Riesige Agri-PV-Anlage bei Warburg: Ablehnung steht wohl schon fest

Warburg-Wormeln. Agri-PV ist das Verfahren der Zukunft. Freiflächen-Photovoltaik auf festem Boden kann man entweder auf Brachen oder auf landwirtschaftlichen Flächen errichten. Während eine Brache wie die ehemalige Warburger Müllkippe als Standort unstrittig ist, ergibt sich auf landwirtschaftlichen Flächen immer ein Zielkonflikt zwischen Nahrung und Energie. Die Lösung ist, beides unter einen Hut zu bekommen. Das will Agri-PV. Zu 100 Prozent gelingt das bislang noch nicht. &bdquo;Wir sind aber überzeugt, mit unserer Anlage 70 bis 80 Prozent des derzeitigen landwirtschaftlichen Ertrags zu gewährleisten“, sagt Akquisitionsmanager Gaylord Höhne von der Berliner Projektierungsfirma DVP-Solar. Sie will zwischen Wormeln und Calenberg insgesamt fünf Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtgröße von 25 Hektar bauen. Sie könnten rund 5.000 Haushalte mit Strom versorgen. Das Land gehört dem Immobilienkaufmann Stefan Dahmen (49) aus dem rheinischen Langenfeld. &bdquo;Unsere Mutter ist Mechthild Trilling, die aus Wormeln stammt und das Land meinem Bruder und mir vererbt hat“, erzählt Stefan Dahmen. Seit Jahren ist das Land an den örtlichen Landwirt Wilfried Knaup verpachtet. Der baut dort Viehfutter an. Das soll auch so bleiben. &bdquo;Unser Pächter hat zugesagt, diesen innovativen Weg mit uns zusammen gehen zu wollen“, betont Dahmen. So hatte sich der Bauausschuss zuletzt ausgesprochen Dass daraus etwas werden kann, ist jedoch mehr als fraglich. Der Bauausschuss hat sich zuletzt bereits gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen. Allerdings hatte er keinen Beschluss gefasst, sondern war dem Vorschlag des Ausschussvorsitzenden Walter Güntermann gefolgt, dass zunächst bei einer Bürgerversammlung, bei der der Investor sein Vorhaben präsentieren darf, ein Meinungsbild der Bevölkerung abgewartet werden soll. Das fiel bei der Bürgerversammlung aber auch nicht positiver aus als jenes der Politik. Knapp 150 Bürgerinnen und Bürger waren in die Twistetalhalle in Wormeln gekommen, um ihrem Unmut gegenüber dem Vorhaben Ausdruck zu verleihen. Man hatte das Gefühl, an einer &bdquo;Anhörung zur Ablehnung“ teilzunehmen. Lesen Sie auch: Ernte unter PV-Anlage: Bei Warburg könnte riesiger Solarpark entstehen Im Baurecht ist es verpflichtend, einem Antragsteller, dessen Bauvorhaben abgelehnt werden soll, zuvor noch einmal Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Ausschussvorsitzender Walter Güntermann kennt sich aus mit Anhörungen zur Ablehnung. Er war selbst viele Jahre Bauamtsleiter der Hansestadt. Aber muss das wirklich vor den Augen der Öffentlichkeit geschehen? Manchem Besucher der Veranstaltung mutete das wie eine Farce an, eine unnötige menschliche Bloßstellung. &bdquo;Das ist doch hier eine reine Show-Veranstaltung. Wenn man weiß, dass man den Antrag sowieso ablehnen wird, kann man sich so eine Versammlung auch sparen und muss nicht Menschen von weither extra anreisen lassen, bloß um sie hier vorzuführen“, kritisierte ein Zuhörer. Warum die Politik gegen das Vorhaben ist Üblicherweise werden Bürgerversammlungen abgehalten, wenn es um Vorhaben geht, die von höherer Stelle entschieden werden, es vor Ort aber Widerstände gibt oder von der örtlichen Politik trotz Kritik aus der Bürgerschaft befürwortet werden. Das alles war in Wormeln nicht der Fall. Kein einziges Gremium hatte sich für das Vorhaben ausgesprochen. Bürgermeister Tobias Scherf, Ausschussvorsitzender Güntermann und Ortsvorsteher Roberto Fieseler wiederholten vor Publikum, warum man in der Politik gegen das Vorhaben sei. Vor allem, weil man es kann. &bdquo;In der Windenergie haben wir uns dafür entschieden, das Heft des Handelns der Bezirksregierung zu übergeben, in der Photovoltaik können wir selbstständig entscheiden“, sagte Bürgermeister Tobias Scherf. Der Zubau an Windenergieanlagen ist ja auch noch lange nicht abgeschlossen. &bdquo;Jetzt haben wir rund 200 Anlagen im Kreisgebiet, zählt man aber alle mit, die sich im Antragsverfahren befinden, kommen wir auf 670, das sind dann Lichtenauer Verhältnisse“, sagte der Ausschussvorsitzende Güntermann. &bdquo;Module wandern mit der Sonne für maximale Energieausbeute“ Nach der geltenden Gesetzeslage ist es so, dass in allen Windenergie-Konzentrationszonen auch Solarparks grundsätzlich genehmigungsfähig sind. Vorrangig bleibt aber die Windenergie. Die Photovoltaik kann die Windenergie also nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Einschränkendes Kriterium ist die Güte des Bodens. Sie wird in Bodenpunkten gemessen. Das Optimum sind 100 Bodenpunkte. Liegt die Bodengüte über 55 Punkten, sind Photovoltaik-Anlagen auch hier nicht mehr zulässig. Agri-PV ist eine Methode, mit der auch gute Böden mit Solaranlagen projektiert werden könnten. Im Bereich der bei Wormeln geplanten Anlage schwankt der Bodenwert zwischen sehr schlechten 26 und ziemlich guten 67 Punkten. Das Konzept sieht vor, die Solarmodule in einer Höhe von 2,10 Metern aufzuständern. Das ist gerade eben hoch genug, dass Futtermais und Ackerbohne dort wachsen können, aber nicht für den Trecker und die Landmaschinen, die die Pflanzen ernten sollen. Darum sollen die Module hochgeklappt werden können, damit der Trecker durchfahren kann. Ein Beitrag über die gesetzliche Mindestbeteiligung hinaus Je höher die Aufständerung, desto teurer ist der Solarpark. Die Module des Wormelner Projekts wären auch im Normalbetrieb beweglich. Projektierer Höhne: &bdquo;Die Module wandern mit der Sonne von Ost nach West für eine maximale Energieausbeute.“ Auch das Warburger Stadtsäckel würde von einer Einspeise-Beteiligung von 33.000 Euro im Jahr profitieren. Lesen Sie hier: Erhalten Sie die aktuellen News der NW Höxter jetzt per WhatsApp! Das ist jedoch nur das, was ein Projektierer gesetzlich verpflichtend sowieso als Abgabe leisten muss. In der Windenergie ist es immer häufiger der Fall, vor allem wenn Kommunen selbst über die Anträge entscheiden können, dass sie sich denjenigen Investor aussuchen, der über die gesetzliche Mindestbeteiligung hinaus einen Beitrag leistet. Beispielsweise durch Gründung einer Betriebsgesellschaft vor Ort, wodurch Gewerbesteuereinnahmen fließen oder eines örtlichen Beteiligungsfonds und besonders niedrige örtliche Stromtarife. Ein solcher Benefit für die betroffenen Menschen ist in Wormeln jedoch nicht vorgesehen. Die Proektierer haben ihren Antrag derweil zurückgezogen.

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