Emotionaler Abschied von dieser Kirche im Delbrücker Land

Delbrück-Westenholz. Wie früher mit Glanz und Gloria feierten mehr als 250 Gläubige einen besonderen Gottesdienst in der Westenholzer Marienkirche - denn es ist der letzte, in der vor 75 Jahren erbauten Kirche. Im kommenden Frühjahr wird sie entwidmet, verliert dadurch ihre Segnung und kann für andere Zwecke genutzt werden. Die Marienkirche wurde im Außengebiet Mühlenheide als Filialkirche der katholischen Gemeinde St. Joseph gebaut. 1949 fand das Fest der Grundsteinlegung statt. Die beeindruckende Predigt des Pastoralverbundleiters Bernd Haase, die feierliche Begleitung des Kirchenchors sowie der Einzug von Fahnenabordnungen der Verbände und Vereine bildeten die Höhepunkte der denkwürdigen, von Emotionen getragenen Messfeier. Im Anschluss gaben die Mitglieder des Kirchenvorstands bekannt, dass das Gebäude zukünftig den Vereinen als gemeinsamer Lagerraum dienen soll. Die Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen nutzten das Angebot, sich die Räume anzusehen. Auch die Pfadfinder werden das Gebäude weiter beleben. Sie nutzen Räume unter dem Dach. Dort hatten sie eine interessante Präsentation vorbereitet. Erzbistum Paderborn will 30 Prozent der Flächen von Kirchen und Pfarrheimen einsparen Bernd Haase leitete in seiner Funktion als Vorsitzender des Kirchenvorstands den informellen Teil ein: &bdquo;Die diözesanweite Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn sieht eine Einsparung von 30 Prozent bei den Flächen von Kirchen und Pfarrheimen vor.“ Das werde perspektivisch nicht reichen, so seine Einschätzung. Lesen Sie auch: Das Geld wird knapp: Erzbistum Paderborn will sich von Gebäuden trennen Der Pfarrer erklärte, die Aufgabe dieses Gottesdienststandorts sei eine schmerzhafte &bdquo;Abbrucherfahrung“ im kirchlichen Leben. &bdquo;Wir reagieren auf die Bedürfnisse, die Menschen heute haben“, betonte er. Der vom Bistum geförderte Neubau des Pfarrheims im Ortszentrum solle ein Treffpunkt für alle Generationen werden. Hier würde das zweite Schwerpunktprojekt im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof realisiert. Lesen Sie auch: Erzbistum Paderborn: Erste Gemeinden melden sich wegen Kirchenschließungen &bdquo;Wir haben das Thema Marienkirche offen kommuniziert und Ideen eingefordert“, berichtete der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Hans-Theo Sasse, vom zweieinhalb Jahre andauernden Meinungsfindungsprozess. &bdquo;Die überwiegende Mehrheit bat darum, das Gebäude auf dem Grundstück der Kirchengemeinde stehen zu lassen. In guten Gesprächen mit der Kirchengemeinde, dem Generalvikariat, dem Heimatverein und der benachbarten Familie Hüttemann kam es zu dem Konsens“, so Sasse. Zum Dank für ihr Engagement erhielten die Ehrenamtlichen des Kirchenvorstands und Dieter Löseke, der hier seit dem Jahr 1982 als Küster tätig war, viel Applaus. Kirche damals weckte bei allen Besuchern Erinnerungen Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Stefan Sudhoff, stellte detailliert die damaligen Planungen, den Bau und die Ausstattung in der Mühlenheide vor. Seine Schilderungen des kirchlichen Lebens weckten bei allen Besuchern Erinnerungen. Für viele Anwohner war damals der Kilometer lange Weg zur Pfarrkirche im Dorf besonders im Winter zu beschwerlich. Gottesdienste wurden in der kleinen Kapelle Almodt oder in der Gaststätte Tippkötter gefeiert. In einer großen Gemeinschaftsaktion bauten die Gläubigen das Gotteshaus aus Anröchter Sandstein. Gebannt hingen die Besucher an den Lippen von Pfarrer Bernd Haase. &bdquo;Heute ist es rappelvoll, aber wir kennen die Realität“, leitete er seine Predigt ein. Er sprach von Bildern der Fülle: &bdquo;Volle Kirchen vermittelten Gefühle und Sicherheiten, die uns lange getragen haben. Es ist unendlich schwer, wenn die Realität von Kirche und Welt diese Bilder zerschlägt, aber wenn wir uns hinter alten Bildern verschanzen, lügen wir uns was in die Tasche.“ .responsive23-L0DdGQPhTP9aSH9w-map-1016-de-marienkirche { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-L0DdGQPhTP9aSH9w-map-1016-de-marienkirche { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-L0DdGQPhTP9aSH9w-map-1016-de-marienkirche { padding-top: 142.86%; } } Der Geistliche sei sich sehr bewusst, was der Missbrauchsskandal ausgelöst habe. Die Entwicklung zu einer nachchristlichen Gesellschaft habe allerdings schon vorher begonnen. Er veränderte die Perspektive: &bdquo;Was hindert uns daran, fröhliche Christenmenschen zu sein? Finden wir noch diese Leidenschaft und Sehnsucht, uns mit Gott auf den Weg zu machen? Die Glaubensverkündung braucht nicht zuallererst Strukturen und Besitz. Es braucht Tiefe und Qualität in einer Gemeinschaft von Christen, die Gottesdienste mit positiver Strahlkraft feiern. Nur im Loslassen und mit neuen Bildern gewinnen wir neue Möglichkeiten. Gott führt uns in eine Kirche, die ihre Kernaufgaben erfüllt. Es geht weiter mit unserem christlichen Glauben.“ Lesen Sie auch: In OWL werden Kirchen geschlossen – wie die Nachnutzungspläne aussehen

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