Einziger Bürgermeisterkandidat in Büren: „Der Wahlkampf wird diesmal schwerer“

Herr Schwuchow, obwohl Sie schon lange dabei sind, erleben Sie bei den Kommunalwahlen eine Premiere: 2009, 2014 und 2020 hatten Sie jeweils Konkurrenten - diesmal sind Sie der einzige Bürgermeisterkandidat. Fällt der Wahlkampf diesmal flach? Burkhard Schwuchow: Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, der Wahlkampf wird diesmal sogar schwerer. Mit einem Gegenkandidaten kann man Argumente austauschen, sich die Bälle zuwerfen. Das bleibt bei mir nun ein Stück weit auf der Strecke – und die Wahl ist auch bei Weitem noch nicht entschieden. Ungeachtet dessen, dass ich als einziger Bürgermeisterkandidat für Büren antrete, muss ich die Menschen motivieren, tatsächlich zur Wahl zu gehen und ihr Kreuzchen auch hoffentlich bei &bdquo;Ja“ zu setzen, damit ich mit einer starken Mehrheit ausgestattet dieses Amt fortführen darf. Wenn ich nicht mindestens 50 Prozent der abgegebenen Stimmen bekomme, bin ich abgewählt. Daher betreibe ich gemeinsam mit der CDU sehr intensiv Wahlkampf. Wir sind in allen Ortsteilen unterwegs, um in ganz lockerer Runde ins Gespräch zu kommen. Die Bürgerinnen und Bürger in Büren können am 14. September nicht zwischen Kandidaten entscheiden, sondern nur ein Ja oder Nein bei Ihnen ankreuzen. Eine echte Wahl sieht anders aus. Hätten Sie sich lieber einen oder mehrere Konkurrenten gewünscht? Ja. Es ist auch für die Demokratie gut, wenn man bei einer Wahl tatsächlich eine Wahl hat – so wie es beispielsweise bei den Bewerbern für die Ratsmandate in den einzelnen Wahlbezirken ist. Und ein &bdquo;Nein“ ist auch eine andere emotionale Botschaft, damit entscheidet man sich aktiv gegen mich. Das ist anders, wenn sich jemand für einen anderen Kandidaten entscheidet. Lesen Sie auch: Bürens Bürgermeister wird wieder kandidieren Sie haben sicher auch mit dem einen oder anderen von den anderen Parteien in Büren gesprochen. Sind alle nun Fans von Ihnen und Ihrer Politik? Oder warum hat keiner einen Gegenkandidaten aufgestellt? Sicher werden die anderen Parteien taktisch gedacht und ihre Chancen abgewogen haben – ich hätte es auf jeden Fall so gemacht. Natürlich ist es auch nicht so, dass auf einmal alle meine Freunde sind und es nicht auch Raum für Diskussionen gäbe, aber: Es spielt sicherlich eine Rolle, dass wir über die Jahre ein hervorragendes Miteinander im Rat aufgebaut haben. Wir gehen sehr respektvoll miteinander um, sprechen miteinander, hören einander zu, begegnen uns auf Augenhöhe. Und ganz oft steht – auch bei sehr strittigen Themen – am Ende der Beratung ein Kompromiss, mit dem alle fein sind oder der zumindest eine große Mehrheit bekommt. Für mich sind das jedes Mal Sternstunden der Demokratie – wenn das nur auf Bundes- und Landesebene auch so wäre. Schon seit 16 Jahren sind Sie Bürgermeister in Büren. Nun kommen sehr wahrscheinlich noch mal fünf weitere hinzu. Amtsmüde sind Sie also nicht. Was für Ziele haben Sie noch in Büren? Es gibt noch eine ganze Reihe an Projekten, die ich gerne begleiten würde. Ich habe für mich eine &bdquo;Big 5“ vor Augen. Eins der großen Themen, das ich seit 2009 schon auf der Agenda habe, ist die Etablierung eines Lebensmittelgeschäftes in der Innenstadt. Es scheint so, dass wir hier endlich auf einem guten Weg sind: Der Abschluss des Bauleitplanverfahrens steht auf der Tagesordnung der nächsten Ratssitzung, sodass wir – bei positivem Beschluss – das Planungsrecht haben. Das zweite Projekt ist der Ausbau unserer Ortsdurchfahrt. Da werden wir jetzt europaweit die Planung ausschreiben, um 2027 in die Umsetzung zu gehen – das ist ein Jahrhundertprojekt mit insgesamt zwei Kreisverkehren. Der bereits erfolgte Abriss des alten Postgebäudes ist ein Vorgriff auf die Maßnahmen. Das dritte große Vorhaben ist die Errichtung der noch fehlenden acht Feuerwehrgerätehäuser im Stadtgebiet. Damit verbessern wir nicht nur die allgemeine Sicherheit deutlich und sorgen für den langfristigen Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger, sondern schaffen auch optimale Einsatzbedingungen für alle Kameradinnen und Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehr. Viertens wollen wir unsere Trinkwasserversorgung absichern. Wir haben erlebt, dass unsere Trinkwasserkontingente, die wir über die Aabachtalsperre beziehen, aufgrund der zuletzt trockenen Jahre von rund 1,1 Millionen auf 700.000 Kubikmeter reduziert worden sind. Das hat uns getroffen. Deshalb mussten wir unsere Trinkwasserversorgung absichern und zusätzlich mehr Wasser aus der Empertalquelle bei Leiberg entnehmen. Da auch das nicht reichte, mussten wir Trinkwasser hinzukaufen. Perspektivisch dürfte auch der Bau einer Trinkwasseraufbereitungsanlage unumgänglich sein. Zudem beabsichtigen wir, die in der Notlage erworbenen Kontingente dauerhaft zu sichern. Der letzte Punkt meiner &bdquo;Big 5“ ist die Ansiedlung von Chefs Culinar im Gewerbegebiet am Flughafen, die nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch eine allgemein zukunftsgerichtete Entwicklung unserer Stadt verspricht. Das Großprojekt ist bereits gestartet, wird uns aber noch länger intensiv begleiten. Wir achten sehr darauf, dass dieses wichtige Vorhaben so umgesetzt wird, dass es auch für Ahden und die Bevölkerung vertretbar ist. Trotz der vielen Arbeitsstunden haben Sie sich erneut zur Wahl gestellt. Was lieben Sie am Bürgermeisteramt? Es ist vor allem das gute Miteinander. Ich habe eine super aufgestellte und hoch motivierte Führungsmannschaft sowie engagierte Mitarbeitende in der Verwaltung. Die vielen großen Projekte und Veranstaltungen, die wir planen, muss man mit einer Verwaltung erst einmal hinbekommen. Aber auch die gute Atmosphäre im Rat ist ein Grund. Nachdem wir durch diese intensive und konstruktive Zusammenarbeit schon so viel bewegen konnten, wäre ich schlecht beraten, jetzt damit aufzuhören. Und ich vernehme auch eine wirklich positive Stimmung in der Stadt – in Büren bewegt sich etwas. Es gibt auch Bürgermeister, die aufgrund der finanziellen Krise der Kommunen resignieren und sich nicht mehr zur Wahl stellen, weil sie aufgrund der Bundes- und Landespolitik nichts mehr gestalten können, sondern nur noch verwalten und zahlen müssen. Sehen Sie das auch so? Es ist extrem herausfordernd. Gleichwohl haben wir es mit positiven Jahresabschlüssen ab 2018 geschafft, dass wir aktuell eine Ausgleichsrücklage von fast 20 Millionen Euro haben – die brauchen wir zum Atmen. Aber selbst mit einer so gut gefüllten Rücklage müssen wir uns immer wieder bei der Haushaltsaufstellung strecken, um nicht in die Haushaltssicherung zu rutschen. Die Rahmenbedingungen in NRW sind extrem schwer, um gute, ausgeglichene Kommunalhaushalte aufzustellen. Bund und Länder sollten eigentlich dafür sorgen, dass Kommunen eine gute und solide Finanzausstattung erhalten. Im Finanzierungssystem für die kommunalen Haushalte läuft irgendetwas schief, denn irgendwann gibt es in den Kommunen nichts mehr zu sparen und man kann auch die Einnahmenschraube nicht weiter hochdrehen. Wir brauchen die Unterstützung vom Bund und vom Land, sie ist existenziell für die Kommunen. Klimaschutz, ÖPNV, Windkraft oder bezahlbarer Wohnraum bzw. Baugebiete. Wo drückt in Ihrer Stadt am meisten der Schuh, wo müssen Sie unbedingt anpacken? Als klimaengagierte Kommune investieren wir fortlaufend in die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude. Zudem möchten wir Sorge dafür tragen, dass wir hier vor Ort mehr von der Windkraft profitieren. Damit können wir den Herausforderungen in der kommunalen Finanzierung begegnen und auch dem Bürger etwas zurückgeben, zum Beispiel durch niedrige Energiepreise. Zudem bleibt Bildung ein wichtiges Thema, beispielsweise in puncto OGS-Ausbau, den wir vorantreiben. Auch neue Baugebiete werden geschaffen. Wir haben uns die Innenverdichtung vorgenommen und schauen, wo wir Baulücken schließen können. Das ist aber endlich. In den letzten fünf Jahren haben wir 150 Baugrundstücke in Büren und den Ortsteilen entwickelt – die sind alle vergeben. Und es werden neue Baugebiete erschlossen, zurzeit auf der Harth, in Brenken und in Büren. Die Suche nach weiteren Baugrundstücken läuft parallel. Außerdem haben wir darauf geachtet, dass wir auch Sozialwohnungen anbieten – die Nachfrage ist groß und die Verfügbarkeit dieser Wohnungen gerade für junge Familien wichtig. Auch interessant: Büren plant mehrere Windräder im Wald Ärztemangel ist auch immer ein großes Thema, das die Bürger bewegt. Wie wollen Sie Büren für die Zukunft aufstellen? Ärztemangel ist seit der Schließung des Krankenhauses ganz zu Beginn meiner Amtszeit ein Dauerthema. Wir arbeiten eng mit der Kassenärztlichen Vereinigung zusammen und überlegen gemeinsam, wie wir die Sitze für haus- und fachärztliche Versorgung in Büren besetzen und wie wir Nachfolger generieren können. Es ist schwierig. Ebenfalls zum Anfang meiner Amtszeit sollte die Notfalldienstpraxis geschlossen werden. Wir haben es aber in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft vor Ort hinbekommen, an der Eickhoffer Straße eine Praxis einzurichten, die von der Kassenärztlichen Vereinigung angemietet und von verschiedenen diensthabenden Ärzten besetzt wird. Sie besteht bis heute, weil wir uns immer wieder gemeinsam dafür einsetzen – denn der Bedarf ist definitiv da. Durch &bdquo;BOA-Rocks“ wurde das Image der Stadt gestärkt und Büren auch weit über OWL bekannter. Aber nur wenn man attraktive Musiker/Bands verpflichtet, kommen auch genug Besucher. Das ist immer auch ein finanzielles Risiko. Hat das Open Air eine Zukunft? Das BOA-Rocks ist für uns einerseits ein kulturelles Aushängeschild, andererseits auch ein wichtiger Motor für Identität und Zusammenhalt. Der Erfolg der vergangenen Jahre zeigt sehr deutlich: Hier entsteht etwas Besonderes. Auf unserer Bühne standen bereits Größen wie die Hooters, Boss Hoss, Fury in the Slaughterhouse, Toto, Nena oder Alphaville. Seit dem vergangenen Jahr haben wir das Programm zudem um einen zweiten Veranstaltungstag erweitert, der gezielt die jüngere Generation anspricht. Die Resonanz in Presse und sozialen Medien für das Jahr 2025 war durchweg positiv: Besonders hervorgehoben wurden die einzigartige Stimmung in den Almeauen und die hohe Aufenthaltsqualität. Dennoch blieb die Besucherzahl, vor allem am zweiten Veranstaltungstag, hinter den Erwartungen zurück. Der rechnerische Break-Even-Point konnte an Tag 2 nicht erreicht werden, sodass kein wirtschaftlich positives Ergebnis erzielt wurde. Die Gründe dafür liegen unter anderem in der geringeren Zugkraft der Acts, der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit, dem veränderten Freizeitverhalten nach der Corona-Pandemie sowie einer spürbaren Marktsättigung in der Region. Ein finanzielles Risiko besteht also immer, wenn man eine Veranstaltung in dieser Größenordnung durchführt. Um unseren Bürgerinnen, Bürgern und Gästen jedoch auch zukünftig ein Kulturerlebnis dieser Art bieten zu können, halten wir an dem Format des BOA-Rocks fest und arbeiten bereits an einem attraktiven Set für 2026. Wie das aussehen wird, ist vorerst ein Geheimnis.

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