Delbrück

Prüfende Blicke gegen Missbrauch in Kirchengebäuden

Im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof sollen alle Bereiche der Kirchengemeinden untersucht werden, damit mögliche Angsträume aufgespürt werden können. In Sudhagen wird genau hingeschaut.

Das Prüfungsteam für die Risikoanalyse in Sudhagen (v.l.): Angelika Wiesing, Leo Bader, Daniel Lobbenmeier, Marianne Lobbenmeier, Andreas Stratmann, Finja Franzsander und Ina Meiwes. | © Copyright: Thoering / D-33161 Hoevelhof

07.08.2022 | 07.08.2022, 03:30

Delbrück-Sudhagen. Sieben Menschen, unterschiedlich alt. Sie haben sich an diesem Abend am Pfarrheim in Sudhagen versammelt. Männer und Frauen sind dabei. Sie führen als erste Kirchengemeinde im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof eine besondere Risikoanalyse in Pfarrheim, Kirche und dem Außengelände durch. Es geht nicht um technische Mängel, es geht um sexuelle Gewalt.

Die Vorbeugung von Missbrauch steht laut einer Mitteilung in allen Kirchengemeinden im Pastoralverbund im Fokus. Deshalb würden nun alle Räume überprüft. Risiken sollen erkannt und abgestellt werden, um Missbrauch zu verhindern, bevor er überhaupt stattfinden könnte. Es bedürfe guter Informationen, geeigneten und geschulten Personals und auch fest geregelter Meldewege sowie eines funktionierenden Beratungsnetzwerks. Wie sicher sich Kinder, Jugendliche und erwachsene Schutzbefohlene in kirchlichen Gebäuden fühlen können, ist in Sudhagen untersucht worden.

Für die Prüfung erhalten die Ehrenamtler eine Checkliste. In Sudhagen werden mit genauen Blicken alle Räume begutachtet. Finja Franzsander, 15, und Ina Meiwes, 14 Jahre alt, sind die jüngsten Teilnehmerinnen, beide Messdienerinnen seit 2016. Daniel Lobbenmeier (42), ist für die Behindertenvertretung dabei. Seine Mutter Marianne führt auf dem Rollator ihr Sauerstoff-Gerät mit. Leo Bader, Angelika Wiesing und Andreas Stratmann sind als Vertreter des Kirchenvorstands und Gesamtpfarrgemeinderates mit von der Partie.

Der Eingang ins Pfarrheim ist dank Rampe barrierefrei. Der Außenbereich von Kirche und Pfarrheim war erst jüngst neu gestaltet worden. Daniel und Marianne Lobbenmeier sind schnell und sicher durch die Tür. „Hier könnten noch Haken für die Jacken an die Garderobe“, regt Marianne Lobbenmeier an. „Wer einen Rollator mit sich führt, hat keine Hände für Kleiderbügel frei“. Andreas Stratmann nickt: „Das können wir nachrüsten.“

Tageslicht bringt Sicherheit

Hell und freundlich ist der Eingangsbereich. Das macht der Glasausschnitt in der Tür. Der Flur ist übersichtlich und ohne dunkle Nischen, die Zimmertüren sind hell furniert. Gleich links geht es in den großen Saal, der von zwei Seiten durch die Fenster mit Tageslicht beleuchtet wird. Nikolaus- und Weihnachtsfeiern, Kaffeetrinken, Kirchenvorstandssitzungen, aber auch Treffen von Schützen- und Heimatverein finden hier statt. Selbst wenn der Raum per Trennwand geteilt wird, bleibt es hell. Die im Erdgeschoss eingerichtete Bücherei, in der auch Familien zu Gast sind, ist ebenfalls gut einsehbar.

Das vor zehn Jahren renovierte Gebäude ist technisch gut ausgestattet: Selbst im Obergeschoss, wo Tanzgruppen proben, Karneval vorbereitet wird oder die Blaskapelle probt und viel Publikum im Haus ist. Überall gibt es Fenster und Leuchten in ausreichender Anzahl, Notausgang-Wegweiser sind vorhanden. Im Sinne der Vorbeugung von Missbrauch sei das von großer Bedeutung. Dunkle Räume oder Ecken sind häufig auch Angsträume. Besonders für Kinder und Jugendliche, oft auch für Frauen. Das Licht in den Toilettenräumen ist sogar mit Bewegungsmeldern gesteuert. In Nebenräumen wie Küche oder dem Lager für Sternsinger-Kleidung gibt es Fenster, oft sogar Außentüren mit Glasausschnitt. Lediglich in einem einzigen Raum soll die vorhandene Deckenleuchte durch eine lichtstärkere ersetzt werden. „Steht schon auf meiner To-Do-Liste“, sagt Kirchenvorstand Leo Bader. Auch der Keller des Pfarrheims ist gut ausgeleuchtet.

Weiter gehen die Prüfer über die Sakristei in die Kirche. Das Gebäude aus dem Jahr 1923 ist Ende der 1960er Jahre erweitert worden. St. Elisabeth ist im Inneren eine helle und sehr übersichtliche Kirche. Dass selbst die Bänke offen gestaltet sind, gefällt vor allem Kindern. Es geht hoch auf die Orgelempore. Weil sie eine niedrige Brüstung hat, musste bei der Renovierung ein Edelstahlgeländer aufgesetzt werden. Auch das sorgt für Einblick.

Die Prüfgruppe ist zufrieden. Ihrer Meinung nach können sich in den kirchlichen Räumen Sudhagens kleine und große Schutzbefohlene sicher fühlen.