"Enormer Imageschaden": Geflügelpest erschwert auch Verkauf gesunder Hühner

Kreis Paderborn. Das Corona-Virus trifft die ganze Welt, das Geflügelpest-Virus H5N8 verschärft die Lage für Geflügelproduzenten im Paderborner Land derzeit noch obendrauf. Vier Fälle im März und April im Kreisgebiet haben zu zehntausenden Tötungen auf den jeweiligen Höfen in den Delbrücker Ortschaften Westenholz und Hagen geführt. So traurig das Geschehen zunächst für die Tiere und die betroffenen Produzenten ist - andere Geflügel-Unternehmer im Raum Delbrück sind durch die Folgen ebenfalls schwer angeschlagen. Rund um das Ausbruchsgeschehen ist in einem Zehn-Kilometer-Radius, dem Beobachtungsgebiet, kein normaler Handel mehr möglich, so verfügt es das Kreisveterinäramt mit Blick auf das Tiergesundheitsgesetz. In der Überwachungszone auf dem Gebiet des Kreises befinden sich laut Kreisverwaltung 109 Geflügelbetriebe, von denen 14 mehr als 10.000 Tiere halten. Insgesamt werden dort rund 648.000 Tiere gehalten. Einzig, wenn das Veterinäramt des Kreises Paderborn und auch das Veterinäramt eines Kunden ihr Okay geben, ist ein Verkauf der gesunden Tiere möglich. "Das lohnt sich aber nur für größere Betriebe", sagt Bernhard Schnitzmeier, der einen kleinen Geflügelhof in Anreppen betreibt. Da sich der Aufwand für ihn nicht rentiert, hat er, als Vollerbwerbslandwirt, seit dem 21. März kein Tier mehr verkauft. "Wir müssen nicht nur den Einnahmeausfall verkraften, sondern auch höhere Futterkosten tragen", sagt er. Die Hühner bleiben länger bei ihm als üblich, dabei müsste die Umsiedlung in den Eier-Betrieb eigentlich spätestens in der 20. Lebenswoche erfolgen. Entschädigungen gebe es nur für Betriebe, in denen das Virus nachgewiesen ist. Für ihn und alle Kollegen, die ebenfalls unter den Handelsbeschränkungen leiden, bleibt aber nichts übrig. "Es geht bei uns an die Reserven", sagt Schnitzmeier. "Ich kann jetzt gut nachfühlen, wie es Gastronomen geht, die seit Monaten nicht ihre Läden öffnen können." Ein Geschäft wird umständlich Die großen Sorgen bestätigt auch der Chef eines anderen Familienbetriebes aus dem Delbrücker Land, der nicht namentlich genannt werden möchte. "Nur etwa zehn Prozent des normalen Umsatzes" habe er in den letzten vier Wochen gemacht. Sechs Angestellte müsse er entlohnen, auch bei ihm sei das nur möglich über einen Rückgriff aufs Angesparte. Praktisch alle Tiere aus dem Delbrücker Land müssten nach den Virusausbrüchen jetzt mit einem Stigma leben, sagt der erfahrene Geflügelproduzent, der wie Schnitzmeier Jungtiere verkauft, damit sie woanders reichlich Eier legen: "Die Kunden sind durch Berichte und Erzählungen in Sorge und haben teilweise Angst, sich das Virus in ihre Betriebe zu holen." Und das, obwohl es sich um gesunde Tiere handelt. Kommt es doch einmal zu einem Geschäft, ist es umständlich abzuwickeln. Neben der Erlaubnis durch beide Veterinärämter müssen die Tiere drei Wochen, nachdem sie beim Kunden angekommen sind, erneut untersucht werden. Vor den Prozeduren und dem Risiko schreckten Kunden zurück, heißt es. Der Kreis Paderborn teilt auf NW-Anfrage mit, dass "Ausnahmegenehmigungen zuletzt "für die Verbringung von Eintagsküken und Junghennen" erteilt worden seien. Junghennen würden vor dem Direkttransport amtlich klinisch untersucht. Damit sei "ein hoher Aufwand" verbunden, der personelle Ressourcen binde. "Enormer Imageschaden" Für den in Teilen ebenfalls betroffenen Kreis Gütersloh hat Kreisveterinär Patrick Steinig im Gesundheitsausschuss des Kreises jüngst ebenfalls seine Sorgen um die Branche öffentlich gemacht: &bdquo;Durch den Ausbruch der Geflügelpest gab es einen enormen Imageschaden für Geflügelhaltungen im Kreis Gütersloh." Erste Signale für die Betriebe im Kreis Paderborn geben jedoch Anlass zur Hoffnung. So sei zu hören, dass manche Kunden schon darauf warteten, dass sie nach Ende von Sperr- und Beobachtungsfristen wieder auf die Qualität aus dem Kreisgebiet zurückgreifen können. "Wir hoffen, dass es keine neuen Fälle gibt und wir dann wieder ausliefern können", sagt Bernhard Schnitzmeier. Gibt das Veterinäramt grünes Licht, könne es Mitte Mai soweit sein.

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