Delbrücks Herr der Grundstücke verlässt das Rathaus

Delbrück. Er kennt sein Delbrücker Land nicht nur von Karten und Plänen. Fast jeden Weg und jede Straße hat Heinz Börnemeier auch schon mit dem Rad befahren. Für sein Zweirad-Hobby hat er ab der kommenden Woche viel Zeit. Am Freitag verlässt Delbrücks &bdquo;Herr der Grundstücke“ das Rathaus in die Altersteilzeit, nach fast 43 Berufsjahren. Rein formal ist Börnemeier Leiter des Fachbereichs &bdquo;Zentrale Dienste“. Sein Job: Er muss dafür sorgen, dass sich die Stadt und auch ihre Verwaltung gut entwickeln. Es geht um den Ankauf von Land, um Grundstücke für Wohn- und Gewerbegebiete anbieten zu können, und es geht um die Aufstellung des Personals im Rathaus und seinen zugehörigen Einrichtungen. Auch die IT, das Archiv und städtische Versicherungen fallen in seinen Bereich. Bürgermeister Werner Peitz (parteilos) lobt seinen langjährigen Weggefährten in den höchsten Tönen: &bdquo;Mit Heinz Börnemeier verlässt die Stadtverwaltung Delbrück ein ausgesprochener Verwaltungsexperte, ein toller Kollege, eine gute Seele und liebenswerter Mensch.“ Börnemeier ist ein Bürokrat im besten Sinne. Er kennt sich aus, ist verlässlich und verschwiegen. Bei den Kollegen ist er beliebt. Das merken Außenstehende, wenn sie den Ur-Delbrücker im Kreise der Rathausmannschaft beobachten. Der Mann aus dem Mühlenbruch nimmt sich nicht allzu wichtig, obwohl er allen Grund dazu hätte. Start im Arbeitsamt Paderborn Über zwölf Jahre war er der &bdquo;zweite Mann“ in der Stadtverwaltung. Der Stadtrat wählte ihn auf Vorschlag von Bürgermeister Peitz 2013 zum &bdquo;allgemeinen Vertreter“. Es war der höchste Punkt der Karriereleiter für einen, der schon mit dem Abitur am Theodorianum wusste, dass ihn die Verwaltungslaufbahn reizt. Lesen Sie auch: Millionen-Investition in die Sicherheit Delbrücks: Moderne Polizeiwache entsteht &bdquo;Es war nur nicht klar, wo ich genau anfangen konnte“, sagt der vierfache Familienvater. Das Berufsleben startet dann nicht in Delbrück, sondern 1982 mit der Ausbildung beim Paderborner Arbeitsamt. Dort erledigt er seine Aufgaben offenbar so korrekt, dass ihn Vorgesetzte in den Blick nehmen. &bdquo;Börnemeier, wechseln Sie mal für ein Jahr in die Zentrale“, sagt sein Chef Ende der 80er-Jahre und der junge Beamte geht folgsam nach Nürnberg. &bdquo;Es hat mir da viel Spaß gemacht und war eine besondere Zeit“, sagt Börnemeier heute - auch weil er in Franken im November 1989 die Folgen des Mauerfalls erlebt. Als sich nach der Rückkehr keine Aufstiegschance im Paderborner Arbeitsamt ergibt, und es den Delbrücker nicht in die weite Welt zieht, kommt eine Stellenanzeige aus der Heimat genau richtig. Fürs Hauptamt im Delbrücker Rathaus stellt ihn Anfang der 90er Stadtdirektor Bernhard Winnemöller ein. Der Aufstieg beginnt dann mit der Fortbildung an der Verwaltungsakademie in Bielefeld, die er gemeinsam mit der heutigen Kämmerin Ingrid Hartmann und dem 2022 aus dem Dienst verabschiedeten Fachbereichsleiter Werner Mattiza absolviert. Das Delbrücker Platt hilft bei den Verhandlungen Robert Oelsmeier, ab 1995 Winnemöllers Nachfolger als Stadtdirektor und ab 1999 erster hauptamtlicher Bürgermeister, befördert Börnemeier 1998 zum Amtsleiter - und glaubt an ihn. &bdquo;Er hat mir das Grundstückswesen übertragen, das war ein großer Vertrauensbeweis“, erinnert sich der Neu-Ruheständler. Von Oelsmeier hat er das Geschäft gelernt. Es geht viel ums Verhandeln - meist mit Landwirten. Wollen sie Bauland an die Stadt verkaufen oder nicht? Börnemeiers Trumpf: &bdquo;Oft hat es geholfen, dass ich von hier komme und mit dem einen oder anderen auch mal plattdeutsch sprechen kann.“ Zum Thema: Bauplätze in Delbrück wieder heiß begehrt, Umbau des Gymnasiums dauert länger Und wie kommt die Stadt konkret an neues Land? Börnemeier erklärt: &bdquo;Es sind einige Kontakte und Gespräche nötig. Wenn es mit drei Treffen abläuft, ist das schon schnell. Bezahlen kann die Stadt nur Preise, die der Rat in einem Grundsatzbeschluss festgelegt hat. Für Delbrück-Mitte sind es 50 Euro pro Quadratmeter, in den Orten höchstens 28 oder 30 Euro.“ Lukrativ für die Verkäufer sei, dass sie Teile der Fläche für sich als Bauland behalten und später nach Marktpreisen verkaufen können. Immer häufiger habe zuletzt auch der Weg über einen Ackertausch wieder zum Erfolg geführt, verrät Börnemeier: &bdquo;Da studiert man landwirtschaftliche Verkaufsanzeigen und im Idealfall gefällt es demjenigen, der an uns Land verkaufen möchte.“ Für Delbrücks Entwicklung ist er optimistisch: &bdquo;Es gibt noch Flächen, die wir als Stadt bekommen können. Delbrück kann weiter wachsen.“ Die Qualen mit den Wahlen Zur zweiten nervenaufreibenden Aufgabe hat für Börnemeier über Jahre die Organisation und Durchführung von Wahlen im Stadtgebiet gehört. &bdquo;Da gibt es viele Details zu beachten und zu kontrollieren, sodass ich in den Tagen vor der Wahl auch mal schlecht geschlafen habe“, gibt er zu. Delbrück sei jedoch in seiner Ägide &bdquo;immer glimpflich durchgekommen“. Am üppigsten ist der Arbeitsaufwand bei Kommunalwahlen. Jeder Stimmbezirk hat einen anderen Stimmzettel, jede Menge Kandidatenlisten müssen korrekt geführt werden. Die nächste Wahl im September verantwortet seine Nachfolgerin Brigitte Wecker-Brökelmann, die einst im Hauptamt schon Wahl-Erfahrung gesammelt hat. Neuer allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters ist Fachbereichsleiter Manuel Tegethoff. Auch interessant: Der Preis für Delbrücks Rathaus lässt niemanden kalt Ihnen und den anderen Kollegen hat Börnemeier gesteckt, dass sie ihn jederzeit anrufen könnten. Aufdrängen wird er sich künftig sicher nicht. Stattdessen stehen jetzt viele Radtouren mit seiner Frau Ulrike an, daheim hilft er einem der Söhne beim Kürbisanbau und der Hühnerhaltung, zudem warteten Bücher und das Schwimmbad auf ihn. Die immer üppiger werdende Bürokratie vermisst er nicht: &bdquo;Mit den kleinteiligsten Vorgaben im Datenschutz, im Vergaberecht und anderswo tun wir uns keinen Gefallen“, mahnt Heinz Börnemeier. Er muss es nicht mehr regeln. Der Bürokrat ist jetzt privat.

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