
Delbrück. Die Anspannung steigt bei Dirk Krüger. Der Sudhagener gehört zum Organisationsteam der Demonstration, die sich am Freitag ab 17 Uhr in Delbrück für Vielfalt, Toleranz und Demokratie einsetzen möchte. Nach zunächst 50 erwarteten Teilnehmern hat Krüger diese Zahl gegenüber der Kreispolizeibehörde nun auf 150 erhöht. Beobachter wollen nicht ausschließen, dass es vielleicht sogar eine vierstellige Teilnehmerzahl wird. Auch deshalb hat die Polizei nun reagiert: Der Veranstaltungsort wurde vom Alten Markt auf den Vorplatz der Stadthalle verlegt. Dort ist mehr Platz.
Obwohl es sich um eine hochpolitische Großwetterlage handelt, die deutschlandweit Demonstrationen gegen Nationalismus ausgelöst hat, betont Krüger, dass die Delbrücker Veranstalter eine „unpolitische Demo“ organisieren. Zwar sind alle Fraktionen des Stadtrats eingeladen, Bürgermeister Werner Peitz (parteilos) hält eine der Eröffnungsreden und auch der Landtagsabgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer (CDU) wird sich auf der Bühne äußern. Doch Krüger, selbst sachkundiger Bürger für die Partei PiD im Stadtrat, legt Wert darauf, dass die Veranstalter Hoppe-Biermeyer als Vorsitzenden des Stadtsportverbands eingeladen haben.
Öffentlich auf der kleinen Bühne Stellung beziehen zu den jüngsten Remigrations-Phantasien der AfD werde auch Peter Hartmann. Doch auch der Präsident des Karnevalsvereins Eintracht, der laut seiner Satzung unpolitisch ist, trete nicht als Vereinsvertreter, sondern als Bürger Delbrücks auf.
Wie alles begann
„Wir sind durchweg auf positive Resonanz in der Stadt gestoßen“, bilanziert Krüger, der Mitte vergangener Woche die Demonstration bei der Polizei angemeldet hatte. Zwei Tage zuvor hatte sich das siebenköpfige Orgateam bei einem Treffen in Krügers Haus formiert. Der ursprüngliche Anstoß für die lose Vereinigung engagierter Delbrücker war Mitte November die Organisation eines Friedenssingens in der Stadt. Anlass war seinerzeit ein Infostand der AfD. Gegen die erstmalige Präsenz eines Infostandes der Partei hatten schon im September Johanna Westermeyer-Böse, Vorsitzende der Grünen in Delbrück, und Rebecca Köllner, Ratsfrau SPD/Die Linke, mit einem Schild protestiert.
Beide werden Freitag laut Krüger auch die Eröffnungsworte am Demo-Abend sprechen. Dabei ist dann auch CDU-Ratsherr Ilhan Dag als Vertreter der aramäischen Gemeinde. Danach kommt der Bürgermeister zu Wort und im Anschluss ist ein Demonstrationszug durch die Innenstadt geplant. Auch dessen Route hat sich kurzfristig verändert. Sie führt nun von der Stadthalle über Boker Straße, Oststraße, Thülecke, Lange Straße, und Himmelreichallee wieder zurück.
Nach der Rückkehr sind als weitere Redner auch Schülervertreter des Delbrücker Gymnasiums und der Gesamtschule vorgesehen, wie Krüger verrät: „Sie haben sich sehr darüber gefreut, dass wir sie angesprochen haben.“ Den Abschluss soll die Ansprache von Peter Hartmann bilden.
Eventuell werden Straße gesperrt
Schon bei der Kundgebung mit 5.000 Demonstranten am Montag in Paderborn waren auch Vertreter der Delbrücker Kolpingsfamilie dabei. Sie wollen sich in ihrer Heimatstadt ebenfalls gegen demokratiefeindliche Gesinnung positionieren, wie der Vorsitzende der fusionierten Kolpingsfamilien Delbrück und Boke, Hubert Löbbecke, mitteilt.
Straßensperrungen rund um die Stadthalle sind laut Krüger im Vorfeld nicht vorgesehen. Gespräche mit der Polizei hätten jedoch ergeben, dass die Beamten vor Ort auf den Besucherandrang reagieren und Sperrungen vornehmen, wenn dies nötig wird.Dirk Krüger bleibt mit den Behörden weiter in Kontakt und hat als Anmelder der Protestveranstaltung noch einiges zu tun, wie er sagt. „Ich organisiere zum ersten Mal so eine Veranstaltung, da hängt einiges dran. Aber die Sache ist mir schon lange sehr wichtig und deshalb mache ich mich mit den Mitstreitern dafür stark, dass wir in Delbrück dieses Zeichen setzen.“