“ Das belegten auch andere Fälle. Der Fall Wie berichtet, war Elisabeth A. im Sommer 2020 am Telefon von einem Anrufer überrumpelt worden. Ein Mann stellte ihr ein Modell vor, das ihren Nebenerwerbsbetrieb mit der Eintragung in eine Online-Firmenauskunft ankurbeln sollte. Das Problem: A. hatte zu keiner Zeit den Eindruck, im Gespräch einem Vertrag zugestimmt zu haben, doch wenig später flatterte ihr eine Rechnung über 2.380 Euro ins Haus. Weil die Firma auf telefonische Nachfrage, so A., großen Druck aufbaute, zahlte sie widerwillig den Betrag, um die Sache vergessen zu können. Mehr zum Thema: Vor Gericht: Delbrücker Kosmetikerin kämpft gegen Knebelvertrag Die Klage Als nun eine erneute Jahresrechnung über 1.170 Euro kam, zog sie die Notbremse, verweigerte die Zahlung und schaltete Anwalt Adloff ein. Die Firma klagte. Der Jurist erklärt gegenüber der NW das windige Spiel des Unternehmens mit Sitz in Emmerich: &bdquo;Mit großem Druck wird am Telefon etwas verkauft, das keinen Wert hat, denn die Onlineeintragung wird bei Google gar nicht gefunden. Und der Vertragsabschluss wird zudem auf sehr fragwürdige Weise erreicht.“ Das Problem Zielgruppe der Firma seien dabei nicht Privatpersonen, sondern fürs Firmenverzeichnis etwa Freiberufler oder Kleinunternehmer. Adloff erklärt: &bdquo;Bei ihnen gilt nicht das 14-tägige Widerrufsrecht wie bei Privatleuten. Leider kennt das BGB jedoch nur einen Unternehmerbegriff. Der Schutz von Kleinunternehmern müsste hier dringend verbessert werden.“ Bedauerlicherweise, so der Schloß Neuhäuser, wehrten sich zu wenige Betroffene und ließen sich stattdessen durch die Methoden der Firma einschüchtern. Der Schaden Auch für Elisabeth A. ist der Fall nicht komplett ohne Schaden ausgegangen. Ihre gezahlten 2.380 Euro sieht sie nicht wieder. &bdquo;Dieser Anspruch ist leider verjährt, selbst wenn es ein Urteil gäbe, das keinen Vertragsschluss anerkennt“, sagt Adloff, der den Preis für die Arbeitsleistung der Firma als Wucher einschätzt. Immerhin muss seine Mandantin wohl von jetzt an keine Folgerechnungen mehr erwarten und auch die Anwaltskosten werde das Unternehmen tragen, sagt er. Das Geschäftsmodell Die Firmenauskunft hat solche Einnahmeausfälle aber wohl eingepreist in ihr Geschäftsmodell, wie der Paderborner Jurist meint. So habe 2023 in einem Fall beim Amtsgericht Saarbrücken einer der Mitarbeiter ausgesagt, dass er pro Tag etwa 120 Telefonate führe. Adloff rechnet hoch: &bdquo;Wenn nur fünf Prozent der Angerufenen auf einen Vertrag im Wert von 3.000 Euro festgenagelt werden können, käme bei 50 Beschäftigten ein Tagesumsatz von 900.000 Euro raus. Leider scheint sich diese Masche zu lohnen.“ Auch interessant: Pornografisches Instagram-Foto von Kleinkind kostet Hövelhofer 1.500 Euro Die Erkenntnisse Adloff rät Betroffenen, die eine Rechnung bekommen, sich umgehend anwaltliche Hilfe zu holen: &bdquo;Weil die Firma so professionell arbeitet, ist es für Laien praktisch nicht leistbar, sich durchzusetzen. Ein Anwaltsschreiben baut deutlich mehr Druck auf.“ Damit es nicht soweit kommt, sei ein anderer Tipp noch viel wichtiger: &bdquo;Solche Anrufe mit unaufgeforderten Angeboten sollte man direkt beenden, um gar nicht erst in die Falle zu tappen. Für Anrufe mit unbekannten Nummern aus dem Ausland empfehle ich das gleiche.“

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