Klimaallianz plant in Delbrück neue PV-Anlagen – trotz Absage im Stadtrat

Delbrück. Unternehmer sind Rückschläge gewohnt. Dann geht es darum, Auswege zu finden. Die führenden Köpfe der Klimaallianz Delbrück, Peter Antpöhler (Bofrost) und Martin Hüllmann (Hüllmann Architekten und Ingenieure), haben Ende Februar erlebt, wie es im Stadtrat für das von ihnen forcierte &bdquo;Vorreiterkonzept“ für eine klimaneutrale Stadt keine Mehrheit gab. Nur die Grünen stimmten zu. Doch die Klimaallianz will auch ohne ein solches Signal die Umsetzung von Energieprojekten vorantreiben - getragen aus der Bürgerschaft. Es wird schon konkret. &bdquo;Wir haben sechs Agri-PV-Anlagen in der Planung, die jeweils auf zehn Hektar Fläche eine Leistung von sechs Megawatt liefern“, verrät Hüllmann. Das Besondere: Die Anlagen sollen sich tagsüber zur Sonne ausrichten können, höchstens zehn Prozent einer Ackerfläche belegen und Landwirten genug Raum lassen, um Feldfrüchte wirtschaftlich anbauen zu können. &bdquo;Wir haben konkrete Flächen im Auge, doch es müssen noch wichtige Fragen geklärt werden“, sagt Antpöhler. Die wichtigste zur Zeit: Reicht die jeweilige Anbindung des Areals ans Stromnetz, um die Energie der Anlage abtransportieren zu können? &bdquo;Die Klärung eines solch entscheidenden Details kann beim Netzbetreiber Monate dauern“, klärt Hüllmann auf. Die Stadtverwaltung unterstütze aber bereits, und im Idealfall soll vor den Sommerferien feststehen, ob der Stadtrat das Verfahren für die Bebauungspläne in Gang setzen kann. Die ersten jeweils rund 4,5 Millionen Euro teuren Anlagen könnten dann nach Einschätzung der Klimaallianz frühestens Ende 2026 finalisiert sein. Chance auch für Kleinanleger im Delbrücker Land &bdquo;Die Nachfrage von Bürgern und potenziellen lokalen Investoren ist groß“, berichtet Antpöhler. &bdquo;Wir sind ausdrücklich darauf aus, dass Beteiligungen an diesen Projekten mit kleineren und größeren Summen möglich sind.“ So soll Kleinanlegern, die vielleicht mit 500 oder 1.000 Euro einsteigen wollten, die Option geschaffen werden, Mitglied in der Energie-Bürger-Genossenschaft Delbrück-Hövelhof zu werden. Sie ist 2010 auf Initiative der Kommunen und örtlicher Volksbanken gegründet worden und soll nun für Neu-Mitglieder geöffnet werden und sich an den PV-Projekten finanziell beteiligen. Ziel der 2022 gegründeten Klimaallianz, die mittlerweile von 210 Bürgern, Unternehmen und Institutionen getragen wird, ist eine möglichst breite Bürgerbeteiligung in den Projekten und Akzeptanz für nachhaltige Energieerzeugung vor Ort zu erreichen. Antpöhler und Hüllmann waren nach vorab empfangenen Signalen eigentlich fest von einem Bekenntnis des Stadtrats zum &bdquo;Vorreiterkonzept“ ausgegangen. Damit hätte die Stadt ihrer Meinung nach &bdquo;das große Bild“ der lokalen Energiewende vermitteln können. Das Ziel hätte gelautet, bis 2030 so viel erneuerbaren Strom in der Stadt zu produzieren, um CO2-Emissionen aus Produktion, Energie, Wärmebedarf und Landwirtschaft zu kompensieren. &bdquo;Jetzt gibt es diesen ganzheitlichen Rahmen nicht und wir müssen mit Einzelfallentscheidungen leben“, sagt Antpöhler. Lesen Sie auch: Neuer Strom soll in Delbrück bald vom Acker kommen Wahrnehmbar sei in der Debatte die Sorge vor allzu üppigem Windkraftausbau. Bis zu 21 Windriesen hält die Studie in Delbrück für möglich. Bei der Klimaallianz stehe diese Planung derzeit jedoch nicht an, berichten Antpöhler und Hüllmann. Es soll mit Agri-PV weitergehen, nach den derzeitigen Planungen von sechs Anlagen würden weitere in den Blick genommen, verspricht Hüllmann. Er hofft: &bdquo;Wenn alles gut anläuft, könnte eine Sogwirkung entstehen und weitere Landwirte kommen mit Flächen auf uns zu.“ Das sind die Renditeaussichten aus PV-Anlagen und Windrädern Für die rund 4,5 Millionen Euro Kosten pro Anlage erhofft sich Antpöhler jeweils eine Eigenkapitalquote von 20 bis 25 Prozent und ist &bdquo;sehr zuversichtlich“, diese Summen zu erreichen. &bdquo;Windradprojekte werden auch schon mit zehn Prozent Eigenkapital finanziert.“ Angestrebt wird im Betrieb eine Rendite von mindestens fünf Prozent. &bdquo;Damit könnten wir bestimmt genug Interesse wecken“, meint Hüllmann. Als Stromversorger fürs Stadtgebiet will die Allianz übrigens erstmal nicht auftreten. Hüllmann erklärt: &bdquo;Dafür müssten wir hohe Hürden nehmen. Wir machen zunächst mal das Naheliegende.“ Die Verantwortlichen denken schon darüber nach, beim Katharinenmarkt im September an einem Infostand für ihre Projekte und die Beteiligungsmöglichkeiten zu werben. Wenn denn bis dahin die Planungshürden genommen sind. Zum Thema: Wie die Energiewende in Delbrück die Bürger erreichen soll

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