Tödliche Schüsse in Delbrück: Verfahren gegen Polizisten wird eingestellt

Paderborn/Delbrück. Die Ermittlungen nach dem tödlichen Polizeieinsatz bei Delbrück im Oktober 2023 sind beendet. Das Verfahren gegen den Polizisten, der die Schüsse abgefeuert hatte, ist &bdquo;wegen erwiesener Unschuld“ eingestellt worden, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn am Dienstag mitteilte. Der 27-Jährige ist nach &bdquo;NW“-Informationen wieder im Dienst. Die umfangreichen Ermittlungen der Mordkommission Weste des Polizeipräsidiums Bielefeld habe eine rechtfertigende Notwehrsituation des Polizeibeamten bestätigt, schreibt Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies. In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft wird auf mehrere Gutachten, Untersuchungen und Zeugenaussagen verwiesen, die die Darstellung des Polizeibeamten bestätigten. Auch zum Motiv des Getöteten scheint es nun Klarheit zu geben. Der Einsatz Was war passiert? Am 11. Oktober suchte die Polizei einen 30-jährigen Mann, der die gemeinsame Wohnung nach Angaben von Angehörigen mit Suizidgedanken verlassen hatte. Gegen 18 Uhr trafen Beamte ihn an einer Straße bei Nordhagen an. Der Gesuchte soll dann mit einem Küchenmesser auf die vier Polizisten zu gerannt sein, woraufhin ein 27-Jähriger mehrmals auf ihn schoss. Dabei wurde der Angreifer tödlich verletzt. Gegen den Polizisten wurde daraufhin von Amts wegen ein Verfahren wegen Totschlags eingeleitet. Von Anfang an hieß es allerdings, dass von Notwehr auszugehen sei. Die Aussagen Der Polizeibeamte äußerte sich zum Ablauf des Einsatzes über seinen Rechtsanwalt. Demnach habe der 30-jährige Mann das Messer auf ihn gerichtet und sei aus vier Metern losgesprintet. Weil er wegen der Verkehrssituation nicht habe zurückweichen können, habe keine andere Möglichkeit als der Schusswaffengebrauch bestanden. Der Polizist habe zunächst auf Beine und Oberkörper geschossen. Weil dies zunächst keine Wirkung zeigte, habe er dann in Richtung des Kopfes geschossen. Diese Aussage wurde laut Staatsanwaltschaft in ihren wesentlichen Inhalten durch die Vernehmung der weiteren beteiligten Polizisten sowie von Passanten bestätigt. Laut Obduktion wies die Leiche des Angreifers Schussverletzungen in der messerführenden rechten Hand, der linken Brust, dem Bauch und dem Kopf auf. Die Gutachten Dem Schussspurengutachten des Landeskriminalamtes NRW nach erfolgte die Schussabgabe aus einer Entfernung von etwas mehr als 0,5 Metern. Laut Obduktionsergebnis der Rechtsmedizin Münster befand sich das Messer zur Tatzeit in der gebeugten Hand des Mannes, wobei Einzelheiten zur Haltung des Messers nicht festgestellt werden konnten. Der Vorfall wurde den Angaben nach zudem vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW untersucht. Danach sei dem 27-jährigen Polizeibeamten eine Androhung des Schusswaffeneinsatzes zeitlich und örtlich nicht möglich gewesen. Die Aussage zur Schussabgabe wird als nachvollziehbar gewertet; die Schüsse zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr werden als notwendig angesehen. Das Motiv Von Anfang an gingen die Ermittler der Frage nach, ob es sich bei dem Motiv des getöteten Mannes um ein sogenanntes &bdquo;suicide by cop“ (deutsch: &bdquo;Selbstmord durch Polizist“) handele. Dieser Verdacht scheint sich weiter erhärtet zu haben. Wie die Staatsanwaltschaft berichtet, habe es bereits im August 2023 einen Polizeieinsatz aufgrund des Verhaltens des 30-Jährigen mit einem Küchenmesser im häuslichen Umfeld gegeben. In diesem Zusammenhang soll der Mann bedauert haben, dass die damals eingesetzten Polizisten ihre Schusswaffen nicht gezogen hatten. Im polizeilichen Einsatzbericht vermerkten sie deshalb den Hinweis auf &bdquo;suicide by cop“. &bdquo;Aufgrund des Verhaltens bei der Kontrolle erscheint es sehr wahrscheinlich, dass der 30-jährige Mann seinen zuvor geäußerten Plan an der Straßenkreuzung umsetzte und dadurch zu Tode kam“, schreibt Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies. Eine eindeutige Äußerung des Mannes, anhand derer dieses Motiv eindeutig zu erkennen gewesen wäre, sei jedoch kurz vor dem Waffeneinsatz nicht gefallen. Die Kameras Dass die Bodycams der Polizisten sowie die Überwachungskameras der beiden Streifenwagen ausgeschaltet waren, entspreche der geltenden Rechtslage des Landespolizeigesetzes NRW. Während der Ermittlungen hatte Waschkies auf Anfrage der &bdquo;NW“ bereits bestätigt, dass die Kameras nicht manipuliert worden seien. Dennoch schreibt der Staatsanwalt am Ende seiner Mitteilung, dass die Frage, ob das Nichteinschalten der Bodycams zu beanstanden sei, von der Kreispolizeibehörde Paderborn beurteilt werden müsse. Auf Anfrage der &bdquo;NW“ wollte die Polizei dazu keine Stellung nehmen. Anmerkung der Redaktion: Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, es sei denn, es gibt besondere Gründe für eine erhöhte Aufmerksamkeit. Wir halten uns möglichst zurück, da es bei Suiziden eine hohe Nachahmerquote gibt. Sollten Sie sich von besonderen Lebensumständen betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung.

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