Bielefelder planen Energie-Genossenschaft für Photovoltaik-Projekte mit Bürgerbeteiligung

Bielefeld. Der Schritt sei längst überfällig. &bdquo;Bürger-Energie-Genossenschaften gibt es mittlerweile in ganz Europa, aber auch in Herford, Lage, Rheda-Wiedenbrück und Melle“, sagt Martin Wörmann. Bielefeld hinke da hinterher. Der ehemalige Leiter des Umweltamtes gehört zum fünfzehnköpfigen Gründungsteam der neuen Bürger-Energie-Genossenschaft für Bielefeld (BIEGE). Die Idee: Bürger sollen zu Investoren in die Energiewende werden, mit ihrem Beitrag größere Projekte in der Stadt voranbringen und auch von den Erträgen profitieren. &bdquo;Wir wollen der Energiewende ein lokales Gesicht geben, Beteiligungsmöglichkeiten im Ehrenamt schaffen, zur Zeichnung von Genossenschaftsanteilen motivieren und so durch den Bau und den Betrieb von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom das klimaschädliche CO2 verringern“, sagt Wörmann. Eine schnelle Rendite für das eingesammelte Geld gehöre nicht zu den Zielen. Im Vordergrund stehe &bdquo;mit dazu beizutragen, dass Bielefeld das Ziel erreicht, bis 2030 klimaneutral zu werden“. Viel Expertise zur Erneuerbaren Energie Das Gründungsteam verfügt über eine Menge Fachwissen und Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen: So sind ein Wirtschaftsingenieur aus dem Bausektor, ein Professor für Erneuerbare Energien der Hochschule Bielefeld (HSBI), ein Biobauer und ein Wirtschaftselektroniker und Werkzeugmachermeister dabei. Die meisten der überwiegend männlichen Mitglieder sind bereits im Ruhestand - und haben entsprechend Zeit, sich intensiv mit möglichen Projekten, aber auch Themen wie Genossenschaftsrecht, Satzung und Businessplan zu beschäftigen. Lesen Sie auch: Neue Studie: Ein klimaneutrales Bielefeld kostet zehn Milliarden Euro Als erstes Projekt sollen Dach-Photovoltaikanlagen realisiert werden - auf öffentlichen, privaten oder gewerblichen Dächern. Interessierte Eigentümer von Flächen oder Immobilien könnten sich gerne melden. Erste mögliche Partner gibt es bereits. So werde aktuell die Realisierung auf dem Dach einer kleineren Lagerhalle geprüft. &bdquo;Und zum Immobilienmanagement von Bethel haben wir sehr gute Kontakte“, ergänzt Wörmann. Auch die Stadt sei ein potenzieller Partner. Damit sich die Investitionen für die Genossenschaft rechne, dürften die Objekte nicht zu klein sein, ergänzt Arne Petring. Der 38-jährige gelernte Informatikkaufmann ist der Jüngste in der Runde und studiert Regenerative Energien an der HSBI. Unbürokratische Nutzung von eigenem Strom in Mietshäusern Das Gründungsteam befasse sich aber auch intensiv mit der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung. Nach neuen Rechtsvorschriften könnten Mieter in Mehrfamilienhäusern ohne umständliche Bürokratie mit vor Ort erzeugtem Strom versorgt werden, wenn entsprechende Zähler installiert werden und nur ein zentraler Stromversorgungsanschluss in das Haus führt. Eine weitere Geschäftsidee ist eine Agri-PV-Anlage: Sie dient als Weidenzaun und erzeugt gleichzeitig Strom. Vorstand und Aufsichtsrat regeln zukünftig das operative Geschäft der Genossenschaft: von der Projektierung über die Bauführung und Instandhaltung bis zur Vermarktung des grünen Stroms. Schon mit einem Geschäftsanteil von 200 Euro könne man mitwirken und als Mitglied in der Generalversammlung gleiches Stimmrecht erlangen. &bdquo;Wir suchen noch weitere Unterstützer mit Erfahrung, die im Vorstand oder im Aufsichtsrat Mitverantwortung übernehmen und sich um Buchhaltung, Datenverarbeitung, Öffentlichkeitsarbeit und Vertragswesen kümmern“, ergänzt Wörmann. Nach Erfahrung des Gründungsteams wachse eine Genossenschaft langsam, beginne mit sicher kalkulierten kleineren Projekten, professionalisiere sich zunehmend und sei schließlich in der Lage, die Geschäftsführung und die Verwaltung angemessen zu entlohnen und erste Renditen auszuzahlen. Ziel der BIEGE ist, die Gründungspapiere des Genossenschaft-Prüfverbandes bis Ostern 2025 in Händen zu halten und in dem Jahr dann auch schon den ersten eigenen Strom auf Bielefelder Dächern zu produzieren. Eine Homepage ist in Arbeit und soll in Kürze freigeschaltet werden. Aktuell können Interessenten per E-Mail Kontakt aufnehmen: BIEGE@mail.de. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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