Der Flughafen Paderborn hat jetzt eine XXL-Schönheitsfarm für Jets

Büren-Ahden. Die zweitgrößte Flugzeug-Lackieranlage in Deutschland nach Airbus in Hamburg-Finkenwerder wird in diesen Tagen am Flughafen Paderborn/Lippstadt bezugsfertig. Schon im Januar soll der erste Flieger hier anrollen und rund zehn Tage später mit frischer Farbe auf seiner Aluminiumhaut Ahden wieder verlassen. Dafür zuständig ist die seit drei Jahren existierende Firma Altitude Paint Services (APS), die rund zwei Millionen Euro in die Herrichtung des einstigen Air-Berlin-Hangars investiert und einen langfristigen Mietvertrag mit dem Airport abgeschlossen hat. Sie gehört zum Luftfahrt-Servicekonzern Nayak. Aktuell ist APS auf der Suche nach Industrielackierern, die sich für die Luftfahrt umschulen lassen möchten. Bis zu 50 Arbeitsplätze sollen in Ahden entstehen, auch Ausbildungsstellen. Fünf heimische Lackierer sind gefunden, zum Start soll der Rest zunächst aus England und Osteuropa eingeflogen werden. Flughafenchef Roland Hüser ist begeistert, das größte Gebäude in Paderborn/Lippstadt (2004 eröffnet) komplett vermietet zu haben und weitere Einnahmen einkalkulieren zu können. Auf der Habenseite kann er durch die XXL-Lackierwerkstatt auch noch Start- und Landegebühren sowie den Verkauf von Kerosin verbuchen. Er setzt auf eine anhaltende Partnerschaft mit APS: &bdquo;Wer soviel investiert, wird nicht nach zwei Jahren wieder die Koffer packen.“ Paderborner Anlage größer als in Münster/Osnabrück Dabei geht Hüsers Blick zu Andreas Ossenkopf. Der fröhliche Hamburger mit Düsseldorfer Wurzeln ist als General Manager zuständig für beide deutsche Lackieranlagen des Unternehmens. Die erste existiert seit zweieinhalb Jahren am Airport Münster/Osnabrück, die größere Schwesteranlage geht nun in Paderborn in Betrieb. Kompressoren für die Farbverteilung, dicke Ventilationsrohre und mehr sind installiert. Ossenkopf hat hier viel vor. Bei der Präsentation der Halle, wo derzeit noch Handwerker finale Jobs erledigen, bevor lackiert werden kann, spricht er von 30 bis 40 Flugzeugen, die hier jährlich frische Farbe erhalten sollen. Preis pro Auftrag: jenseits von 100.000 Euro. Kunden seien Airlines aus ganz Europa, so etwa die Lufthansa, Eurowings, Turkish Airlines und Pegasus. Ihre großen Jets ließen die Airlines derweil gerne in China lackieren. Die Paderborner Halle ist durch einen Vorhang geteilt, sodass zwei Mittelstreckenflieger vom Typ Boeing 737 oder Airbus A320 bis A321 dort besprüht werden können. Im hoch technisierten Luftfahrtbetrieb hat das Lackieren noch die Anmutung vergangener Zeiten: &bdquo;Es wird noch fast wie vor 40 Jahren gearbeitet“, scherzt Ossenkopf. Der Mann mit dem Space Shuttle auf der Krawatte meint damit, dass ein Flugzeug komplett von Hand besprüht wird. Anders als in der Automobilindustrie, kommen keine Roboter zum Einsatz: &bdquo;Es ist eher ein Lackierballett, auf jeder Seite bringen vier Menschen die Farbe auf. Bei großen Flächen ist ihre Sprühpistole an einen Schlauch angeschlossen, durch den Farbe gepumpt wird, kleinere Flächen werden mit Einzel-Sprühpistolen bearbeitet.“ Lesen Sie auch: Ritterschlag durch die Lufthansa: Paderborner Airline will neue Ziele anfliegen 400 Liter Lack ?pro Airline-Jet Nur rund ein zehntel Millimeter dick soll die Lackschicht auf einem Jet sein, um Gewicht zu sparen. Insgesamt, so Ossenkopf, würden auf einen Flieger nur rund 400 Liter Lack aufgetragen. Die Schicht ist also ultradünn, muss aber UV-Belastung, heißen und kalten Temperaturen sowie Druckunterschieden standhalten. &bdquo;Nach ungefähr acht Jahren wird dann auch meist neu lackiert“, sagt der APS-Manager. Während in der Autoindustrie überwiegend einfarbig gearbeitet wird, wollen Flugzeuge durch ihre Farbgestaltung (engl. &bdquo;livery“) auffallen. Dabei muss es nicht immer so aufwendig zugehen wie bei den Condor-Jets in Ringelsockenoptik. Doch Ossenkopf sagt, dass sich praktisch jeder Auftrag vom anderen unterscheidet. Zunächst wird der Flieger durch Weichmacher &bdquo;entlackt“, wie die Fachleute sagen, später muss – wie beim Wohnungsanstrich – akribisch abgeklebt werden und danach beginnt das Sprühflaschenballett. Die Fachkräfte arbeiten auf Gerüsten in bis zu 15 Metern Höhe. Dabei entstehen mitunter auch so besondere Ergebnisse wie jüngst in Münster. Dort hat APS einem Eurowings-Airbus die Farben des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund verliehen und den Lufthansa-Oldtimer Lockheed Super Star, der einst auch in Paderborn/Lippstadt eingelagert war, mit neuer Farbe wieder frisch gemacht. Unternehmen knüpfen Kontakte am Paderborner Flughafen Wenn demnächst ein Flugzeug in Paderborn/Lippstadt fertig ist, kann es umgehend abfliegen. &bdquo;Die durchgehende Öffnung des Flughafens ist ein großer Vorteil für unsere Kunden“, sagt Ossenkopf und lobt den Airport auch für seine kurzen Entscheidungswege sowie das Luftfahrt-Innovationsnetzwerk: &bdquo;Wir haben seit unserem Start im Sommer schon wertvolle Kontakte geknüpft, die uns weiterbringen“, sagt der General Manager. &bdquo;Es gefällt uns hier.“ Auch interessant: Zwischenfall: Drohnen stören Luftraum am Flughafen Paderborn

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